Das geschieht in deinem Gehirn, wenn du verliebt bist

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Schmetterlinge im Bauch, Herzrasen und ein Körper, der in Flammen steht. Wenn wir verliebt sind, fühlen wir dies im ganzen Körper. Hast du dich aber schon einmal gefragt, woher diese Gefühle eigentlich stammen? Jedenfalls nicht von dem klopfenden Organ in deiner Brust. Verliebtheit beginnt mit Chemie im Gehirn.

Verliebt zu sein, ist etwas Faszinierendes

Sich zu verlieben, ist ein faszinierendes Phänomen. Schließlich gibt es gute Gründe für all die zahllosen Liebeslieder, Filme und Geschichten, die sich einzig und allein um dieses Gefühl drehen. Das kann einen regelrecht verrückt werden lassen, zweifellos, denn unter Cupidos Einfluss verwandeln wir uns von relativ rationalen Wesen ganz plötzlich in euphorische Irre. Unsere Gefühle gehen mit uns durch, wir verbringen Tag und Nacht in einer Traumwelt und sind dazu bereit, unserem Geliebten oder der Liebsten bis in die Hölle zu folgen.

Uns scheint das Herz vor lauter Freude und Erregung fast aus dem Leib springen zu wollen. Darum ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen früher den Ursprung der Liebe in ihrer Brust suchten. Leider hat unser klopfendes Herz aber kein bisschen mit unserer Verliebtheit zu tun. Das Gehirn ist sicherlich weniger poetisch als ein Herz, das Feuer und Flamme für einen anderen Menschen ist. Trotzdem findet aber genau dort alles statt, wenn Cupido seine Pfeile verschießt – That’s where the action happens.

Wo setzt sich die Liebe im Gehirn fest?

Dieser Frage haben sich bereits zahllose Forscher gewidmet. Und die Wissenschaft, die sich dahinter verbirgt, ist sehr komplex. Wenn man es aber stark vereinfacht, liegt der Fall wie folgt:

Wenn man sich schlagartig verliebt, übernehmen Neurochemikalien wie Dopamin und Oxytocin die Kontrolle über unser Gehirn. Dopamin führt dazu, dass dich der Gedanke an deinen Crush glücklich macht, Oxytocin sorgt dafür, dass du dich an den anderen binden möchtest. Gemeinsam stellen sie eine Art Glücks-Cocktail dar, durch den man sich euphorisch und wunderbar fühlt.

Gleichzeitig werden andere Teile des Gehirns in den Pausenstand versetzt, wodurch man z.B. etwas impulsiver und irrationaler reagieren wird.

Überglücklich 

Widmen wir uns zunächst dem ersten Hormon: Dopamin. Der Glücklichmacher unter den Hormonen. Dieser Neurotransmitter hilft den Nervenzellen dabei, miteinander zu kommunizieren. Und obwohl man immer eine bestimmte Menge an Dopamin im System hat, wird davon eine wahre Flut freigesetzt, wenn man verliebt ist. Hierdurch fühlt man sich ganz besonders fröhlich und positiv.

Dopamin wird auch mit dem Belohnungssystem des Gehirns assoziiert. Je öfter man an seinen Lover denkt, desto mehr wird davon produziert und desto besser wird man sich fühlen. Und wenn man den oder die Liebste dann tatsächlich sieht, reagiert das Gehirn darauf, indem es noch mehr Dopamin ausschüttet. Kein Wunder also, dass man sein Verlangen mit der Zeit kaum noch zügeln kann und immer beim anderen sein will.

Neben diesen ganzen angenehmen Gefühlen deaktiviert das Dopamin zusätzlich die neuralen Nervenbahnen, die für negative Emotionen wie Angst oder Schmerz zuständig sind. Im Ergebnis verwandelt man sich in einen superpositiven Springball, high on dopamine.

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Besonders starke Verbindung

Auch das Oxytocin ist ein solcher Glücklichmacher. Bei der Liebe spielt es sogar eine so wichtige Rolle, dass es auch als das ‘Liebeshormon’ bezeichnet wird. Oxytocin wird im Hypothalamus produziert und wird freigesetzt, wenn wir uns zu jemandem hingezogen fühlen.

Das Hormon sorgt nicht nur dafür, dass man sich gut und erregt fühlt, sondern stimuliert auch Gefühle wie Vertrauen, Sicherheit und Verbundenheit. Vor allem in einer fortgeschrittenen Phase einer Beziehung ist die Rolle des Oxytocins unentbehrlich.

Warum? Weil Oxytocin dafür sorgt, dass man sich bei seinem Partner entspannt und wohl fühlt. Und weil das Hormon dazu führt, dass man sich bei Körperkontakt verbunden fühlt. Jedesmal, wenn man sich küsst oder umarmt wird ein wenig Oxytocin freigesetzt. Hierdurch wird man sich ganz besonders stark mit dem Partner verbunden fühlen und neigt nicht so leicht dazu, Verbundenheit bei jemand anderem zu suchen.

Das Gehirn leuchtet bei einem Scan auf

Die Reaktionen des Gehirns kann man sogar über einen Scan sichtbar machen. Im Jahr 2000 wollten Forscher des University College London herausfinden, wie die Liebe das Gehirn beeinflusst. Für ihre Studie führten sie bei 17 Männern und Frauen MRI-Scans durch, die sich Fotos ihrer Geliebten anschauten.

