Wie romantische Filme unsere Wahrnehmung der Liebe verderben

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Von Notting Hill bis The Notebook oder irgendein Meg Ryan-Streifen, wir sind ganz verrückt nach Klassikern des Romantischen Films. Je mehr Liebesdrama mit ‘und sie lebten noch lang und glücklich’, desto besser. Entsprechende romantische Filme aus Hollywood-Produktion sind aber nicht nur unglaublich vorhersehbar, sie transportieren darüber hinaus auch ein extrem romantisiertes Bild der Liebe. Und genau das kann sogar zum Problem werden, wenn man den Experten Glauben schenkt.

Romantische Filme. Die meisten Männer ergreifen umgehend die Flucht, während die Damenwelt sich glücklich auf dem Sofa zurücklehnt, eingepackt in warme Decken und in Gesellschaft einer Chipstüte und eines Glases Weins. Egal, ob es um die x-te Wiederholung von Sweet Home Alabama oder Sleepless in Seattle geht, das spielt keine Rolle. Wir geben uns der vertrauten Vorhersehbarkeit dieser RomKom-Formel nur allzu gerne hin.

Denn dass sie sehr vorhersehbar verlaufen, ist zweifelsfrei. Zwei Personen begegnen einander, umkreisen sich eine Zeit lang, verlieben sich, dann erscheinen auf einmal einige Hürden, aber am Ende überwindet die Liebe alles und sie sinken sich überglücklich in die Arme. Schnief, schnief, nicht die Taschentücher vergessen.

Das passiert nun einmal in romantischen Filmen. Sie lassen einen während eines unrealistischen und romantisierten Liebesepos vor sich hinträumen. Das Problem dabei ist, dass die Botschaft dieser Filme meistens ziemlich verzerrt ist.

Wir geben uns der vertrauten Vorhersehbarkeit dieser RomKom-Formel nur allzu gerne hin.

Romantische Filme – Abstoßend perfekt

So ist also jeder in einer RomKom immer abstoßend perfekt. Selbst morgens, wenn normal Sterbliche eben aussehen und riechen, als wären sie vor drei Tagen verstorben, springen in den Filmen die Lovers mit perfekter Erscheinung aus dem Bett, direkt in die Arme des anderen. Der Sex ist smooth und leidenschaftlich, ganz ohne tollpatschige und peinliche Momente. Und Konflikte werden immer auf vollkommen unrealistische Weise gelöst.

Die Story wird zudem mit so viel Großmut ausgestattet, dass das Drama so richtig schön überspitzt ist. Das Ergebnis ist eine Serenade auf der Treppe und berührende Kussszenen im Regen. Und natürlich darf auch die Verfolgung am Flughafen nicht fehlen, wobei sich die Geliebten im allerletzten Moment doch noch die Liebe eingestehen. Was aber als seichte Unterhaltung gedacht ist, kann sehr leicht als Blaupause für echte Romantik und Liebe fehlinterpretiert werden.

Zahm und langweilig

Dann sollte es einen auch nicht wundern, wenn wir nach dem Konsum von Tausenden RomKoms auf die Idee kommen, dass unser eigenes Liebesleben eigentlich ziemlich zahm und langweilig ist. Denn im Vergleich zu den ganzen flatterhaften und wilden Emotionen in diesen Streifen, verläuft deine Beziehung wohl eher ruhig und unspektakulär. Ab und zu gibt es vielleicht einen kleinen Streitpunkt oder ein anderes Hindernis, ansonsten aber nur wenig Nennenswertes. Auf jeden Fall nichts, was sich mit den Großen Gefühlen auf der Leinwand vergleichen ließe.

Eine RomKom ist aber keine realistische Liebesgeschichte. Ganz im Gegenteil sogar, eine RomKom tut alles dafür, um alle Elemente, aus denen eine echte Beziehung besteht außer Sicht zu lassen. Dazu gehören z.B. Kompromisse, schwierige Diskussionen oder auch einfach Langeweile. Eine echte Liebesgeschichte besteht nicht aus zahllosen wollüstigen Blicken, dampfenden Sexszenen oder einer faltenfreien Beziehungsdynamik, in der du und dein Liebhaber jeder in seinem Kokon bleiben können.

