Die Menstruationstasse: Welche Vorteile und Nachteile gibt es?

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Tampons und Monatsbinden sind unsere erste Wahl, wenn es ums Blutaufnehmen geht. Die Menstruationstasse? Sie führt schon seit Jahren eher ein Schattendasein. Und das zu Unrecht, denn dieser kleine Silikonbecher hat eine ganze Menge Vorteile vorzuweisen. Wie funktioniert so eine Tasse genau? Und welche Vor- und Nachteile hat ein solcher Cup nun eigentlich?

Kurze Geschichte der Menstruationstasse

Die Menstruationstasse ist ein trichterförmiges Becherchen, das man während seiner Menstruation in die Vagina einführt, um das Blut aufzufangen. Wenn man einen solchen Cup zum ersten Mal sieht, kann einem schon ein bisschen der Schweiß ausbrechen, denn wie soll man dieses Ding in die Vagina kriegen? Keine Sorge, die Tasse ist ganz weich und flexibel und passt sich dem Körper an. Dazu aber später mehr.

Die Menstruationstasse absorbiert also keine Feuchtigkeit, sondern fängt das Blut nur auf. Sie besteht aus Gummi oder Silikon und an der Unterseite befindet sich ein praktischer Ring, über den man sie ganz einfach wieder entfernen kann. Als nachhaltige und langfristig auch günstigere Alternative zu Tampons oder Monatsbinden wird sie in den letzten Jahren immer beliebter.

Mit einer Schnur am Gürtel

Wer aber denkt, dass Menstruationstassen eine supermoderne Erfindung wären, irrt sich gewaltig. Die ersten Patente für eine Menstruationstasse datieren zurück bis ins Jahr 1867. Damals wurden die Gummi-Cups mit Hilfe einer Schnur am Gürtel befestigt und besaßen manchmal ein Kläppchen oder einen Schieber, über den sie geleert werden konnten, ohne sie dafür aus der Vagina entfernen zu müssen. Die meisten Frauen nutzen jedoch selbstgemachte Monatsbinden, sodass die Erfindung der Menstruationstasse ein schnelles Ende hatte.

Die moderne Menstruationstasse, so wie sie heutzutage verwendet wird, wurde um 1937 erfunden. Die amerikanische Schauspielerin Leona Chalmers patentierte ihren Entwurf der ‘Tassette’, mit der Frauen ‘dünne, leichte und enganliegende Kleidung tragen können, ohne Riemen, Stifte oder Gurte, die auffallen’. Trotzdem waren auch zu jener Zeit die Frauen von innerlich zu tragenden Hygieneprodukten noch nicht besonders begeistert. Darum verschwand die Menstruationstasse 1963 wieder vom Markt und auch die Einwegtasse aus den späten 60er Jahren überlebte nicht.

Es dauerte bis in die späten 80er Jahre, bis die Menstruationstasse ein ganz vorsichtiges Comeback erlebte. Und erst in den letzten Jahren gewinnt sie wieder etwas Boden, nicht zuletzt wegen ihres umweltfreundlichen Image. Allerdings sind sich noch bei weitem nicht alle Frauen der Existenz der Menstruationstasse bewusst. Also Zeit, das zu ändern!

Welche Nachteile hat die Menstruationstasse?

Bevor wir jetzt aber zum Hosianna anheben (denn ja, wir sind echte Fans!), möchten wir auch die kleinen Nachteile nicht verschweigen. Denn auch die gibt es, so wie bei jedem Produkt eben. Wir haben sie hier für dich aufgelistet.

1: Ein ziemlich großes Ding

Viele Frauen erschrecken etwas, wenn sie die Menstruationstasse zum ersten Mal sehen. Vor allem, wenn man sie mit einem Tampon vergleicht, ist sie schon ein recht großes Ding. Der Unterschied zum Tampon ist jedoch, dass man die flexible Menstruationstasse einmal faltet, bevor man sie einführt. In der Vagina entfaltet sie sich dann wieder, schmiegt sich an den Körper an und fühlt man von ihr so gut wie nichts mehr. Im Internet und in der Gebrauchsanleitung finden sie unterschiedliche Falttechniken, die man verwenden kann.

