Darum sind Introvertierte einfach toll!

Langweilig, sozial ungeschickt oder schüchtern. Die Etiketten, die introvertierten Menschen anhaften, klingen nicht gerade schmeichelhaft. Und das ist vollkommen zu unrecht, denn die eher ruhigen Typen verfügen über viele sehr gute Eigenschaften. Und wenn man sich bewusst ist, dass etwa ein Drittel aller Menschen zu diesem introvertierten Menschentyp zählt, kann man sich auch vorstellen, dass es sich lohnt, die Qualitäten dieser Menschen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen!

Zuerst wollen wir aber einige Missverständnisse aus der Welt schaffen. Nur weil jemand introvertiert ist, bedeutet nicht, dass die betreffende Person einen Mangel an sozialen Fähigkeiten hätte. Ganz im Gegenteil sogar: Introvertierte sind oft um einiges sozialer als extrovertierte Party-Animals, die dir ganz spontan um den Hals fallen und dir stundenlang die Ohren brummen lassen.

Es hat einfach etwas damit zu tun, wie introvertierte Menschen mit äußerlichen Reizen umgehen. In einer belebten, sozialen Umgebung kehren sich introvertierte Menschen oft eher nach innen. Es kostet sie Energie, sich selbst zu zeigen, über Belanglosigkeiten zu reden und viele Eindrücke zu verarbeiten. Deshalb neigen sie dazu, lieber im Hintergrund zu bleiben und nur wenig von sich preiszugeben.

Zurück ins Schneckenhaus

Extrovertierte Menschen bringen dafür oft wenig Verständnis auf, weil es ihnen überhaupt nicht schwerfällt, sich zu präsentieren und im Rampenlicht zu stehen. Deshalb denken sie schnell, dass introvertierte Menschen dazu angespornt werden müssen, ihr Schneckenhaus zu verlassen. Sie realisieren sich aber nicht, dass sie genau das Gegenteil erreichen, wenn sie zu einem introvertierten Menschen sagen: “Du bist so still”, “Du kannst ruhig auch etwas sagen” oder “Lass mal etwas mehr von dir hören”.

Auch wenn es gut gemeint ist, mit solchen Aussprüchen wird man den Introvertierten nur nervös machen, wodurch er oder sie sich noch mehr in sein Schneckenhaus zurückziehen wird. Warum? Weil sie dann das Gefühl bekommen, unter Druck gesetzt zu werden, während sie sich viel lieber in ihrem eigenen Tempo an soziale Situationen gewöhnen möchten. Und weil sich durch entsprechende Bemerkungen sofort die ganze Aufmerksamkeit auf sie richtet. Für eine introvertierte Person gibt es kaum etwas Unangenehmeres, als plötzlich unverhofft im Rampenlicht zu stehen.

Batterien aufladen

Außerdem lassen solche Kommentare völlig außer Acht, dass viele introvertierte Menschen viel lieber im Hintergrund bleiben möchten. Sie hören lieber zu, observieren und testen erst das Eis, bevor sie es betreten. Sie sind gerne sie selbst, weil sie auf diese Weise die Möglichkeit haben, ihre Batterien wieder aufzuladen. Deshalb sind sie aber nicht weniger sozial als andere.

Im Gegenteil, viele Introvertierte blühen regelrecht auf, wenn sie in Ruhe gelassen werden oder nur in kleinen Gruppen unterwegs sind. Man denke hierbei nur an den stillen Kollegen, der während einer Brainstorm-Session sich schweigend alle wilden Pläne anhört, die in die Runde geworfen werden. Dann könnte man leicht denken, dass in seinem Oberstübchen offensichtlich nicht viele Konstruktives vorhanden ist, Untersuchungen haben aber ergeben, dass genau diese Kollegen sehr oft am Ende mit den besten und gut durchdachten Ideen auftrumpfen. Gerade deshalb, weil sie sich Zeit gelassen haben, um über das Thema etwas ausführlicher nachzudenken.

“Der stille Kollege hat am Ende oft wertvolle und die am besten durchdachten Ideen.”

Warum Introvertierte so toll sind? Eben genau deshalb!