Leider nicht. In einer echten Beziehung wird man früher oder später immer mit dem echten Leben konfrontiert werden.

Eine RomKom ist keine realistische Liebesgeschichte. Im Gegenteil.

Romantische Filme – Was sagen Experten dazu?

Das klingt jetzt alles recht logisch, was aber bedeutet diese zuckersüße Präsentation für uns und unsere Wahrnehmung des eigenen Liebeslebens?

40 beliebte RomKoms

Eine faszinierende Studie von Beziehungsexperten der Heriot Wyatt University in Edinburgh schafft Klarheit. Die Forscher wollte wissen, wie romantische Filme unsere Wahrnehmung von Liebe, Sex und Ehe beeinflussen. Die Wissenschaftler schauten sich dazu 40 beliebte RomKoms wie Notting Hill, You’ve got Mail und  Runaway Bride an. Anschließend ließen sie 100 Teilnehmer der Studie die Filme schauen und befragten sie danach zu ihrer Einstellung hinsichtlich Liebe und Romantik.

Die Ergebnisse waren nicht ohne. Nachdem sie die Filme gesehen hatten, schienen die Teilnehmer sensibler für unrealistische Liebesideale zu sein als davor. Sie glaubten häufiger, dass das Schicksal Menschen zusammenführen kann, dass ein echter Seelenverwandter die tiefsten Gefühle und Bedürfnisse des anderen ohne Worte erraten könne und dass eine gute Beziehung nicht sehr viel Anstrengung erfordert. An der Beziehung arbeiten? Das wäre dann eher ein Anzeichen dafür, dass die Beziehung vielleicht doch nicht vorbestimmt war.

Ryan Gosling-Lookalike

Die Erregung einer neuen Beziehung wird in romantischen Filmen meist sehr gelungen eingefangen. Kimberly Johnson, eine der Wissenschaftlerinnen der Studie, weist aber daraufhin, dass diese Filme suggerieren, dass Vertrauen und Zuneigung schon von der allerersten Sekunde vorhanden wären. Und dass wahre Liebe bedeuten würde, dass man einander vom ersten Moment an von Kopf bis Fuß durchgründen und fühlen könnte. Als müsste man daran nicht erst jahrelang arbeiten. Und als ob es nicht sehr viel Mühe und Kampf bedeuten würde, einen gemeinsamen Rhythmus in seiner Beziehung zu finden, der für beide Partner funktioniert

Single-Frauen, die sich eine feste Beziehung wünschen, ein zweites Date aber nicht der Mühe wert finden, wenn sie von ihrem Date nicht schon beim ersten Mal vollkommen aus dem Häuschen sind.

Die Beziehungsexpertin Alisa Ruby Wash weiß, wie solche unrealistischen Szenarien zu unrealistischen Erwartungen führen. In der Chicago Tribune erzählt sie, wie fiktive Geschichten niemals die Probleme lebensechter Romanzen wiedergeben, wie wir aber trotzdem ganz unbewusst durch sie beeinflusst werden. Sie spricht oft mit jungen Single-Frauen, die sich eine feste Beziehung wünschen, ein zweites Date aber nicht der Mühe wert finden, wenn sie von ihrem Date nicht schon beim ersten Mal vollkommen aus dem Häuschen sind. War der Betreffende kein Ryan Gosling-Doppelgänger, der sein Leben für sie an einem Riesenrad wagte? Dann war derjenige bereits abgehakt.

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7 typische tropes aus romantischen Filmen

Es scheint also fast so, als hätten wir einen Prototyp der Liebe in unserem Hirn eingraviert, der von den ganzen Märchen, die uns Hollywood um die Ohren schlägt nur noch weiter verstärkt wird.

Was können wir aber aus diesen Blockbustern lernen? Welchen ‘klugen Rat’ kann uns so eine durchschnittliche RomKom geben?

1: Stalking ist in Ordnung

Vom Klassiker Say anything… bis zu den 365 Briefen aus The Notebook oder dem besessenen Vampir aus Twilight: In romantischen Filmen werden stalkende Männer, die einfach nicht aufgeben, als sexy und nicht als beängstigend oder krank wiedergegeben. Eine Studie aus dem Jahr 2015 kam darum zu dem Ergebnis, dass romantische Filme das Stalking nicht nur verharmlosten, sondern sogar unterstützten.

