Meinung: Unerwünschte Dickpics und Online-Sexismus
Frauen, Sex und Social Media. Auch im 21. Jahrhundert scheint dies nicht die ideale Kombination zu sein. Ich bin der Meinung (wie zum Glück viele andere auch), dass Frauen das gleiche Recht haben, sexy Fotos zu teilen, ohne sofort mit Privatnachrichten irgendwelcher geilen Männer überschüttet zu werden. Nun gut, geile Männer (und übrigens auch Frauen!) finden sich in allen verborgenen Ecken des Internets. Als eines der Gesichter eines Mitstreiters von EasyToys habe ich jede Menge Erfahrung mit solchen Zeitgenossen. Wie gehe ich aber damit um und wann geht es zu weit?
Tabu rundum sexuelles Vergnügen
Wenn es um das Teilen bestimmter Inhalte geht, bin ich ziemlich unbekümmert. Ich bin überzeugt, dass das Tabu, das rundum sexuelles Vergnügen existiert, der größte Unsinn aller Zeiten ist. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Sex etwas Privates ist. Was du mit deinem Partner so alles im Schlafzimmer anstellst, muss ich nicht unbedingt wissen. Wenn ich das will, besuche ich lieber die Website mit dem orange-schwarzen Logo. Darüber zu sprechen, finde ich dagegen vollkommen normal und zudem auch gesund und lehrreich!
Auf Instagram Stories teile ich darum sehr gerne Inhalte, die ich für den TikTok-Account von EasyToys erstelle. Neben lehrreichen und inspirierenden Videos sind auch immer wieder reine Fun-Videos dabei. Ich teile sie, weil sie mir gefallen und ich sie deshalb gerne teilen will, aber auch deswegen, weil ich hoffe, andere Frauen zu inspirieren, indem ich ihnen zeige, dass man problemlos auch sexbezogene Inhalte teilen kann. Ich habe zudem keine Probleme mit dem Teilen von Skinshowing Fotos. Ich habe eine lange Reise zurückgelegt, bis ich meine Kurven umarmen konnte und kann heute von mir behaupten, dass ich meine weibliche Schönheit endlich erkenne. Warum sollte ich sie dann nicht zeigen? Ich bin stolz auf mich und das darf die ganze Welt ruhig erfahren.
Ärgerliche Reaktionen
Du wirst dir sicher denken können, dass dies oft zu ärgerlichen Reaktionen und Kommentaren führt. Sexuell angehauchte Nachrichten wie z.B. Dickpics, Leute, die mich für Sex bezahlen wollen oder andere einschlägige Bemerkungen. Auch andere Fragen wie z.B. ‘Wie viele Toys hast du selbst schon ausprobiert?’ finde ich eher überflüssig. Jemanden, der im Baumarkt arbeitet, fragt man doch auch nicht, wie viele der Schraubendreher, die dort verkauft werden, er selbst schon getestet hat?
Ich empfinde nicht alle dieser Kommentare als wirklich ärgerlich; eher als typisch. Denn wenn man sich als Frau bei Apps wie Snapchat, TikTok oder Instagram sexy und selbstsicher präsentieren will, kann man fast sicher sein, sich sexuell gefärbte Nachrichten einzuhandeln. Das scheint ein fast schon normaler Aktion-Reaktion-Mechanismus zu sein, obwohl es eigentlich ziemlich dumm ist, bestimmte Reaktionen als normal einzustufen. Ich könnte stundenlang darüber referieren, warum dies nicht normal sein dürfte, dem Thema könnte sich aber wohl besser ein anderer Artikel annehmen.
Umgang mit sexueller Belästigung im Internet
Ich möchte allerdings gerne etwas zum Umgang mit ärgerlichen und belästigenden Kommentaren anderer Personen sagen. Egal, wie stark und selbstbewusst du auch sein magst und hinter deinen geteilten Inhalten stehst, sexuelle Belästigung im Internet ist niemals zu rechtfertigen und man gewöhnt sich auch niemals daran!