Gute Zuhörer

Für die meisten Introvertierten ist es zur zweiten Natur geworden: aufmerksam dem Gegenüber zuhören. Sie sind aufrichtig an ihrem Gesprächspartner interessiert und geben sich alle Mühe, sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen. Hierdurch fällt ihnen Empathie meist viel leichter, wodurch sie oft zur Quelle gut durchdachter Ratschläge und scharfer Beobachtung werden. Extrovertierte Menschen neigen schneller dazu, weniger gut zuzuhören, weil sie möglichst schnell von sich selbst anfangen wollen zu reden. Der Introvertierte weiß dagegen sehr gut, dass es momentan eben nicht um ihn geht, sondern um den anderen.

Gute Beobachter

Introvertierte sind nicht nur gute Zuhörer, sondern auch gute Beobachter. Sie sehen alles und achten auch auf feine Details, die anderen leicht entgehen. Zum Beispiel wenn es um Körpersprache geht oder zwischenmenschliche Beziehungen. Wenn man mit einem Introvertierten eine Party besucht, wird er dir sehr schnell sagen können, wer in wen verliebt ist und wo es Spannungen gibt. Sie wissen genau, wie sie Gesichtsausdrücke interpretieren müssen, wodurch man immer den Eindruck haben wird, wirklich gehört und gesehen zu werden, wenn man mit einer introvertierten Person spricht. Sie fühlen es zudem, wenn man Zeit benötigt, um über etwas nachzudenken oder wenn ein schwieriges Thema angeschnitten wurde. Dann werden sie dir den nötigen Freiraum lassen, wodurch du dich bei ihnen schnell wohlfühlen wirst.

Erst denken, dann reden

Eine Introvertierter, die stundenlang redet? So jemanden wird man nicht so schnell finden. Wenn aber ein Introvertierter etwas sagt, ist es oft auf den Punkt und informativ. Sie wählen ihre Worte sorgfältig und achten darauf, dass sie ganz sicher wissen, dass das, was sie sagen, hieb- und stichfest ist, bevor sie den Mund aufmachen. Sie reden nur dann, wenn sie auch wirklich etwas sinnvolles zu sagen haben, deshalb haben ihre Bemerkungen oft großen Einfluss, im Gegensatz zu dem random Gequatsche anderer, die alles, was ihnen gerade einfällt, sofort hinausposaunen. Darum mögen Introvertierte Small Talk nicht so sehr, sondern widmen sich lieber schnell echten Themen.

Zuverlässig und loyal

Vereinbarung ist Vereinbarung, dessen kann man sich sicher sein, wenn man es mit einem Introvertierten zu tun hat. Sie werden dich nicht nur niemals im Stich lassen, sondern sind zudem den Menschen, die sie mögen gegenüber geduldig und loyal. Bei der Arbeit sind sie ebenfalls sehr wertvoll. Sie nehmen ihre Aufgaben ernst und benötigen beinah keine Anleitung von Vorgesetzten. Wenn man ihnen ausreichend Raum gibt, wissen sie sehr genau, wie sie ihre Projekte und Pläne realisieren müssen.

Umgänglich

Introvertierte Menschen stehen nicht gerne im Vordergrund. Sie werden anderen nicht so schnell die Show stehlen oder versuchen, andere zu beeindrucken. Sie sind eher ruhig, freundlich und empathisch, wodurch sie schnell sympathischer als irgendwelche lauten Kollegen wirken, die vor allem die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Im Mittelpunkt zu stehen, ist nichts für den Introvertierten, dafür sind sie immer für ein gutes, offenes Gespräch unter vier Augen zu haben.

Gute Freunde und liebevolle Partner

Introvertierten kostet es oft viel Energie, unter Menschen zu sein. Darum wählen sie ihre Freunde sehr sorgfältig aus. Sie haben lieber nur wenige gute und ernsthafte Freundschaften, als ein großes Netzwerk mit eher flüchtigen Bekannten. Für ihre wenigen Freunde sind sie dafür dann die loyalsten und zuverlässigsten Freunde, die man sich nur wünschen kann. Und das Gleiche gilt in der Liebe. Wenn ein Introvertierter verliebt ist, kann man sich sicher sein, einen Partner zu haben, der einem zuhört, für einen da ist und der für einen durchs Feuer geht. Weiterer Pluspunkt: Da Introvertierte genau wissen, wie angenehm es ist, seinen eigenen Freiraum zu besitzen, gönnen sie ihn viel leichter auch anderen. Also keine Gefahr für irgendwelche clingy Zustände!