Circles of Sexuality: Neue Art der sexuellen Aufklärung
Sexualität ist mehr als nur sexuelle Gefühle oder tatsächlicher Geschlechtsverkehr. Sexualität ist ein wichtiger Teil dessen, was einen Menschen ausmacht und wie er oder sie sich entwickeln wird. Hierzu wurde das Modell der Circles of Sexuality entwickelt. Dabei handelt es sich um eine neue Art der sexuellen Aufklärung für Jugendliche.
Was sind die Circles of Sexuality?
Wurdest du früher auch sexuell aufgeklärt? Vielleicht durch deine Eltern oder in der Schule? Hast du diese Art der Aufklärung als deutlich erfahren? Die Leute, die die Circles of Sexuality erdacht haben, sind der Meinung, dass man dies besser machen kann. Sie haben deshalb ein Modell entwickelt, das nicht nur die Geschichte von Blumen und Bienen erzählt. In den fünf Circles of Sexuality werden alle sexuellen Gefühle, Gedanken und sexuelle Verhaltensweisen zusammengefasst. Hiermit soll den Jugendlichen auf erwachsene Weise vermittelt werden, dass Sex mehr ist als nur Fortpflanzung, dass er sowohl positive als auch negative Gefühle beinhalten kann.
Welche Circles of Sexuality gibt es?
Das Modell beinhaltet fünf unterschiedliche Kreise, die einander auch überlappen. Die fünf Circles of Sexuality sind: Sinnlichkeit, Intimität, sexuelle Identität, sexuelle Gesundheit und Fortpflanzung und Sexualisierung. Zu diesen Kreisen zählt unter anderem Liebe und Genderidentität aber auch die Anatomie, Verhütung und Sexualisierung wie z.B. Inzest. Mit den Circles of Sexuality kann man Jugendlichen und Kindern zeigen, dass es mehr gibt als nur Sex zur Fortpflanzung. Sie werden lernen, dass Sex etwas Schönes und Gutes ist, dass er aber auch missbraucht werden kann.
Kreis 1: Sinnlichkeit
In Kreis 1 wird die Sinnlichkeit behandelt. Dazu zählen ‘Bewusstsein, Akzeptanz und sich im eigenen Körper wohlfühlen: sowohl physisches als auch psychisches Vergnügen mit dem eigenen Körper und den Körpern anderer zu erleben.’
Die wichtigsten Kernwerte der Sinnlichkeit sind: Body Image, der menschliche sexuelle Reaktionszyklus, Hauthunger und Fantasie.
Was kann ich von der Sinnlichkeit lernen?
Der Kreis 1 beschäftigt sich mit der Sinnlichkeit. Sich seines eigenen Körpers bewusst zu sein aber auch dem anderer Personen, vor allem dem des eigenen Partners. Unsere Sinnlichkeit versetzt uns in die Lage, unseren eigenen Körper und den eines anderen Menschen genießen zu können. Wenn sich ein Jugendlicher in seinem eigenen Körper gut fühlt, wird ihn oder sie dies positiv beeinflussen; das gilt natürlich auch für Erwachsene. Die Sinnlichkeit versetzt uns in die Lage, Vergnügen erleben zu können und auch anderen Vergnügen bereiten zu können, indem wir bestimmte Körperteile berühren.
Das Bedürfnis, andere zu berühren – der Hauthunger -, wird oft bei Altersgenossen gestillt. Grund hierfür ist, dass Jugendliche meistens weniger häufig berührt werden als noch jüngere Kinder. Manchmal führt der Hauthunger dazu, dass Jugendliche Sex haben, obwohl sie sich eigentlich eher nach einer Umarmung sehnen und nicht wirklich nach Sex.
Unser Gehirn ermöglicht es uns, über sexuelles Verhalten und Erlebnisse zu phantasieren. Es ist aber wichtig, zwischen Fantasie und dem sich der Fantasie Hingeben zu unterscheiden.