2: Size does matter

Nicht jede Vagina ist gleich, darum besteht die Gefahr, dass man sich eine Menstruationstasse zulegt, die nicht richtig passt. Es ist also wichtig, genau zu überprüfen, welche Größe man benötigt. Und das ist nicht immer ganz leicht. Manche Hersteller unterscheiden zwischen Cups für Frauen, die schon Kinder bekommen haben und Frauen, die noch nie eine vaginale Geburt hatten.

Andere Hersteller orientieren sich am Alter und verwenden z.B. Größe S für Frauen unter 30 Jahren und Größe L für Frauen über 30. Darum muss man versuchen herauszufinden, welche Standards die unterschiedlichen Hersteller verwenden und was am besten zu einem passt.

3: Einführen und entfernen

Übung macht den Meister, und das gilt auch für die Menstruationstasse. Fast niemand schafft es gleich beim ersten Mal richtig und es kann unter Umständen 2-3 Menstruationen dauern, bevor man die Sache richtig beherrscht. Was sicher nicht sehr hilfreich ist, ist der Umstand, dass manche Frauen beim Einbringen sehr nervös sind und dadurch ihre Beckenbodenmuskulatur anspannen. Dann wird das Platzieren des Cups recht schwierig.

Aber auch das Entfernen bedarf wieder einiger Anstrengung. Man sollte sicher nicht der Annahme erliegen, man könnte die Menstruationstasse genau wie einen Tampon einfach auf einmal entfernen. Das Ding saugt sich nämlich fest, darum kann es schmerzhaft sein, einfach daran zu ziehen. Darum muss man die Menstruationstasse zuerst seitlich leicht eindrücken, damit das Vakuum verschwindet, anschließend lässt sie sich einfach entfernen. Werde auch nicht gleich panisch, wenn es nicht sofort gelingt. Der Cup kann nicht kleben bleiben, tiefer in deinen Körper eindringen oder welches Horrorszenario man sich sonst noch so ausdenken kann!

4: Reinigung

Die wiederverwendbare Menstruationstasse wird nach Gebrauch natürlich nicht weggeworfen. Das bedeutet also, dass man sie reinigen muss! Das ist aber zum Glück sehr einfach. Den Inhalt kippt man einfach ins WC und spült den Cup im Waschbecken mit heißem Wasser aus.

Bist du auf einem öffentlichen WC und hast kein sauberes Wasser zur Hand, kannst du die Menstruationstasse auch mit etwas WC-Papier oder einem feuchten Tuch abnehmen. Es reicht völlig aus, den Cup einmal in 24 Stunden mit heißem Wasser zu reinigen. Aber natürlich ist es um einiges frischer, ihn bei jedem Mal gut zu reinigen, vor allem, wenn man ihn die vollen (maximalen) 12 Stunden getragen hat. Mach der Menstruation kocht man die Menstruationstasse 3-5 Minuten lang aus, dann ist ist richtig sauber für den folgenden Monat.

5: Angst vor Blut

Obwohl wir Frauen sicher einiges gewöhnt sind, kann der Anblick einer vollen Menstruationstasse für die eine oder andere trotzdem etwas zu viel sein. Und weil man die Tasse nur alle 8 Stunden oder maximal nach 12 Stunden wechselt, kann es schon ein kleines ‘Blutbad’ sein, wenn man sie entfernt. Dann sollte man sich nicht vor sich selbst ekeln. Und auch nicht vom Anblick von Blut schwindelig werden.

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Welche Vorteile bietet die Menstruationstasse?

Trotz der genannten Nachteile überwiegen die Vorteile der Menstruationstasse glasklar. Die wiederverwendbaren Cups sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wesentlich besser für den Körper. Warum? Lies hier einfach weiter!

