Über Gefühle sprechen: Warum fürchten sich (manche) Männer davor?
Über Gefühle, Bedürfnisse und Emotionen sprechen: Frauen tun dies meist ganz selbstverständlich. Männern fällt es dagegen oft sehr schwer. Warum fürchten sich so viel Männer davor, über ihre Gefühle sprechen zu müssen? Und über Sexualität? Und wie kann man ihm dabei helfen, trotzdem ein solches Gespräch zu führen?
Sprechen: Typisch Frau?
Das Sprechen ist echt so ein Frauending: Wir reden einfach wesentlich mehr als Männer, stimmt’s? In unterschiedlichen Selbsthilfebüchern kann man lesen, dass Männer etwa 7.000 Worte pro Tag von sich geben würden. Bei Frauen sind dies angeblich nicht weniger als 20.000. Für solche Daten gibt es aber keine wissenschaftlichen Belege. Die Quelle dieser Information scheint ein Pamphlet eines Beziehungstherapeuten zu sein, dessen Text von vielen Autoren einfach übernommen wurde. Wissenschaftliche Studien kommen aber zu dem Ergebnis, dass Männer und Frauen in etwa gleich viel reden, dass dies aber auch stark vom jeweiligen Setting abhängig ist.
Professor David Lazer von der Northeastern University entdeckte zum Beispiel, dass Frauen bei sozialen Gelegenheiten (wie etwa beim Mittagessen) mehr reden. Im professionellen Umfeld reden dagegen die Männer mehr. Andere wissenschaftliche Untersuchungen aus dem Jahr 2007 kamen zu dem Ergebnis, dass Frauen etwa 16.215 Worte pro Tag verwenden und Männer 15.669.
Sie werden nicht dazu ermutigt, um über Emotionen zu sprechen
Vor kurzem haben wir über die Toxic Masculinity geschrieben. Hierbei werden Jungen mit der Vorstellung erzogen, dass das Sprechen über Emotionen nicht männlich wäre. Sie lernen dagegen, ihre Emotionen zu unterdrücken und möglichst nicht über sie zu reden.
Jungen werden mit der Vorstellung erzogen, dass das Zeigen von Emotionen oder über diese zu sprechen nicht männlich wäre.
Natürlich ist nicht jeder Mann einer solchen giftigen Erziehung ausgesetzt. Es gibt nun einmal viele Menschen, denen es einfach schwerfällt, über ihre Gefühle zu sprechen. Nach Auffassung von Tara Vossenkemper, Therapeutin und Inhaberin einer Beziehungstherapie-Praxis, lässt sich dies sowohl biologisch als auch sozial erklären: “Männer werden nicht oft dazu ermutigt, über ihre Gefühle zu sprechen oder sogar regelrecht entmutigt. Außerdem wollen sich manche Männer nicht gerne von ihrer verletzlichen Seite zeigen.”
Tipps zum Sprechen über Emotionen
Fällt es deinem Partner schwer, über seine Gefühle zu sprechen? Dann versuche dir vorzustellen, wie er sich fühlt: Wahrscheinlich fühlt er sich verwundbar, wenn er dies tut. Er fürchtet sich davor, ausgelacht zu werden oder auf Unverständnis zu stoßen. Oder er ist es durch seine Erziehung einfach nicht gewöhnt, offen und ehrlich über Gefühle zu sprechen. Darum fällt es ihm nicht leicht, über (sexuelle) Bedürfnisse und Gefühle zu reden. Möchtest du aber mehr mit deinem Partner über seine Gefühle sprechen? Dann solltest du ihm das in einem ruhigen Moment mitteilen. Vielleicht wird er ungehalten oder ausweichend reagieren, damit er die anderen Emotionen nicht empfinden muss. Vielleicht können dir dann die folgenden Tipps helfen.
Vielleicht ist er es durch seine Erziehung einfach nicht gewöhnt, offen und ehrlich über Gefühle zu sprechen.
Gib ihm Zeit
Erwarte nicht, dass er dir ganz plötzlich seine Seele offenbart: Er wird sich auch zuerst an den Gedanken gewöhnen müssen, dass ihm jemand in dieser Hinsicht zuhören will. Du könntest sagen, dass du mit ihm gerne einmal über ein bestimmtes Thema sprechen willst, aber erst dann, wenn er dazu bereit ist. Bitte ihn, selbst die Initiative zu diesem Gespräch zu ergreifen, wenn er soweit ist. Auf diese Weise zeigst du ihm sehr deutlich, dass du seine Grenzen respektierst. Ihn zu pushen, sofort ganz offen zu sein, wird nur zum Gegenteil führen.