Kreis 2: Circles of Sexuality – Intimität
Bei Kreis 2 dreht sich alles um Intimität. Dies wird wie folgt beschrieben: ‘Intimität ist die Art und Weise, wie wir unser Bedürfnis nach Nähe zu einer anderen Person Form geben. ‘
Die wichtigsten Kernwerte der Intimität sind: Fürsorge, teilen, jemanden nett oder lieb finden, vertrauen, Verletzlichkeit und das Eingehen emotionaler Risiken.
Warum ist Intimität wichtig?
Bei Intimität geht es nicht nur um sexuelle Handlungen, sondern auch um das Teilen persönlicher Gefühle und Informationen. Das macht einen verwundbar, was nicht immer einfach ist. Wirklich intim mit einem anderen zu sein ist recht schwer, wenn man nicht ganz offen und ehrlich zueinander ist. In vielen Beziehungen sorgt die Intimität und die Sexualität für eine starke Verbindung. Man kann aber auch ganz ohne Sex intim sein.
Kreis 3: Sexuelle Identität
Bei Kreis 3 ist mit sexueller Identität das Folgende gemeint: ‘Wie wir uns selbst als sexuelles Wesen wahrnehmen.’
Die Kernwerte der sexuellen Identität sind: biologisches Geschlecht (gender), Genderidentität, Gender-Rolle und sexuelle Orientierung.
Circles of Sexuality – Was ist meine sexuelle Identität?
Man hört in den Medien immer öfter die Begriffe sexuelle Identität, Gender-Rolle und sexuelle Orientierung. Das ist auch gut so, denn sehr oft wird immer noch an den alten ‘Normen’ festgehalten. Traditionell gesehen gibt es viele klare Vorstellungen darüber, was die Norm ist und was nicht (z.B. dass es nur Männer und Frauen gibt) und wie die Gender-Rollen aussehen, wie z.B. der arbeitende Mann und die Hausfrau. Diese traditionellen Genderidentitäten und -Rollen sind in vielen Ländern aber längst überholt, in anderen Ländern dagegen noch sehr ausgeprägt.
Natürlich gibt es Dinge, die eine Frau kann und ein Mann nicht: das hat rein physische Gründe; man denke nur an die Menstruation. Es gibt aber auch jede Menge ‘Regeln’, was Männer und Frauen tun sollten oder eben gerade nicht tun sollten, die jedoch absolut nichts mit den körperlichen Voraussetzungen zu tun haben. Diese Regeln sind durch die Kultur entstanden. In manchen Kulturen trage die Männer Röcke, wohingegen dies bei uns als seltsam aufgefasst wird. Oder Kindern wird beigebracht, dass sie bestimmte Dinge nicht können, z.B. was die Arbeit betrifft. Junge Kinder, egal ob Junge oder Mädchen, sollten aber lernen, dass jeder Mensch gleich ist und man sollte sie darin auf allen Gebieten unterstützen, sei es bei Beziehungen, Aktivitäten, in der Schule oder ihrer Berufswahl.
Aber auch die sexuelle Orientierung gehört zu Kreis 3 dazu. Diese entwickelt sich in der Regel während der Pubertät. Die Jugendlichen entdecken ihre sexuelle Orientierung und fangen an damit zu experimentieren. Viele homosexuelle, lesbische und bisexuelle Jugendliche haben in dieser Phase erste sexuelle Erlebnisse mit Altersgenossen. Die Entwickler der Circles of Sexuality empfehlen Erwachsenen, die Jugendlichen zu unterstützen, wenn sie über ihre sexuelle Orientierung sprechen möchten, denn die Erwachsenen können ihnen helfen, bestimmte Gefühle zu akzeptieren und zu entdecken.
Kreis 4: Circles of Sexuality – Sexuelle Gesundheit und Fortpflanzung
Kreis 4 beschäftigt sich mit der ‘Einstellung und Verhalten gegenüber unserer eigenen Gesundheit und den Konsequenzen sexueller Aktivität.’