1: Nachhaltiger

Mit einer wiederverwendbaren Menstruationstasse ist man sehr umweltbewusst. Verwendete Tampons und Monatsbinden können nicht recycelt werden, und jede Frau wirft im Laufe ihres Lebens etwa 9.000 davon weg. Verwendet, reinigt und bewahrt man dagegen die Menstruationstasse auf die richtige Weise, kann man sie problemlos 5 bis 10 Jahre lang verwenden. Also ein ganzes Jahrzehnt, in dem man sonst 2.500 Tampons verwenden würde.

Somit wird enorm viel Abfall vermieden und zudem auch noch sehr viel Verpackungsmaterial und Produktionsprozesse, die zur Herstellung und Transport der Tampons und Monatsbinden nötig sind. Man verbraucht also wesentlich weniger Rohstoffe, produziert viel weniger Abfall und belastet somit die Umwelt deutlich geringer.

2: Günstiger

Die Menstruationstasse ist auch besser für den Geldbeutel. Natürlich kostet sie bei der Anschaffung zwischen 10 und 20 Euro, was nicht gerade wenig ist. Wenn man aber bedenkt, dass man sie anschließend 5 bis 10 Jahre lang verwenden kann, wird klar, dass man langfristig sehr viel Geld damit spart.

Wie sieht das in der Praxis aus? Sehr günstig. Wenn man keine Tampons oder Monatsbinden mehr kaufen muss und stattdessen sein Leben lang nur die Menstruationstasse verwendet, wird man für seine Monatshygiene statt 1800 Euro nur 225 Euro ausgeben müssen. Diese Zahlen hat eine niederländische Zeitung errechnet. Da kann man nur sagen: Wow!

3: Gesünder

Wir werden uns unserer Gesundheit immer stärker bewusst und das lässt sich auch an der wachsenden Beliebtheit der Menstruationstasse ablesen. Und zu Recht, denn der Cup ist um einiges besser für deine Punani als ein Durchschnittstampon oder eine Monatsbinde. Ursache hierfür ist, dass die Cups aus Silikon oder Naturkautschuk hergestellt werden. Dieses Material absorbiert kein Blut, löst sich in der Vagina nicht auf und vermeidet die Ansammlung von Bakterien, die zu Infektionen führen können.

Tampons greifen dagegen die Schleimhäute und die natürliche Flora der Vagina an, wodurch die Gefahr einer Pilzinfektion zunimmt. Und auch Monatsbinden verursachen ein zu warmes Klima , was ebenfalls zu Infektionen oder irritierter Haut führen kann. Eine Menstruationstasse ist dagegen hypoallergen und absorbiert kein Blut oder andere Körperflüssigkeiten. Hierdurch bleibt das natürliche Gleichgewicht der Vagina intakt.

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Wie wird die Menstruationstasse verwendet?

Bist du schon überzeugt? Dann bleibt nur noch die Probe auf Exempel! Wie bereits erwähnt, kann das erste Mal Einführen eine kleine Herausforderung sein. Aus diesem Grund haben wir eine praktische Schritt für Schritt Anleitung zusammengestellt. Du kannst das Ganze auch zuerst einmal üben. Dann führst du also den Cup nicht erst bei der Menstruation ein, sondern übst schon einmal vorab, sozusagen als Generalprobe. An sich keine schlechte Idee, vor allem, wenn einem das Ganze noch nicht so ganz geheuer ist.

Menstruationstasse einführen

1: Wasche deine Hände unter sauberem, fließenden Wasser.

2: Lies dir die Gebrauchsanleitung deiner Menstruationstasse gut durch.

3: Entspanne deinen Unterleib, damit deine Beckenbodenmuskulatur nicht angespannt ist.

4: Falte den Cup einmal, damit er wie ein C geformt ist.

5: Führe den zusammengefalteten Cup ein, genauso weit, wie du es von einem Tampon gewöhnt bist.

6: Lasse den Cup los, wenn er an der richtigen Stelle ist.

