Der wissenschaftliche Hintergrund des sich Verlieben

falling in love

Sich verlieben: Ein alles beherrschendes Gefühl, bei dem man oft nur noch an den anderen denken kann. Dabei kann es auch zu einer ganzen Reihe bemerkenswerter Nebenwirkungen kommen. Man möchte alles mit dem anderen teilen und der Rest des Lebens tritt (vorübergehend) in den Hintergrund. Wir funktioniert das sich Verlieben eigentlich? Was passiert im Körper, wenn man sich verliebt? Und was sagt die Wissenschaft dazu? Das haben wir für dich untersucht.

Sich verlieben: So fühlt es sich an

Sich zu verlieben, wird im Englischen so schön mit den Worten falling in love ausgedrückt, denn es fühlt sich tatsächlich ein bisschen so an, als ob man im freien Fall ist und die Kontrolle über seine Gefühle verloren hat. Wenn man sich verliebt, will man so viel wie möglich bei der anderen Person sein. Man will all seine Gedanken mit dem anderen teilen, egal, wie banal sie auch sein mögen. Zum sich Verlieben gehören aber auch sexuelle Gefühle: Man möchte auch körperlich dem anderen so nahe wie möglich sein. Das Verliebtsein ist eine sehr starke Emotion, die, wenn man sie verspürt, etwas Unendliches zu sein scheint, ähnlich wie z.B. das Trauern. Lies auch: Verliebt oder nicht? 7 deutliche Anzeichen.

Wie ist es möglich, dass wir uns verlieben?

Wie Liebe entsteht, dafür gibt es keine eindeutige wissenschaftliche Erklärung. Viele Wissenschaftler sehen in ihr ein natürliches Hilfsmittel der Natur. Zwei Menschen fühlen sich zueinander hingezogen, gehen eine Beziehung ein und pflanzen sich fort, genau wie im Tierreich. Das ist vielleicht etwas stark vereinfacht, aber bisher immer noch die wahrscheinlichste Theorie. Es gibt aber auch einige bekannte Faktoren, wenn es um das Verliebtsein geht. Z.B. fühlen sich Menschen leichter zu anderen hingezogen, die ihnen ähneln. Diese sind natürlich nicht vollkommen identisch, besitzen aber oft die gleiche Herkunft, das gleiche Alter, leben nach den gleichen Normen und Werten, verfügen über die gleiche Intelligenz, politische Orientierung und Religion. Lies auch: Opposites attract: Seid ihr Gleichgesinnte oder ganz unterschiedlich ?

Wie funktioniert das sich Verlieben (und auch das nicht mehr Verliebtsein)?

Das Verliebtsein kann sich über einen längeren Zeitraum entwickeln. Man kann sich z.B. wochen- oder monatelang mit jemandem verabreden und dabei immer stärkere Gefühle für den anderen entwickeln. Es gibt aber natürlich auch die Liebe auf den ersten Blick. Das klingt vielleicht unglaubwürdig, es gibt sie aber durchaus. Dazu später mehr. Lies auch: Exklusiv daten oder doch eine Beziehung: Was passt am besten zu dir?

Nach Meinung der Anthropologin Dr. Helen Fisher, gibt es drei Phasen der Verliebtheit. Die erste ist Lust: Sie wird bei Männern durch Testosteron und bei Frauen durch Östrogen ausgelöst. In dieser Phase empfindet man vor allem sexuelle Gefühle für den anderen. Die zweite Phase ist die Anziehungskraft. In dieser Phase wird man sich aufgrund der Substanzen, die das Gehirn freisetzt, euphorisch fühlen. Und dann gibt es noch die dritte Phase: Verbindung. In dieser Phase wird Oxytocin freigesetzt, das Kuschel- und Liebeshormon. Man fühlt sich mit dem Partner immer stärker verbunden und fängt an Zukunftspläne zu schmieden.

Und wie funktioniert dann das nicht mehr Verliebtsein? Auch hierbei spielen wiederum bestimmte Stoffe im Gehirn eine wichtige Rolle. Z.B, sinkt das Dopamin ab. “Und das ist auch besser so”, meint die Psychiaterin Dr. Susan Edelman, “denn man funktioniert nicht besonders gut, wenn man so besessen von seinem Liebsten ist, wie zu Beginn der Beziehung.” Auch die Menge an Serotonin und Noradrenalin nimmt ab. Das muss aber nicht das Ende der Beziehung bedeuten. Wenn man gemeinsam aufregende Dinge unternimmt, wird z.B. das Dopaminniveau (vorübergehend) wieder ansteigen.