Wenn man also das Herz einer unwilligen Frau gewinnen will, zeigt uns Hollywood, dass man sie dazu einfach noch etwas mehr nerven muss. Es spielt scheinbar keine Rolle, wenn ein Mann seiner Geliebten unbegrenzt nachjagt, solange sie sich am Ende ergeben in seine Arme wirft. Für Frauen gilt übrigens das Gegenteil. Stalkende Männer halten ganz ‘romantisch’ an ihrer reinen Liebe fest, während stalkende Frauen nur als traurig, hoffnungslos oder psychische Fälle wiedergegeben werden.

2: Romantische Filme – An Liebe muss nicht gearbeitet werden

Die meisten RomKoms enden wie ein Disney-Film: Der Prinz hebt seine Prinzessin aufs Pferd und sie reiten gemeinsam in den Sonnenuntergang. Manchmal wird beim Abspann noch ein schneller fast forward gezeigt, vielleicht ein paar Hochzeitsbilder, viel tiefer geht es aber in der Regel nicht, was man von der Zeit nach dem Beziehungsstart zu sehen bekommt. Natürlich nicht, denn wer möchte schon sehen, wie eine böse Meg Ryan den lieben Tom Hanks anschnauzt, weil er schon wieder seine schmutzigen Socken liegengelassen hat?

Das Idealbild hört eben beim Honeymoon auf, bevor die echte Arbeit beginnt. Bei dieser echten Arbeit geht es aber nicht um Blumensträuße oder herzförmige Pralinenschachteln. Es geht um Kompromisse, Vereinbarungen und ernsthafte Gespräche. Beziehungen ohne Herausforderungen und Hindernisse existieren nicht, RomKoms wollen uns aber weismachen, dass schon kleine Meinungsverschiedenheiten fatal für die Beziehung sein könnten. Dass man die Gedanken des anderen lesen können muss und intuitiv anfühlen, welche Bedürfnisse der andere hat. Das ist aber Unsinn, denn es sind gerade diese ganz alltäglichen Reibereien, über die man sich wirklich kennenlernt. Und die einen als Paar wachsen und sich stärker verbunden fühlen lassen.

3: Jeder Moment muss zählen

Wie bereits Jack bei dem berühmten Titanic-Dinner sagte: ‘To make each day count‘. Ein schönes Zitat, in Wirklichkeit ist aber unser ganz normales Leben um einiges langweiliger. Filme zeigen uns nur Momentaufnahmen von dem, was alles in einer Beziehung stattfindet. Sie zeigen uns nicht die Momente, zu denen man sich gegenseitig beharkt, schweigend nebeneinander werkelt oder wenn man auf dem WC sitzt, während er in seiner Jogginghose am Gamen ist. In Filmen dreht sich alles um die dramatischen Momente, um den Wirbelwind aus Erregung, Spannung und Leidenschaft.

In einem Menschenleben gibt es aber auch so viele ganz durchschnittliche und unbedeutende Momente, die uns auf der Leinwand nicht gezeigt werden. Eine Beziehung besteht meistens aus deutlich weniger Drama, zum Glück. Anhaltende Liebe hat eben auch etwas mit einem Mangel an Aufregung zu tun. Klingt vielleicht langweilig, ist aber sehr gesund. Langweilig aber glücklich vereint? Besser geht es nicht, darum solltest du es schätzen, wenn du das hast. Mit ab und zu einem aufregenden Moment hier und da…

4: Romantische Filme – Gegensätze ziehen sich an

Bleiben wir noch kurz bei Titanic. Was wäre gewesen, wenn es auch Jack noch auf das Stück Treibgut geschafft hätte und beide Lover gerettet worden wären? Wären sie zusammen in den Sonnenuntergang geritten oder hätte ihnen ihre unterschiedliche Herkunft alles vermasselt und sie hätten sich irgendwann im Streit getrennt? Denn auch das ist so ein Sache mit den Hollywood-Streifen. Gegensätze mögen sich vielleicht anziehen, man sieht aber nie, was geschieht, wenn diese so verschiedenen Partner ein gemeinsames Leben aufbauen müssen.