Ihn zu pushen, kann dazu führen, dass man das Gegenteil erreicht, darum sollte man das lieber lassen!
Man kann auch per Brief seine Emotionen zeigen
Schreiben ist manchmal einfacher als reden. Er kann dann all sein Gefühle zu Papier bringen, ohne dich dabei ansehen zu müssen und auf deine Fragen (direkt) antworten zu müssen.
Gehe mit gutem Beispiel voran
Vom Partner zu erwarten, dass er dir seine Emotionen offenbart, wäre nicht fair, wenn du dies selbst nicht auch tust. “Wenn du dich von deiner verletzlichen Seite zeigst, wird es dem anderen leichter fallen, es selbst ebenfalls zu tun”, sagt die Therapeutin Kimberly Hershenson zu Bustle. “Indem du deine eigenen Probleme und Emotionen teilst, wird auch dein Partner dies eher tun.”
Lese auch: Toxic Masculinity: Die Risiken für ihn und dich
Sei dazu bereit, nur zuzuhören
Manchmal will jemand einfach nur reden, einfach erzählen, und erwartet keine Antwort oder irgendein Feedback. Am einfachsten findet man dies heraus, indem man ihn direkt fragt, ob er sich eine entsprechende Reaktion von dir erhofft. Sollte die Antwort ‘nein’ lauten, kannst du deine zweifellos gut gemeinten Ratschläge lieber für dich behalten.
Zuhören ist vollkommen ausreichend.
Redet miteinander über eure Emotionen im Auto
Das wird häufig empfohlen: Sensible Themen wie z.B. sexuelle Aufklärung und eben auch Emotionen kann man gut im Auto besprechen. Warum? Weil man sich im Auto während dem Fahren nicht anschauen kann. Da man keinen Blickkontakt herstellen kann und durch das Fahren etwas abgelenkt ist, fühlen sich unangenehme Gespräche auf diese Weise etwas weniger unangenehm an.
Über Gefühle sprechen – Versuche während einer Aktivität ins Gespräch zu kommen
Genau wie während einer Autofahrt, kann man auch bei anderen Aktivitäten versuchen, mit dem anderen ins Gespräch zu kommen. Zum Beispiel bei einem Spaziergang oder wenn man zusammen am Gamen, Golfspielen oder Kochen ist.
In Ruhe lassen
Die Kraft einer guten Beziehung liegt darin, dass man einander ergänzt aber nicht versucht, den anderen zu ändern. Wenn er über bestimmte Dinge einfach nicht reden will, solltest du ihn nicht versuchen zu pushen, sondern in lieber in Ruhe lassen. Versuche dich damit abzufinden. Bei vielen Dingen wird einem dies wahrscheinlich gelingen, aber natürlich gibt es auch Themen, die sich einfach nicht ausklammern lassen.
Die Kraft einer guten Beziehung liegt darin, dass man einander ergänzt aber nicht versucht, den anderen zu ändern.
Die Art und Weise erkennen, wie dir dein Partner Liebe schenkt
Blumen, Schokolade, romantische Urlaube und Serenaden unter dem Balkon; nicht jeder Mann wird auf diese Weise seine Liebe zu dir kundtun. Und sehr viele Damen würden dies wahrscheinlich auch gar nicht wollen. Es ist aber wichtig, die Liebessignale des Partners zu erkennen. Das kann das simple Freikratzen der Autoscheiben im Winter sein bis hin zu lieben kleinen Mitteilungen in deiner Lunchbox, dein Bett vorwärmen oder dich niemals bloßzustellen. Man kann jemandem seine Liebe eben nicht nur mit Worten oder posts in den Social Media zeigen, sondern auch mit Taten.
Redet mit einem Therapeuten über eure Gefühle
Wenn es etwas sehr Wichtiges gibt, das du besprechen willst, du findest aber einfach keinen Zugang zu ihm, könnte euch ein Beziehungstherapeut weiterhelfen. Das bedeutet aber nicht, dass du deinen Liebsten auf diesem Wege dazu zwingen musst, sich zu offenbaren. Sollte das Thema jedoch zu Problemen in eurer Beziehung führen, kann ein klärendes Gespräch in manchen Fällen notwendig sein. Und der Therapeut kann euch dabei helfen.
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