Stöhnen: Warum machen wir das und aus welchem Grund?
Stöhnen: Man muss nur irgendeinen Pornofilm starten, sofort wird man es hören. Aber auch in Serien wie Bridgerton, Sex and the City oder Sex/Life entkommt man dem Stöhnen nicht. Aber warum stöhnen wir eigentlich? Und macht das wirklich jeder?
Egal ob man ein natürlicher Stöhner ist, der immer Angst hat, zu viel Lärm im Bett zu machen, oder man ganz im Gegenteil eher der Typ ist, der den Sex ganz still genießt und deswegen etwas verunsichert ist: Don’t. Jeder Mensch ist einfach anders und auch jede Situation ist wieder anders. Vielleicht hat man das eine Mal herrlich wilden Sex, bei dem man entsprechend laut ist und beim nächsten Mal genießt man ganz still die Intimität. Über die Geräusche, die man beim Sex macht, sollte man sich jedenfalls keine Sorgen machen, es sein denn, sie sind wirklich störend oder fehl am Platze, wenn zum Beispiel noch ein Kind im gleichen Zimmer schläft.
Warum stöhnen Menschen beim Sex?
Das Stöhnen ist eine natürliche Reaktion
“Das Stöhnen ist eine natürliche, tierische Reaktion”, sagt Sexcoach Gigi Engle. “Wenn man Genuss erlebt, verliert man die Kontrolle über den Körper. Manchmal gibt man dann Geräusche von sich, die man nicht erwartet.” Der Sexberater Kenneth Play ergänzt noch: “Wir sind wie läufige Katzen: Wir teilen gerne mit, auf was wir Lust haben.”
Um unserem Partner ein besseres Gefühl zu schenken
Allerdings stöhnen wir nicht immer nur aus reinster Freude. Wenn man wie so viele von uns – vor allem die junge Generation – mit Porno aufwächst, wundert es einen nicht, dass die Leute denken, dass Stöhnen zum Sex dazu gehört und dass man stöhnen muss, wenn man einen Orgasmus hat. Auffällig ist aber auch, dass es meistens die Frauen sind, die auf dem Bildschirm ausgiebig stöhnen. Soll damit das männliche Ego gestreichelt werden? Meistens wohl schon, vor allem in Pornos. Das passiert aber auch im echten Leben. Untersuchungen von Gayle Brewer (University of Central Lancashire) und Colin Hendrie (University of Leeds) zu Vokalisation während des Sex (oder anders ausgedrückt: Geräusche, die man beim Sex macht), kamen zu dem Ergebnis, dass etwa 87% der befragten Heterofrauen beim Sex stöhnt, um damit das Selbstvertrauen ihres Partners zu stärken. Außerdem gaben 66% zu, nur deshalb zu stöhnen, damit er schneller zum Orgasmus kommt. “Es gibt Menschen, die beim Sex ganz besonders laut stöhnen, um eine Art Show zu veranstalten. Manchmal übertreibt man dabei etwas, um das Ego des Partners zu streicheln”, sagt Engle. Kann das negative Folgen haben? Nicht unbedingt. Man kann es aber auch einfach sein lassen.
87% der Frauen stöhnt, um das Selbstvertrauen ihres Partners zu stärken.
Was ist das Ziel des Stöhnens?
Das Ziel des Stöhnens? “Oft dient es als Signal für den Partner, dass es sich gut anfühlt, was er oder sie gerade macht”, sagt Engle. “Es soll dazu ermutigen, mit dem weiterzumachen, was gerade geschieht. In den meisten Fällen weist das Stöhnen daraufhin, dass etwas gut funktioniert und ist Stille dagegen ein Anzeichen dafür, dass man nicht wirklich am Genießen ist.” Das ist aber keine feste Regel. Die Untersuchungen von Brewer und Hendrie zeigten ebenfalls, dass die meisten Frauen beim Vorspiel einen Orgasmus bekamen, dass sie aber meistens erst kurz vor oder während des männlichen Orgasmus vokal werden. Da sind wir übrigens nicht die Einzigen: Weibliche Makaken (ja, das ist eine Art Affe) machen es ebenso.
