Wie wichtig ist physischer Kontakt in einer Beziehung?
Beziehungen ohne Sex, ja, die gibt es. Und die Menschen, die sich in einer solchen Beziehung befinden, sind oft auch sehr glücklich zusammen. Dass man unbedingt Sex haben muss, um eine gute Beziehung zu führen, ist also eher ein recht hartnäckiges Missverständnis. Trotzdem stellt sich die Frage: Wie wichtig ist physischer Kontakt in einer Beziehung?
Das Ganze klingt ein wenig wie eine Fangfrage, denn wie wichtig Sex in einer Beziehung ist, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel von deinen Bedürfnissen und denen deines Partners. One Size Fits All gibt es hierbei nicht, und Sex kann für unterschiedliche Menschen etwas ganz Unterschiedliches bedeuten.
Sollte man dem Durchschnitt von ungefähr zwei Mal pro Woche entsprechen? Unsinn. Es gibt hierbei keine ‘normale’ Frequenz in Beziehungen, die die Zufriedenheit aller Beteiligten garantieren könnte. Vielleicht hast du eine sehr starke Libido und bekommst deshalb nie genug, auch nicht bei zwei Mal pro Woche. Oder ihr tut es nur einmal im Monat, dann aber so richtig, wodurch es jedes Mal zu einem extrem befriedigenden Erlebnis wird. So ein Rhythmus ist dann sicher wesentlich befriedigender, als einfach zwei Mal pro Woche eher langweiligen Sex zu haben.
Sex ist also sicher nicht das Wichtigste in einer Beziehung. Er sagt somit auch nicht viel über die Gesundheit einer Beziehung aus. Es gibt sehr viele Beziehungen, in denen zwar viel Sex stattfindet, von echtem Liebesglück aber nicht viel zu spüren ist. Andererseits existieren ebenso viele Beziehungen, in denen Sex eine weniger wichtige Rolle spielt, in denen die Partner aber auf andere Weise ihre Intimität ausleben; zum Beispiel durch Kuscheln und gute Gespräche.
Natürliches Schmerzmittel
Sex kann allerdings auch ein sehr wirksames ‘Schmiermittel’ sein. Eine Quelle der Intimität und Verbindung, die einen besser zusammenschweißt. Darum verfügt Sex über zahllose Vorteile; sowohl in der Beziehung als auch für einen selbst. Orgasmen können dabei helfen, Kopfschmerzen und Menstruationskrämpfe zu lindern. Außerdem halten sie das Herz gesund und vermindern bei Frauen mittleren Alters und auch bei älteren Frauen die Gefahr für Bluthochdruck. Sex soll sogar das Immunsystem stärken.
Ganz zu schweigen von der Selbstwahrnehmung. Menschen, die regelmäßig Sex haben und zum Orgasmus kommen, sollen über ein besseres Selbstbild verfügen als Menschen, die dies nicht tun. Sex und Masturbation stärken das Selbstvertrauen, was sich auf die Beziehungen zu anderen Menschen positiv auswirkt.
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Himmlisches Nachglühen
Sex ist aber vor allem für die emotionale Gesundheit wichtig. Forscher haben entdeckt, dass körperliche Intimität dem Stresshormon Cortisol zu Leibe rückt, wodurch man sich nach dem Sex entspannter fühlt. Dieses himmlische Nachglühen entsteht durch die ganze Flut an Glückshormonen, die nach einem Höhepunkt freigesetzt werden. Man fühlt sich durch sie stärker, fröhlicher und weniger gestresst. Noch Stunden später, nachdem man in den Armen des anderen gelegen hat, wirken diese positiven Emotionen nach.
Das Oxytocin, das nach einem Orgasmus durch den Körper pulsiert, führt dazu, dass man Lust auf Kuscheln bekommt, einander festhalten will und seine Verbindung vertieft; sowohl körperlich als auch emotional. Dieses körperliche Zusammensein verursacht eine Art High, das deine Beziehung, deine Stimmung und dein emotionales Band mit dem Partner verstärkt. Denn wenn der eigene Stresslevel nach einem himmlischen Orgasmus drastisch absinkt, wird sich dies auch auf eure Beziehung auswirken. Ihr werdet wieder liebevoller miteinander umgehen, und du wirst nicht gleich explodieren, wenn er wieder einmal seine Socken herumliegen lässt oder die Zahnpastatube nicht zuschraubt.
