Menstruation im Laufe der Jahrhunderte: Tabus und Aberglaube!

Menstruation im Laufe der Jahrhunderte

Böses Blut. Jahrhundertelang wurde die Menstruation so gesehen. Von den Alten Griechen bis zur Viktorianischen Sittlichkeit, seit Menschengedenken bekommen es die Frauen mit Tabus und Aberglaube rund um eines der natürlichsten Phänomene ihres Körpers zu tun. Welche Vorurteile gab es? Und wie sieht es gegenwärtig damit aus?

So etwas wie Schamesröte scheint heute nicht mehr zu existieren. In den Drogerien gibt es Monatsbinden, Menstruationstassen und Tampons in allen Größen und Ausführungen, und niemand, der sich noch beschämt umschauen würde, wenn er einen entsprechenden Artikel in seinen Einkaufskorb legt. Es gibt Werbung im Fernsehen und in Zeitschriften, die uns ans Herz legt, ein unbeschwertes Leben zu führen, auch wenn wir unsere Tage haben. Niemand braucht sich deshalb zu schämen oder muss sich für ein paar Tage in eine Hütte zurückziehen, weil man ‘unrein’ ist.

Hysterische Natur

Das war natürlich nicht immer so. Über Jahrhunderte herrschte ein Tabu rund um alles, was mit Menstruation zu tun hatte. Man wusste sehr lange Zeit nicht einmal, warum die Frauen manchmal bluteten und warum das Bluten nicht nach einigen Minuten wieder aufhörte. Dabei musste es sich also um ‘dunkle Mächte’ handeln, weshalb jede Menge stigmatisierende Vorurteile über menstruierende Frauen entstanden.

Früher waren Frauen oft direkt ab der Pubertät konstant entweder schwanger oder befanden sich in der Stillzeit, wodurch der monatliche Rhythmus der Monatsblutungen nicht so deutlich sichtbar war. Vor dem 19. Jahrhundert wurde nicht einmal ein Zusammenhang mit dem Eisprung erkannt. Es wurde angenommen, dass Frauen bluteten, um ihre ‘hysterische Natur’ unter Kontrolle zu halten. Kein Wunder eigentlich, wenn man bedenkt, dass Frauen zu jener Zeit so gut wie nichts zu melden hatten. Medizinische Erkenntnisse wurden ausschließlich von Männern aufgeschrieben, die sich selbst als die Norm und den Mittelpunkt jeglichen Lebens wahrnahmen.

“Man wusste sehr lange Zeit nicht einmal, warum die Frauen manchmal bluteten und warum das Bluten nicht nach einigen Minuten wieder aufhörte.”

Darum wurden Frauen also Tausende von Jahren mit Mythen und religiösen Vorurteilen gequält. Die Menstruation war etwas, wofür man sich schämen musste, und die Leute schwiegen das Thema oft einfach tot, wenn sie es nicht sogar mit Schwarzer Magie und Hexerei in Verbindung brachten.

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Menstruation bei den Griechen und Römern

Dieses schlechte Image wurde bereits durch die Schriften von Hippokrates, des griechischen Stammvaters der modernen Medizin, geschaffen. Er war der Erste, der über die monatlichen Blutungen von Frauen schrieb und ordnete sie einfach abschätzig als eine ‘Frauenkrankheit’ ein.

Hippokrates war davon überzeugt, dass die Frau ein unvollkommenes Wesen sei und deshalb mit einer zu hohen Körpertemperatur kämpfe. Der gebrechliche Frauenkörper konnte mit der ganzen Hitze und Feuchtigkeit nicht umgehen und musste deshalb regelmäßig bluten, um wieder zu sich selbst zu kommen. Die Lösung? Schnell heiraten und möglichst oft schwanger werden, um die Menstruation zu stoppen.

Wein verwandelt sich in Essig

Noch unangenehmer war Plinius der Ältere. Dieser römische Philosoph war davon überzeugt, dass die Menstruationen zu gefährlichem und schlimmem Unheil führen konnten. In seinem Buch Naturalis Historia empfahl er, menstruierende Frauen zu isolieren, weil sich sonst Wein in Essig verwandeln könne, Waffen rosten würden, Pflanzen verwelken und Tiere ihre ungeborenen Jungen verlieren würden.