Wichtige Kernwerte sind: sexuelles Verhalten, Anatomie und Physiologie, sexuelles System und Fortpflanzungssystem, Verhütung und Abtreibung und sexuell übertragbare Krankheiten.
Circles of Sexuality – Wie funktioniert mein Körper?
Kreis 4 bringt den Jugendlichen bei, wie der Körper aufgebaut ist und funktioniert und wie man sexuelle Beziehungen gesund erhält; sowohl körperlich als auch geistig. Informationen über die Fortpflanzung gehören hier natürlich dazu. Ohne diese würden Mädchen und Jungen nicht wissen, wie der Körper funktioniert und wie ein Mädchen schwanger wird. Jugendliche in der Pubertät wissen meistens noch nicht genug über die Funktionen ihres eigenen Körpers und denen ihres Partners. Wenn man mit ihnen über Geschlechtskrankheiten spricht, über Verhütungsmittel und die Möglichkeit einer Abtreibung, wird dies den Aufwachsenden mehr Sicherheit verleihen und sie können bessere Entscheidungen bezüglich ihrer sexuellen Gesundheit treffen.
Geschlechtsverkehr ist ein ganz normales menschliches Verhalten: Es sollte zu sexuellem Vergnügen führen, kann aber auch eine Schwangerschaft auslösen. Bei sexueller Aufklärung dreht sich meist alles nur um den klassischen Geschlechtsverkehr zwischen Männern und Frauen bzw. Jungen und Mädchen. Jugendlichen würde es aber um einiges mehr helfen, wenn sie über alle drei verbreiteten Arten des Geschlechtsverkehrs aufgeklärt würden: oral, anal und vaginal.
Informationen zur Verhütung und über Verhütungsmittel sind sehr wichtig: wie wirken sie, wo bekommt man sie? Es ist auch wichtig (Jungen und Mädchen) zu erklären, wie man Kondome verwendet, denn dies ist das einzige Verhütungsmittel, das sowohl vor einer Schwangerschaft als auch vor Geschlechtskrankheiten schützt. Das Wichtigste bei Kreis 4 ist – nach Meinung der Entwickler der Circles of Sexuality -, dass die Jugendlichen erfahren, wie man Geschlechtskrankheiten und eine Schwangerschaft vermeiden kann.
Kreis 5: Sexualisierung
Kreis 5 steht im Zeichen der Sexualisierung. Wie verwenden wir unsere Sexualität und setzen wir sie dazu ein, um andere zu manipulieren oder zu kontrollieren?
Die wichtigsten Elemente in Kreis 5 sind: flirten, Bilder und Mitteilungen in den Medien, Verführung, sexuelle Enthaltung, sexuelle Einschüchterung, Inzest und Vergewaltigung.
Die Gefahr der Sexualisierung
Sie ist die Schattenseite unserer Sexualität: die Sexualisierung. Damit ist der Einsatz von Sex oder Sexualität gemeint, um andere Menschen zu beeinflussen, zu manipulieren oder zu kontrollieren.
Die Bandbreite ist hierbei sehr groß, von relativ harmloser Sexualisierung durch die Medien oder bestimmte Firmen, bis hin zu echten Schändungen von Menschenrechten. Vom Anpreisen einer Jeans durch sexy Models bis hin zu sexuellem Missbrauch. Das Thema Sexualisierung umfasst also ein sehr großes Gebiet. Es kann ein harmloser Flirt sein oder auch das Bestrafen des Partners, indem man ihm oder ihr Sex vorenthält. Inzest und Vergewaltigung formen den absoluten Tiefpunkt innerhalb von Kreis 5.
Jugendliche sollten wissen, dass sie niemals etwas gegen ihren Willen auf sexuellem Gebiet tun müssen, egal, was der andere auch sagen mag. Hierbei ist es sehr wichtig, dass man über ausreichend Selbstvertrauen verfügt, um nein sagen zu können. Zudem sollten die Jugendlichen wissen, dass sie sich jederzeit jemandem anvertrauen können, wenn jemand mit ihnen Dinge tut, die sie nicht wollen.
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