Fall in love with me; entdecke deine sexuelle Identität

sexuelle Identität selbst feststellen

Man hört immer öfter, dass man seine sexuellen Bedürfnisse mit seinem Partner teilen können sollte, und dass man sich die Zeit nehmen sollte, um zu entdecken, wie die eigene sexuelle Identität aussieht. Es ist äußerst wichtig, dass man auf diese Weise lernt, wie wichtig es ist, sich selbst besser kennenzulernen, gerade auch auf sexuellem Gebiet. Gleichzeitig wird dies Fragen aufwerfen; wie man dies am besten umsetzt. Wie soll man entdecken, welche Bedürfnisse man hat? Woher weiß man, was man braucht? Wie kann man seine Fantasien ergründen? Und wie soll man herausfinden, zu wem man sich hingezogen fühlt? Auf all diese Fragen gibt es keine einfache pauschale Antwort. Oder vielleicht doch? – Nimm dir Zeit, öffne dich diesen Fragen und sei dir bewusst, dass du jederzeit auch nein sagen darfst. Sexualität ist nach wie vor ein Thema, das viele Fragen, Schamgefühl und Unsicherheit auslöst. Es sorgt dafür, dass die Leute anfangen zu kichern und zu flüstern. Und irgendwie gehen wir immer davon aus, dass andere scheinbar genau wissen, was sie machen, wenn es um Sex geht. Ich kann dir aber versichern, dass die meisten Menschen keinen blassen Schimmer haben, wenn es ums Thema Sex geht oder dass sie einfach das tun, was sie schon immer – seit Jahren – getan haben.

Die sexuelle Identität kennenlernen

Während wir uns vom Jugendlichen zum Erwachsenen entwickeln, sollen wir unsere Sexualität kennenlernen, aber niemand reicht uns hierbei die richtigen Hilfsmittel an: Die sexuelle Aufklärung in der Schule ist eher dürftig, im Internet sehen wir Dinge, die wir lieber nicht sehen sollten und die uns vorgaukeln, wie Sex auszusehen hat. Und auch unsere Eltern, Lehrer und Betreuer machen am liebsten einen Bogen um das Thema. Am Ende dieser Übergangsphase in unserem Leben wissen wir, dass wir Kondome benutzen sollten, um sicheren Sex haben zu können. Sicherer Sex beinhaltet aber so viel mehr als nur die Verwendung eines Kondoms, um eine ungewollte Schwangerschaft oder eine Geschlechtskrankheit zu vermeiden. Sicherer Sex ist ein bisschen wie Sex mit Verstand zu betreiben: Entscheidungen für sich selbst zu treffen, für die eigenen Wünsche, das eigene Verlangen und die eigenen Bedürfnisse, aber auch was die eigenen Grenzen betrifft. Sicheren Sex, also Sex mit Verstand zu haben bedeutet, dass du über die notwendigen Kenntnisse verfügst, sichere und kluge Entscheidungen auf sexuellem Gebiet zu treffen, weil du weißt, dass du eine Wahl hast. Leider wird uns dieses Wissen aber nicht beigebracht. Stattdessen geht man einfach davon aus, dass man bereit für Sex ist, wenn man 17 oder 18 Jahre alt ist. Die meisten von uns sind zu diesem Zeitpunkt aber keineswegs darauf vorbereitet, mit Sex in vollem Umfang umzugehen. Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Vielleicht ist das sogar die wichtigste Botschaft, die ich hier gerne mitteilen möchte: Es ist vollkommen okay, noch nicht richtig darauf vorbereitet zu sein, seine eigene Sexualität zu entdecken. Und wenn man ganz ehrlich ist: Sehr viele Menschen werden hierauf niemals ganz vorbereitet sein, und auch das ist in Ordnung.

Sich seiner eigenen sexuellen Identität bewusst sein

Man sollte sich an den Gedanken gewöhnen oder besser gesagt die Tatsache akzeptieren, dass das Entdecken der eigenen Sexualität (die sexuelle Identität) das ganze Leben lang andauert. Vielleicht scheint es so, als wüsstest du, wie deine sexuelle Identität zu einem bestimmten Lebensabschnitt aussieht, es werden aber immer wieder Übergangsperioden zu anderen Lebensabschnitten stattfinden. Sexualität ist etwas Fließendes, sie verändert sich mit der Zeit. Zu unterschiedlichen Lebensphasen kann man auch unterschiedliche Sehnsüchte und Bedürfnisse entwickeln. Man kann sich nach neuen Dingen sehnen, vielleicht sogar bis zu einem Punkt, dass man überhaupt kein Verlangen mehr verspürt. Um herauszufinden, welche sexuellen Sehnsüchte und Bedürfnisse man hat und um zu entdecken, was man will und wo die eigenen Grenzen verlaufen, sollte man sich diesen Fragen und Gefühlen öffnen. Versuche dich nicht selbst zu verurteilen. Vertiefe dich in das Thema Sexualität: höre dir Podcasts an, lies Artikel, Interviews und Bücher. Besprich das Thema mit deinem Bettpartner, deinen Freunden, deinem Therapeuten und deinem Geliebten. Sprich ganz offen über die Vielfältigkeit der Sexualität. Habe Sex! Mit dir selbst und mit anderen. Sei neugierig und schäme dich nicht. Sei mit dir selbst im Reinen, umarme deinen eigenen Körper und investiere in den Gedanken der Selbstliebe. Es gibt hierzu Trainingsprogramme und Workshops. Vergiss aber nicht, hierbei die Referenzen gut zu überprüfen, wer das betreffende Training oder den Workshop anbietet. Höre auf dein Bauchgefühl, wenn dir etwas widerstrebt. Trotzdem solltest du auch die Herausforderung suchen: Probiere etwas Neues aus, entdecke den kompletten Umfang der Sexualität. Und, was vielleicht sogar das Wichtigste ist: Gönne dir die Zeit, um herauszufinden, wie deine eigene Sexualität aussehen könnte. Das wirst du nicht von heute auf morgen entdecken. Es kann Jahre dauern, vor allem dann, wenn es dir nicht gelingt, dem Ganzen genügend Aufmerksamkeit zu widmen; schließlich musst du nebenher auch noch arbeiten, studieren, Mutter sein, den Haushalt bewältigen, Freundin sein, zum Sport gehen… einfach eben dein eigentliches Leben führen. Dein eigenes sexuelles Ich zu identifizieren, zu entdecken, welche Sehnsüchte du hast, welche sexuellen Bedürfnisse und welche Werte und Erwartungen, erfordert jede Menge Zeit und Aufmerksamkeit. Es kann zu einer wunderbaren Reise werden. Man muss sich aber die Zeit nehmen, diese Reise zu machen. Zum Schluss möchte ich noch das Folgende hinzufügen: Sein eigenes sexuelles Ich zu identifizieren, kann auch dazu führen, zu erkennen, dass einem Sex gar nicht so wichtig ist. Und auch das ist vollkommen in Ordnung.

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