Gab es irgendwo eine Missernte, war höchstwahrscheinlich eine blutende Frau vorbeigelaufen. Und bekam ein Hund Tollwut, war die Ursache sicher der Blutfluch, was sonst. Nackte, menstruierende Frauen sollten zudem Hagelstürme verjagen können und sie würden einem ewig treu bleiben, wenn man ihr Menstruationsblut trinken würde.

Menstruation im Mittelalter

Im Mittelalter verbesserte sich die Situation auch nicht wirklich. Nach Meinung des Christentums, und auch anderer Religionen, war eine menstruierende Frau unrein. In diesen Tagen wurde sie nicht nur aus der Kirche verbannt, sondern bekam zudem die Schuld für Missernten.

Die Kirchenväter sahen die Krämpfe und das Unwohlsein als Strafe für Evas Sünde im Paradies. Hierdurch sollte die Frau daran erinnert werden, rein und sittlich zu sein. Die Kirche verbat darum menstruierenden Frauen auch den Gebrauch schmerzlindernder Mitteln. Natürlich gab es zahlreiche Kräutermittel, mit denen sich Schmerzen abschwächen ließen, sie waren für menstruierende Frauen aber verboten.

Verbrannte Kröte

Das bedeutet aber nicht, dass nicht unter der Hand fröhlich gehandelt wurde. Eines der beliebtesten Mittel gegen Menstruationsschmerzen war die Asche einer gekochten und verbrannten Kröte. Diese Asche wurde in einem Beutel nahe der Vagina getragen, wo sie Krämpfe und starke Blutungen lindern sollte.

Das Schamgefühl rund um die Menstruation war sehr groß, darum taten die Frauen alles, um ihren Zyklus vor der Umgebung zu verbergen. Sie trugen kleine Säckchen mit süßlich duftenden Kräutern um den Hals und Mittel, die den Geruch von Blut vertreiben sollten. Wenn nicht genügend Tücher oder ähnliches Material zum Aufnehmen der Blutung zur Verfügung stand, ließen die meisten Frauen das Blut einfach in ihre Kleidung fließen, was das Stigma nur umso größer machte. Manche Menschen glaubten sogar, dass Lepra durch das Trinken von Menstruationsblut verursacht wurde.

Bluten auf viktorianisch

Irgendwann im 19. Jahrhundert kamen die Leute auf die Idee, dass es nicht gerade hygienisch war, dem Blut einfach freien Lauf zu lassen und seine Kleidung hierdurch zu beschmutzen. Das war der Startschuss für die Herstellung von Menstruationsprodukten.

Zuerst steckten die Frauen Baumwoll- und Flanelltücher in ihren Unterhosen fest, es dauerte aber nicht lange, bis sie zu Hygieneschürzen wechselten. Dabei handelte es sich um eine Schürze aus Gummi, die sie sich – ziemlich unbequem – zwischen die Beine stopften, damit die Röcke und Stühle frei von Blut blieben.

Gefloppte Monatsbinde

Der Hersteller Johnson & Johnson kam dann auf die Idee, dass sich dies auch besser lösen können müsste. Am Ende des 19. Jahrhunderts brachte die Firma die Lister’s Towels heraus, Monatsbinden zur einmaligen Verwendung, die aus Watte hergestellt wurden und von Gaze umhüllt waren. Da sich die Frauen aber nach wie vor für ihre Tage schämten, trauten sie sich nicht, diese Binden öffentlich zu kaufen. Also floppte das Produkt total.

Zur etwa selben Zeit entdeckte Krankenhauspflegepersonal, dass die Verbände aus Krankenhäusern Blut viel besser absorbierten, als irgendwelche Stofflappen. Darin sah ein Papierhersteller eine Geschäftsidee, woraufhin er vom amerikanischen Militär Verbandsmaterial kaufte und daraus Monatsbinden produzierte. Kurz darauf wurde das Produkt unter dem Namen Kotex auf den Markt gebracht und wurde ein durchschlagender Erfolg.