In Filmen wie Pretty Women und Maid in Manhattan treffen völlig unterschiedliche Lebensstile und Hintergründe aufeinander, werfen aber all dies für die wahre Liebe über Bord. Eine wunderbar hoffnungsvolle Botschaft, zweifellos, aber ist sie auch realistisch? Nicht wirklich. Forscher bestätigen, dass die soziale Schicht, zu der man gehört, einer der größten ‘Divider’ bei Beziehungen ist. Das wird in vielen Filmen auch angedeutet, aber Hollywood wäre eben nicht Hollywood, wenn für dieses Problem nicht immer auch eine dubiose Lösung gefunden würde. Stammt ihr aus ganz unterschiedlichen Welten? Dann gib doch einfach deine eigene Identität auf und übernimm mühelos die Standards des anderen.

Man denke nur an das Ende von Grease, als die brave Sandy auf einmal im Leder-Outfit, mit Zigarette und verführerischem Blick vor dem überraschten Danny auftaucht. Oder an The Breakfast Club, als das düstere Punk-Mädchen Allison ein Make-Over bekommt, damit sie gut genug ist, um mit dem Sportfanatiker Andrew auszugehen. Ändere dich, um die Liebe zu finden. Ein schlimmere Botschaft kann man wohl kaum vermitteln, trotzdem wird genau das in Hollywood massiv betrieben. Manchmal subtil und manchmal auch ganz plump und unübersehbar.

Ändere dich, um die Liebe zu finden. Ein schlimmere Botschaft kann man wohl kaum vermitteln, trotzdem wird genau das in Hollywood massiv betrieben.

5: Irgendwo läuft dein Soulmate herum

Liebe auf den ersten Blick? Das ist kein Witz, denn irgendwo läuft dein Seelenverwandter herum, den du sofort erkennen wirst, wenn du ihm oder ihr begegnest! Dieses hartnäckige Märchen ist nicht nur die Prämisse vieler RomKoms, sondern zudem auch ein äußerst gefährliches Konzept. Die Vorstellung von ‘dem oder der einzig Wahren’ kann dich zu der Schlussfolgerung bringen, dass sich dein Liebesleben deiner Kontrolle entzieht, also nicht von dir beeinflusst werden kann.

Natürlich kann es vorkommen, dass es sofort enorm funkt, wenn man jemandem begegnet. Und Anziehungskraft ist zweifellos etwas, das sich innerhalb von Sekunden zeigen kann. Aber wahre Liebe? Not so much. Romantische Filme gaukeln uns vor, dass alles vom ersten Augenblick an ganz von selbst gehen würde. Wenn sich dann der sogenannte Seelenverwandte doch als ganz normaler Mensch mit all seinen Eigenheiten herausstellt, wirft man schnell die Flinte ins Korn. Schon beim ersten Signal von Disharmonie ergreift man die Flucht und begibt sich erneut auf die Suche nach The One and Only. Zum Scheitern verurteilt? Ja, irgendwie schon.

6: Romantische Filme – Streit führt zu Sex

In manchen Filmen scheint Streit irgendwie unlöslich mit Sex verbunden zu sein. Erst schlagen sich die Darsteller im Streit fast die Schädel ein und dann, ganz plötzlich, fallen sie leidenschaftlich übereinander her, um wilden Sex zu haben. Im wahren Leben endet ein heftiger Streit aber nur selten in einer leidenschaftlichen Umarmung.

Stattdessen schlagen wir eher mit Türen, laufen draußen verzweifelt herum, heulen uns die Augen aus und flüchten zu einer Freundin oder einem Freund, um uns dort auszukotzen. Streit sollte man deshalb nicht mit Leidenschaft verwechseln. Und man sollte auch nicht sofort denken, dass etwas mit der eigenen Beziehung nicht stimmt, nur weil man sich nach einem Streit gerade nicht mehr ausstehen kann. Das ist vollkommen normal.