Komischerweise denken die Leute wohl, dass ich mit solchen Kommentaren sehr gut umgehen könnte. Ich bin eine selbstsichere Frau, stehe zu der Botschaft, die ich weitergebe und mein YOLO-Wert ist höher als der Mont Everest. Aber selbst ich lasse mich manchmal von solchen Kommentaren verunsichern und freue mich keineswegs über sie. Jemand schrieb einmal: “Jetzt hab dich nicht so. Es ist doch ein Kompliment für dich, wenn durch dich mein Schwanz so hart wird” oder “Haha, nach draußen tust du so offen und im Chat bist du auf einmal total prüde? Fake!”
Nun, lieber Frank, nur weil ich nicht auf dein ungefragtes Dickpic reagiere oder auf deine Frage, was ich mit dir machen würde, wenn du bei mir wärst, bedeutet nicht, dass ich prüde oder ein Fake wäre. Willst du wirklich eine Antwort? Ich finde es eher traurig, dass du sofort deinen Schwanz hervorholst und das Bedürfnis verspürst, ihn mir zu zeigen. Übrigens gefällt er mir keineswegs, um auch deine zweite Frage zu beantworten. Eher zum Weglaufen.
So oder so ähnlich würde ich nur zu oft sehr gerne antworten, trotzdem ist es besser, es nicht zu tun. Negativ oder positiv; Aufmerksamkeit bleibt Aufmerksamkeit. Wenn du bei einer Plattform wie z.B. TikTok hauptsächlich negative Kommentare erhältst, solltest du sie einfach nicht lesen. Solltest du trotzdem einmal eine entsprechende Nachricht lesen, dann seufze einfach und vergiss sie wieder. Sei dir bewusst, dass du es dann mit jemandem zu tun hast, der mit einer sexy Powerfrau wie dir einfach nicht umgehen kann und der deiner eben nicht würdig ist.
Lies auch: Sexismus in Social Media: Wie geht man damit um?
Was macht das mit mir?
Einmal kurz seufzen reicht leider nicht immer aus. Auch ich habe schon ab und zu Tränen wegen entsprechenden Kommentaren vergossen, die mich sehr verunsicherten. Ich habe sogar meinem Manager gesagt, dass ich hinschmeißen würde, wenn das so weitergehen würde. Es ist leicht gesagt, dass man solche Dinge einfach ignorieren soll, sie können sehr weh tun und auch das Selbstvertrauen beschädigen. Ich gebe täglich mein Bestes, das nach draußen zu bringen, was ich mitteilen will; die Botschaft, dass Sex etwas vollkommen Normale ist und für jeden da ist. Ich achte auf meine Kleidung, meine Wortwahl und versuche die Dinge so professionell wie möglich zu vermitteln (aber natürlich auch auf unterhaltsame Weise). Meine Intelligenz, Kreativität und Offenheit machen meine Videos zum Hit. Trotzdem sehen einige Leute nicht mehr als die Blondine, die Sex mag. Das kann schon weh tun.
Sprich darüber
Wirst du mit sexueller Belästigung im Internet konfrontiert? Dann solltest du unbedingt mit jemandem darüber sprechen und ihm oder ihr mitteilen, was dies mit dir macht. Viele von uns neigen dazu, das Ganze einfach mit einem Lachen abzutun, ohne sich bewusst zu sein, was es wirklich mit einem macht. Jeder hat Grenzen, auch du. Ich bekomme inzwischen jede Woche Hilfe und spreche regelmäßig mit einer Frau, die schon viel länger in der Branche ist und sich mit dieser Form der Belästigung auskennt. Indem ich nun mindestens einmal pro Woche mit jemandem darüber sprechen kann, fällt mir auch der Umgang damit leichter. Möchtest du dich auch bei jemandem erleichtern, traust dich aber nicht, dich jemandem in deinem Umfeld anzuvertrauen? Dann kannst du mir gerne eine Nachricht über Instagram zukommen lassen.
Take care, tolle Frau. Du bist Gold wert. Vergiss das nie.
X,
Suzanne
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