Stöhnen und wohl fühlen
Anmerkung zum vorherigen Abschnitt: Nicht jeder fühlt sich beim Stöhnen wohl. Darum ist die Kommunikation sehr wichtig. Teile mit, wenn du dich durch irgendetwas unwohl fühlst und frage auch deinen Partner, ob die Dinge, die du machst, für ihn oder sie auch wirklich angenehm sind. Möchtest du gerne noch mehr stöhnen? Dann solltest du es auch machen. Du könntest es ganz bewusst in Momenten tun, in denen du etwas als sehr angenehm empfindest. Du könntest dann beim Ausatmen einfach etwas mehr Geräusche machen. Ein Stöhnen, ein Seufzer; was du willst. Vielleicht gewöhnst du dich daran und findest es angenehm. Oder du merkst, dass es doch nicht dein Ding ist. Beides ist okay. Und vergiss nicht: Wenn du das Gefühl hast, dass du dich bei einer Audition im Theater befindest oder deine Mitbewohner mit Noise Cancelling Headphones ausrüsten musst, ist es vielleicht an der Zeit darüber nachzudenken, ob deine Vokalisation nicht ein bisschen zu viel des Guten ist.
Es verhilft dir zum Orgasmus
Die meisten Menschen empfinden das Stöhnen des Partners als erotisch. Dann ist man in dem betreffenden Moment vollkommen vereint. Es wird zum sehr heißen und positiven Erlebnis, wodurch sich der Sex noch besser anfühlt und man sich zum Partner stärker hingezogen fühlt. Außerdem kommt man schneller zum Orgasmus. “Wenn man versucht still zu sein, wird hierdurch die Atmung beeinflusst”, sagt die Sexologin Jess O’Reilly. “Hält man sich dagegen nicht zurück, wirkt es sich positiv auf den Körper aus. Wenn man tief einatmet und sich gehen lässt, wird sich die Durchblutung, die Erregung und auch der Orgasmus verbessern.”
Stöhnen, um einen Orgasmus vorzutäuschen
Und was, wenn es einfach zu lange dauert und man endlich schlafen möchte? Ein bisschen Lärm machen et voilà: Schon hat man einen Orgasmus gefakt. Ist das aber auch eine gute Idee? Nicht wirklich. Das einzig Positive daran ist, dass man seinem Partner ein gutes Gefühl verschafft hat und endlich schlafen darf. Andererseits ist es aber auch eine Art Betrug. Er denkt, er hätte alles richtig gemacht und wird es deshalb das nächste Mal wieder genauso machen. Zudem betrügst du dich damit auch selbst, denn du verwehrst dir damit selbst den Orgasmus. “Man sollte lieber nur dann stöhnen, wenn man damit zeigen möchte, dass es einem gefällt, was gerade passiert und dass man erregt ist”, sagt die Sexberaterin und Autorin Patty Brisben. “Man sollte es nicht dazu verwenden, schlechte Dinge zu verblümen.”
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Ist das Stöhnen meines Partners positiv oder negativ?
“Schnelles Stöhnen weist daraufhin, dass der Partner fast kommt. Ein kurzes lautes Aufstöhnen kann dagegen ein Zeichen dafür sein, dass etwas eher unangenehm oder zu heftig als erwartet war”, sagt Sofiya Alexandra, die durch ihren Podcast Private Parts Unknown bekannt ist. Das sind natürlich nur ganz allgemeine Erfahrungswerte. Am besten fragt man aber seine Partner immer, wie es ihm geht und wie er oder sie sich fühlt. “Jeder Mensch produziert andere Geräusche”, sagt Engle. “Und je besser man seinen Partner kennt, desto besser wird man auch dessen individuelle Geräusche kennen und interpretieren lernen.”
Lautes oder leises Stöhnen: Ist das wichtig?
Wie laut oder leise man stöhnt, ist für das, was man mitteilen möchte irrelevant; nämlich, dass man sich gut fühlt und genießt. Wenn sich jemand über die Geräusche, die du machst beklagt, dann solltest du noch einmal darüber nachdenken, ob du mit der betreffenden Person überhaupt Sex haben möchtest. Die Menge oder Lautstärke deines Stöhnens sagt nichts darüber aus, wie gut der Sex ist. Oder vielleicht findest du das Stöhnen deines Partners selbst eher unangenehm. Dann könnte es helfen, gute Musik einzuschalten, um auf diese Weise andere Geräusche etwas zu übertönen.
Stöhnen während des Sex: Macht dich das wild?
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