7: Ein Happily Ever After für alle

Wenn die Leinwand im Kino schwarz wird, denken wir gerne, dass die Figuren in der Geschichte das Schlimmste hinter sich haben. Sie haben es geschafft, haben alle Schwierigkeiten überwunden und können nun bis zum Ende ihrer Tage glücklich zusammenleben. Die Welt, die sie umgibt, hat sich in Luft aufgelöst, und wir sehen die beiden Verliebten in einer Art Kokon aus Sorglosigkeit weiterleben.

Die Wirklichkeit ist aber leider etwas widerspenstiger. Im echten Leben gibt es diesen Kokon nicht. Um uns herum dreht sich die Welt weiter und das beeinflusst auch unsere Beziehung. Manchmal hat die Liebe keine Chance gegen externe Mächte wie Krankheit oder Tod. Natürlich braucht man die Liebe unbedingt, um durch schwere Zeiten zu kommen, das bedeutet aber nicht, dass Liebe allein immer ausreichen wird. Manchmal wird man enttäuscht, lebt sich auseinander und kann einfach nicht mehr zusammen weiter. In so einem Moment rückt ein Happily Ever After in weite Ferne.

Das bedeutet aber nicht, dass Liebe allein immer ausreichen wird.

Die Ausnahme bei der Hollywood Rule

Natürlich gibt es auch Ausnahmen bei der goldenen Hollywood-Formel. Zum Beispiel die ergreifende Marriage Story, die nicht wie üblich mit einer funkensprühenden Liebesbegegnung startet, sondern mit dem Auseinanderfallen einer Ehe. Chaotisch, kompliziert und wunderschön, ganz ohne zuckersüße Ausschmückungen, die wir ansonsten bei Liebesgeschichten vorgesetzt bekommen.

Die Trilogie von Jesse und Celine

Ein weiterer Film, der Beziehungen zeigt, wie sie nun einmal sind, ist die Before-Trilogie. In drei Filmen, mit jeweils einer Pause von neun Jahren, kann man der Liebesgeschichte von Jesse und Celine folgen. Der erste Teil wurde 1995 gedreht. Zwei Studenten begegnen einander ganz zufällig in Wien und verbringen eine denkwürdige, viel verheißende und traumhafte Nacht. Die Gespräche sind lebensecht und die noch so zerbrechliche Liebe scheint geradezu aus allen Poren zu triefen, ohne dabei sentimental zu werden.

Im zweiten Teil bekommt man zu sehen, wie sich die beiden in ihren 30ern in Paris wieder begegnen. Sie sind etwas desillusionierter und unsicherer, was das Leben und die Zukunft betrifft. Im dritten Teil sind sie dann um die 40 Jahre alt und endlich wirklich ein Paar. Anstelle eines jubelnden Liebesglücks sehen wir aber, wie Jesse und Celine miteinander streiten, sich gegenseitig anschnauzen und einander Vorwürfe machen. Jetzt, da sie sich wirklich gut kennen, wissen sie auch, wie sie den anderen treffen können, was letztlich in einem der schlimmsten Streits gipfelt, der jemals auf der Leinwand zu sehen war. Jegliche Romanze ist verschwunden und übrig bleibt nur noch der unbeholfene Kampf, den anderen wieder so wahrnehmen zu können wie zu Beginn.

‘Just bumbling along…’

Der Filmemacher dieses Streifens wusste genau, dass Zusammenkommen leicht ist, Zusammenbleiben dagegen eine Kunst. Ganz besonders in einer Welt, in der alles zum Greifen nah zu sein scheint und man nicht mehr so leicht mit einer vor sich hinplätschernden Beziehung zufrieden ist. In einer Zeit, in der man glaubt, man müsste unbedingt Höhen und Tiefen durchleben, um genügend Herausforderungen zu haben. Und in der wir ständig auf der Suche nach Neuem und Spannendem sind, das uns stimuliert.

Ob uns das glücklich macht? Das ist die Frage. Der Künstler Grayson Perry formulierte dies kürzlich sehr schön in einer Fernsehshow: ‘Chaos erscheint uns als etwas Tolles, aber eigentlich suchen wir Stabilität. Das Glück in einer Beziehung besteht aus ‘just bumbling along…’.

Und auch daraus, den Willen zu haben, in seine Liebe zu investieren. Das ganz sicher auch.

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