Wissenschaftliche Erklärung: Das geschieht mit dem Körper und dem Gehirn

Liebe auf den ersten Blick existiert tatsächlich. Eine Untersuchung der Syracuse University in New York, die im The Journal of Sexual Medicine veröffentlicht wurde, kam zu dem Ergebnis, dass es nur eine fünftel Sekunde dauert, um sich zu verlieben. Die Untersuchung von Professor Stephanie Ortigue konnte zeigen, dass insgesamt 12 Bereiche im Körper zusammenarbeiten, wenn man sich verliebt, und dabei unterschiedliche Stoffe freisetzen wie Dopamin, Adrenalin, Cortisol, Serotonin und Oxytocin. Dopamin verursacht ein angenehmes Gefühl. Hierdurch kann sich das Verliebtsein genauso euphorisch anfühlen wie das Einnehmen von XTC. Adrenalin kann zu schwitzenden Händen und geröteten Wangen führen. Hast du Schmetterlinge im Bauch oder dein Herz scheint zu rasen? All das wird von den Hormonen ausgelöst, die dein Gehirn freisetzt.

Sich verlieben: Eine Frage des Gehirns oder des Herzens?

Auf die Frage, ob sich nun das Herz oder doch das Gehirn verliebt, antwortet Ortigue: “Das ist nicht leicht zu beantworten. Ich würde sagen, das Gehirn, aber auch das Herz spielt eine Rolle, denn zwischen ihm und dem Gehirn existiert eine Wechselwirkung.” Außer dass Stoffe wie Dopamin und Oxytocin freigesetzt werden, beeinflusst das Verliebtsein auch den Nervenwachstumsfaktor (nerve growing factor oder NGF): ein Protein, das Hirnzellen produziert und sie gesund erhält. Menschen, die sich gerade verliebt haben, haben davon wesentlich mehr im Körper. Das Freisetzen von Dopamin ist übrigens nicht nur etwas Positives. Es kann auch dazu führen, dass sich jemand obsessiv oder irrational verhält, dann wird von einer sogenannten ‘Liebe-macht-blind’-Situation gesprochen.

Unterschied zwischen romantischer und mütterlicher Liebe

Verschiedene Untersuchungen kamen zu dem Schluss, dass es einen Unterschied zwischen romantischer Liebe und z.B. der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind gibt, und dass man dies auch über Hirnscans sichtbar machen kann. Im Falle der romantischen Liebe kann man, wie bereits erwähnt, ein euphorisches Gefühl erleben. Das sorgt auch dafür, dass man motiviert ist, die betreffende Person zu erobern, wenn man noch kein Paar ist. Die mütterliche Liebe sieht dagegen ganz anders auf einem Hirnscan aus. Wenn eine Mutter ein Foto ihres Kindes betrachtet, ist dies tief in der Mitte des Gehirns zu sehen. Dort befindet sich ein Gebiet, das Rezeptoren enthält, die für das Band zwischen Mutter und Kind verantwortlich sind.

Existiert die Ewige Liebe?

Die Wissenschaft war lange davon überzeugt, dass so etwas wie ewige Liebe nicht existiert. Die Verliebtheit verschwindet meistens nach einigen Jahren und die Gefühle wandeln sich zu etwas, was einem ‘einander mögen’ näher kommt. Eine Untersuchung der Stony Brook University aus dem Jahr 2009 zeigte jedoch, dass auch Menschen, die bereits seit 20 Jahren eine Beziehung haben, immer noch alle Symptome verliebter Personen zeigen. Man kann auf den Scans eine hohe Aktivität des Dopaminsystems beobachten, wenn der Betreffende ein Foto seines Partners sieht. In der Wissenschaft wird dies als Schwanenliebe bezeichnet, denn Schwäne bleiben ihr Leben lang einem Partner treu. Kann man Liebe und das sich Verlieben erklären? Zum Teil schon, vor allem durch die ganzen Hormone, die im Gehirn freigesetzt werden.

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