Um diese Monatsbinden tragen zu können, trugen die Frauen sanitäre Gürtel, die sie in an der Taille befestigten; das Ganze ähnelte in der Tat einer Art Windel. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis tief in die 70er Jahre hinein kauften die Frauen waschbare Monatsbinden, die sie mit einem Gürtel um die Körpermitte befestigten. Praktisch? Nicht wirklich… Aber trotzdem immer noch eine starke Verbesserung zu allem, was es davor gab.

tampons

Tampons für verheiratete Frauen

Und dann gab es auf einmal die ersten Tampons. Und obwohl einige Historiker behaupten, dass bereits die Alten Ägypter, Griechen und die Römer Tampons verwendeten – aus Wolle oder Holz, umwickelt mit Leinen -, dauerte es trotzdem bis ins Jahr 1929, bevor die ersten Tampons bei uns auf den Markt kamen. Und diese allerersten Exemplare waren nicht gerade der Hit. Sie waren nicht wirklich dicht, und weil die Leute glaubten, man könnte durch Tampons seine Jungfräulichkeit verlieren, wurden sie ausschließlich verheirateten Frauen empfohlen.

Die Monatsbinde blieb also für lange Zeit der Favorit, nicht zuletzt deswegen, weil sich ihre ergonomischen Qualitäten und das Absorbierungsvermögen im Laufe der Zeit ständig verbesserten. Und Dank der Erfindung des Klebestreifens wurde auch der Tragegürtel überflüssig, was in Sachen Komfort einen sehr großen Schritt bedeutete.

Free Bleeding im 21. Jahrhundert

Inzwischen sind wir im 21. Jahrhundert angekommen und stellt die Menstruation kein mysteriöses Geheimnis mehr dar. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wussten unsere Großmütter noch nicht so richtig, was mit ihnen geschah, wenn sie bluteten und warum sie dann ‘mit Jungens aufpassen’ mussten. Unsere Mütter und wir sind aber das Produkt der sexuellen Revolution und der freizügigen Jahre, die ihr folgten. Es gibt Aufklärung, dem sexuellen Erlebnis wird Aufmerksamkeit gewidmet und auch die Menstruation wird nicht mehr in irgendeiner dunklen Ecke versteckt.

Hockend auf dem Boden

Wir müssen uns also nicht mehr für unsere Monatsblutung schämen. Das geht sogar so weit, dass die feministische ‘Free Bleeding’-Bewegung vor einigen Jahren eine echte Wiederbelebung erfahren hat. Free Bleeders menstruieren ohne Tampons, Monatsbinden, Menstruationstassen oder andere Produkte, um das Blut aufzufangen.

Sie lassen dem Blut freien Lauf, denn ihrer Meinung nach ist dies der natürliche Weg des Menstruierens; und auch, weil das Menstruieren nichts ist, das man verheimlichen müsste. Manche Free Bleeders gehen in die Hocke und nutzen ihr Menstruationsblut als Dünger für ihre Pflanzen. Sie sehen es als Möglichkeit, um mit ihrer ‘Urfrau’ in Kontakt zu kommen.

Kontrovers

Die Bewegung ist natürlich ziemlich kontrovers. Sie wird heftig kritisiert und mit Begriffen wie ‘eklig’, ‘schmutzig’ und ‘widerlich’ belegt. Anscheinend existiert das jahrhundertealte Vorurteil, dass menstruierende Frauen ‘unrein’ wären noch immer in vielen Hinterköpfen. Und obwohl an Menstruationsblut sicherlich nichts unrein ist, geht es vielleicht doch ein bisschen zu weit, überall eine Blutspur zu hinterlassen.

Zum Glück gibt es auch gute Lösungen, wenn man so natürlich wie möglich menstruieren möchte und trotzdem in der heutigen Gesellschaft funktionieren will. Wie wäre es zum Beispiel mit Period Panties! Diese Unterhosen fangen das Blut auf, ohne dass etwas hindurch kommt. Eine gute Alternative also für fanatische Free Bleeder, die sich während ihrer Tage trotzdem in den Studiensaal oder ins Büro begeben möchten!

 

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