7: Wenn du den Cup loslässt, hörst du ein ‘plop’ oder ein saugendes Geräusch. Das ist gut, denn das bedeutet, dass er sich festgesaugt hat. Du kannst noch überprüfen, ob er wirklich gut sitzt, indem du die Ränder rundherum abtastest.

8: Fühlst du dabei eine Falte oder Delle? Dann sitzt er noch nicht richtig und du solltest ihn noch etwas drehen oder es noch einmal von Neuem versuchen.

Wenn es dir schwerfällt, die Menstruationstasse einzuführen, kannst du dabei auch etwas Gleitmittel auf Wasserbasis verwenden. Dann wird der Cup einfacher hineingleiten. Die Menstruationstasse solltest du nach dem Einführen nicht mehr fühlen können; ebenso wenig wie einen Tampon. Auch nicht, wenn du dich bewegst, rennst oder springst.

Menstruationstasse entfernen

Möchtest du die Menstruationstasse wieder entfernen? Dann folge diesen Schritten:

1: Wasche wieder deine Hände unter sauberem, fließenden Wasser.

2: Nimm eine bequeme Haltung ein und entspanne deinen Unterleib.

3: Führe den Zeigefinger und Daumen ein, bis du das untere Ende des Cups fühlst.

4: ‘Drücke’ vorsichtig, dann wirst du spüren, dass deine Beckenbodenmuskeln den Cup nach unten drücken, wodurch du ihn leichter erreichst.

5: Kneife daraufhin leicht ins untere Ende des Cups, um das Vakuum zu lösen.

6: Ziehe den Cup vorsichtig aus der Vagina.

7: Leere die Menstruationstasse im WC und spüle sie mit heißem Wasser aus.

Wie oft sollte man die Menstruationstasse leeren?

Wie bereits erwähnt, kann man die Menstruationstasse etwa 8 bis maximal 12 Stunden am Stück tragen. Hygienischer und sicherer ist es aber, sie schon nach 4 bis 6 Stunden zu leeren und abzuspülen. Denn obwohl die Gefahr für TSS (Toxic Shock Syndrom) bei einer Menstruationstasse wesentlich kleiner ist als bei einem Tampon, kann dies in seltenen Fällen auch hierbei auftreten, wenn man die Menstruationstasse zu lange am Stück trägt.

Frauen, die stark bluten, sollten die Tasse sowieso häufiger leeren, denn sonst könnte der Cup lecken, wenn er zu voll ist. Wenn du dir nicht sicher bist, wie lange du die Menstruationstasse tragen solltest, kannst du am Anfang zur Sicherheit noch zusätzlich eine Slipeinlage tragen. Mit der Zeit wirst du dann leichter einschätzen können, wie lange du die Menstruationstasse ohne Missgeschicke tragen kannst.

Nach jeder Menstruation solltest du die Menstruationstasse 3 bis 5 Minuten lang auskochen und sie anschließend an einem sauberen, trockenen Ort aufbewahren; am besten im mitgelieferten Beutel.

Gefühl von Freiheit!

Wie man sieht, überwiegen die Vorteile der Menstruationstasse ganz deutlich deren Nachteile. Die Nachteile drehen sich in erster Linie um das sich daran Gewöhnen und Üben, die Vorteile sind jedoch sowohl finanzieller Art und sorgen für eine gesündere Umwelt und Vagina.

Zudem ist so eine Menstruationstasse – obwohl es sie auch in sehr farbenfrohen Ausführungen gibt – ein wahres Wunder der Diskretion. Man muss sich keine Sorgen mehr um schief sitzende Monatsbinden oder heraushängende Tamponschnürchen machen, z.B. im Schwimmbad oder in der Sauna. Das verschafft einem ein enormes Freiheitsgefühl. Außerdem fühlt sich so eine Menstruationstasse viel sauberer an als ein vollgesogener Tampon oder eine klebrige Monatsbinde.

Kurz gesagt: Ein bisschen Gefummel am Anfang, aber dann bekommt man auch etwas dafür zurück. Wenn du die Sache erst einmal im Griff hast, möchtest du nichts anderes mehr. Da sind wir uns sicher!

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