Verliebt in einen anderen. Und jetzt?

verliebt in einen anderen

In wen man sich verliebt, hat man selbst kaum in der Hand. Meistens überkommt es einen einfach. Anschließend kann man zwar selbst entscheiden, inwieweit man auf seine Gefühle eingehen will, aber dass es passiert, kann niemand kontrollieren und es kann wirklich von einem Moment zum anderen geschehen. Wenn man Single ist, wird sich dies zudem ganz anders anfühlen, als wenn man sich in einer Beziehung befindet. Und auch wenn die eigene Beziehung sehr gut und liebevoll ist, kann man sich dennoch in einen anderen verlieben.

Liebe ist etwas außergewöhnliches. Sie ist so gut wie nie rational. Das Gleiche gilt für das sich in jemanden Verlieben: Es kann sich zu echter Liebe entwickeln, sollte aber im ersten Moment nicht gleich mit echter Liebe verwechselt werden.

Sich zu verlieben ist eine chemische Reaktion unterschiedlicher Stoffe im Gehirn, die dazu führt, dass man eine emotionale Abhängigkeit von einer anderen Person entwickelt. Man wünscht sich dann ständig Bestätigung; Bestätigung dass der andere einen registriert und dass die Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen. Man könnte Verliebtheit als eine Art Sucht betrachten: Man braucht ständig einen neuen ‘Schuss’. Und wenn man den nicht bekommt, wird man an Entzugserscheinungen leiden; man fühlt sich schlecht, unsicher, niedergeschlagen, schläft schlecht und macht sich Sorgen. Wenn man anschließend wieder eine neue Dosis Verliebtheit bekommt, verschwinden alle Sorgen wieder.

Verliebt in einen anderen – Verliebtheit macht blind, nicht Liebe

Wenn man sich in jemanden verliebt, bedeutet das nicht sofort, dass man mit der Person auch alt werden müsste. Denke einfach an deine Liebschaften zu Schulzeiten, an den einen Nachbarjungen oder den Freund deines Bruders. Vielleicht gab es sogar einen Freund deines Vaters, den du sehr interessant fandest. Damals schienen für dich diese Schwärmereien auch schon das perfekte Match zu sein, die für immer bleiben würden. Sobald sich deine Verliebtheit aber wieder etwas abgekühlt hatte, sahst du auf einmal die Eigenheiten des anderen, seine unangenehmen Bemerkungen, dass er nicht gut roch oder sich furchtbar kleidete.

Liebe macht nicht unbedingt blind, das Verliebtsein aber schon. Es überdeckt alle unangenehmen Eigenschaften und verleiht dem anderen gleichzeitig jede Menge wundervolle Eigenschaften. Jeder gelungene Witz wird mit Freunden wahrgenommen und jede kleine Aufmerksamkeit in den höchsten Tönen gepriesen. Wir suchen ständig nach Bestätigung, dass der betreffende auch wirklich das ist, was wir uns erhoffen und blenden dabei alles andere aus, was unser Wunschbild trüben könnte. Dieses Verliebtsein macht uns also blind und nicht echte Liebe. Die Liebe lässt uns den anderen ganz im Gegenteil sehr wirklich wahrnehmen und akzeptiert ihn, so wie er ist, mit all seinen Eigenheiten.

Verbunden durch Verletzlichkeit

Indem wir uns in einen anderen verlieben, schenken wir ihm Aufmerksamkeit. Unsere gesamte Aufmerksamkeit ist auf ihn ausgerichtet und wir möchten uns an ihn binden. Wir wollen mit der anderen Person zusammensein und zeigen uns dabei von unserer verletzlichsten Seite. Und gerade darum fühlen wir uns dem anderen so nahe. Das Gefühl des Verliebtseins und des ‘this is ment to be’ verstärkt man auf diese Weise. Und wenn man dann auch noch Single ist oder sich in einer unangenehmen Beziehung befindet, aus der man gerne weg will aber sich vielleicht nicht traut, kann sich dies wunderbar anfühlen. Vor allem dann, wenn es dazu führt, dass man sich zusammen etwas aufbaut.

Befindest du dich jedoch in einer ‘rundum gut’ Beziehung oder einfach in einer angenehmen, liebevollen Beziehung, kann so etwas deine Welt ganz schön auf den Kopf stellen. Diese Situation wird deine gesamte Aufmerksamkeit einfordern und deine Gefühle durchrütteln, und rational betrachtet wirst du völlig durch den Wind sein. Denn, was bedeutet dies eigentlich? Ist deine Beziehung etwa nicht gut genug? Gefällt dir der andere besser als dein Partner? Warst du hierfür offen, ohne es eigentlich zu wissen? Möchte dir dein Unterbewusstsein etwas mitteilen?

Verliebt in einen anderen – Verliebtheit als eine Phase

Diese Verwirrung ist sehr gut nachvollziehbar und kann einen ziemlich aus der Bahn werfen, vor allem, wenn du deinen Gefühlen nachgibst und sie auf diese Weise noch verstärkst, wodurch dein Band zu der anderen Person ebenfalls stärker werden wird. Vielleicht kann auch dein Partner die Situation nicht ertragen und zweifelt an eurer Beziehung. Diese Verwirrung muss aber nicht sein, wenn man sich darüber bewusst wird, dass Verliebtheit etwas ist, das einen überkommt. Manchmal kannst du dich glücklich schätzen, dass sie dich überkommt und manchmal wird es sich eher nach Pech anfühlen. Wenn du nicht zu viel in dieses Gefühl investierst, wird es auch wieder abnehmen. Schließlich ist es ein Gefühl; investierst du aber weiter in dieses Gefühl, wird es wachsen. Nicht darin zu investieren ist sicher nicht immer so einfach – das muss es auch nicht -, dann sollte man aber versuchen, sich mehr auf seine Rationalität zu konzentrieren.

Dass es nicht immer einfach ist, nicht in dieses Gefühl zu investieren, muss nicht immer etwas über deine Beziehung sagen. Es fühlt sich eben einfach herrlich an, verliebt zu sein, besonders dann, wenn die letzte Verliebtheit (in den eigenen Partner) schon eine Weile zurückliegt. Logisch, dass man dann sehr gerne mehr von dieser Verliebtheit spüren möchte. Nur schade, dass dies so gut wie immer auf Kosten deiner Beziehung gehen wird. Es sei denn, ihr trefft diesbezüglich klare Absprachen und seht eine Verliebtheit als etwas, das kommt und geht; etwas, das man für eben genießen und spüren darf, solange man anschließend wieder nach Hause zurückkehrt.

Lies auch: Die Diversität von Intimität

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