Auf diese Weise führt körperliche Intimität dazu, dass man sich stärker verbunden fühlt. Dass man einander vertraut, dass man zusammenbleiben möchte und der Funke zwischen euch weiterhin glüht. Sex kann also durchaus der ‘Kleber’ sein, der alles zusammenhält.
Der Sex bleibt als erstes auf der Strecke
Gleichzeitig ist der Sex oft das Erste, was dem Alltag einer Beziehung zum Opfer fällt. Das Leben kann sehr stressig und vereinnahmend sein, dazu kommt noch die ganze Verantwortung, der du dich jeden Tag wieder stellen musst. Und je länger man zusammen ist, desto mehr wird sich die Sexdynamik verändern. Viele Menschen versinken recht schnell im Alltagstrott. Ihr Verlangen nach einander lässt nach und man findet sich immer öfter zusammen auf dem Sofa sitzend, die nächste Netflix-Serie konsumierend; in Jogginghose und mit Chipstüte neben sich.
Das ist vollkommen normal. So gut wie niemand fühlt nach Jahren des Zusammenseins immer noch die gleiche unersättliche Lust aufeinander wie in früheren Tagen. Die Spannung der jungen Beziehung verflüchtigt sich mit der Zeit, was einem aber die Möglichkeit eröffnet, am Aufbau von Vertrauen und Intimität zu arbeiten; und an einem Sexleben, das für beide Partner befriedigend ist. Wie das geht? Indem ihr euch ganz offen und ehrlich über eure Bedürfnisse unterhaltet. Denn obwohl es natürlich einfacher ist, alles so weiterlaufen zu lassen wie gewohnt und einmal im Monat eine Runde Pflichtsex zu absolvieren, ist es für eure Beziehung viel besser, etwas mehr Mühe in sie zu investieren.
Die Spannung der jungen Beziehung verflüchtigt sich mit der Zeit, was einem aber die Möglichkeit eröffnet, am Aufbau von Vertrauen und Intimität zu arbeiten; und an einem Sexleben, das für beide Partner befriedigend ist.
Blühendes Sexleben
Man sollte also etwas Zeit für gute Gespräche und ein liebevolles Zusammensein einplanen, egal wie stressig der Alltag auch sein mag. Die gegenseitige Zuwendung sollte einem wichtiger sein. Wenn man regelmäßig Sex miteinander hat, wird dies die Bindung verstärken und pflegen. Man kann hierdurch sogar wieder zu jener Anfangszeit zurückkehren, als alles noch so neu und aufregend war.
Intimität ist sowieso wesentlich mehr als nur ein zerwühltes Bett. Sex löst einen Intimitäts-Loop aus, wie Untersuchungen zeigen konnten. Je intimer man im Schlafzimmer ist, desto intimer wird man auch außerhalb des Schlafzimmers sein. Und auch umgekehrt. Diese Zuneigung wird letztlich dazu führen, dass die Beziehung stärker und befriedigender wird.
Die große Frage
Stellt sich also die große Frage: Wie oft muss man nun Sex haben, um in den Genuss all dieser Vorteile zu kommen? Nach Meinung der Wissenschaft erlangt man all dies emotionale Wohlbefinden und eine liebevolle Verbindung, wenn man einmal pro Woche das Bett teilt.
Jetzt sollte man aber nicht gleich verzweifeln. Falls du dich gerade in einer sehr hektischen Lebensperiode befindest, solltest du nicht vergessen, dass es vor allem wichtig ist, dass ihr miteinander über eure sexuellen Bedürfnisse sprecht. Letztlich entscheidet ihr selbst, was für euch die ideale Sexfrequenz ist und wie ihr eurem Sexleben Form geben wollt. Manche Paare haben kaum ‘echten’ Sex, dafür genießen sie häufiges Kuscheln, Umarmen, Streicheln oder Oralsex. Seid ihr beide mit eurem Sexleben zufrieden? Egal wie aktiv oder inaktiv es auch sein mag? Dann gibt es auch kein Problem. Wie gesagt: Es gibt hierbei kein One Size Fits All.
Falls ihr aber beide das Bedürfnis nach einem aktiveren und blühenderen Sexleben verspürt, solltet ihr wissen, dass physische Intimität in der Tat sehr viele Vorteile mit sich bringt. Darum lohnt es sich, die etwas eingeschlafenen Gefühle füreinander wieder wachzurütteln. Wer weiß, was dann mit euch geschieht!
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