Die Scans zeigten, dass bestimmte Gebiete des Gehirns aufleuchteten, wenn sich die Teilnehmer die Fotos anschauten. Am auffälligsten war, dass sich in den betreffenden Gebieten das Belohnungssystem des Gehirns befand. Dieses System wird aktiviert, wenn man mit Dingen in Kontakt kommt, die einem ein positives Gefühl verschaffen; wie eben das Gesicht des Partners zum Beispiel.

Das gleiche Gebiet des Gehirns ist auch sehr sensibel für süchtig machende Dinge. Der Umstand, dass gerade dieser Teil des Gehirns stärker durchblutet wird, wenn man seinen Partner sieht, zeigt, dass Liebe wohl in der Tat einer Form von Sucht ähnelt. Das beweisen die Scans.

Welche Auswirkungen hat ein Lovestruck Gehirn auf das Verhalten?

Was bedeutet nun aber so ein euphorisches Gehirn für das eigene tägliche Leben und Verhalten? Und für die Beziehung zum frischgebackenen Lover? Jede Menge! Hier haben wir für dich die auffälligsten Auswirkungen aufgelistet.

1: Du empfindest weniger Schmerz

Liebe ist nicht wirklich magisch, sie fühlt sich aber oft so an. Eine der auffälligsten Folgen des Verliebtseins ist, dass man hierdurch schmerzunempfindlicher ist. Eine Untersuchung der Stanford University kam zu dem Schluss, dass verliebte Menschen weniger an Kopfschmerzen leiden. Oxytocin hemmt das Schmerzempfinden und wir wissen inzwischen, dass wir, Dank unseres Lovers, einen wahren Überfluss dieses Wunderhomons genießen können.

Du wirst selbst sicher auch schon festgestellt haben, dass du dich fröhlicher, optimistischer und sorgloser fühlst, wenn du verliebt bist. Diese Empfindungen wirken sich auch auf das Ausmaß unseres Schmerzempfindens aus, wie eine kleine Untersuchung aus dem Jahr 2010 zeigt. Die Teilnehmer gaben dabei an, dass sie weniger Schmerzen empfanden, wenn sie sich Fotos ihrer Geliebten anschauten, und auch Hirnscans bestätigten, dass das Belohnungssystem aufleuchtete, wenn sie dies taten.

Physischer Kontakt führt übrigens zu einem noch stärkeren Effekt. Darum kann schon etwas so Simples wie das Halten der Hand während einer medizinischen Prozedur dabei helfen, den Schmerz weniger intensiv sein zu lassen.

2: Man hat weniger Stress

Bist du auch eher stressanfällig? Dann haben wir gute Nachrichten für dich, denn wenn es etwas gibt, das dem Stress den Garaus macht, dann ist es das Verliebtsein. Wenn man nur in der Nähe des object of your affection ist, wird man bereits einen Shot an Glückshormonen bekommen, der jeglichen Stress verschwinden lassen wird.

Wenn man eine längere und harmonische Beziehung hat, ist man sowieso ein Glückspilz. Untersuchungen konnten zeigen, dass Singles höhere Niveaus des Stresshormons Cortisol im Blut haben als Menschen mit langjährigen Beziehungen. Das ist an sich auch recht logisch. In einer gesunden Beziehung kann man seine Sorgen und Nöte miteinander teilen und ist immer jemand da, bei dem man sein Herz ausschütten kann. Gemeinsam kann man viel einfacher Herausforderungen die Stirn bieten als allein.

3: Brainboost!

Die Liebe beeinflusst zudem erheblich die kognitive Leistung. Von einem Moment zum anderen verändert man sich in eine regelrechte Spürnase, die auch noch die kleinste Information wie ein Schwamm aufsaugt. Egal, wie unbedeutend diese auch sein mag, man wird sich jedes Detail merken, bis der ganze Kopf mit allem über den oder die Liebste gefüllt ist. Seine oder ihre Lieblingsfarbe, das Lieblingsessen oder die traurigsten Jugenderinnerungen.

Leider gilt dies nur für diesen Aspekt deines Lebens: dein totales Verliebtsein. Ansonsten bist du wahrscheinlich eher verwirrt und vergisst alles andere um dich herum.

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4: Du empfindest mehr Leidenschaft

Das erkennt sicher jeder: Wenn man verliebt ist, will man den Geliebten bespringen. Dieser starke Sexdrang wird mit Androgenen assoziiert. Diese Gruppe von Hormonen, zu denen Testosteron zählt, verstärkt das Verlangen nach Sex.

Wenn man dann tatsächlich miteinander ins Bett geht, werden plötzlich noch mehr dieser hitzigen Hormone freigesetzt. Und in Kombination mit unseren guten Freunden Dopamin und Oxytocin wird man sehr schnell in einem Kreislauf von kontinuierlichem Verlangen landen. Sex mit dem Partner stimuliert also das Gefühl des Verbundenseins, darum ist es völlig normal, dass ihr am Anfang eurer Beziehung kaum voneinander ablassen könnt.

5: Dein Gehirn passt sich an

Wenn man verliebt ist, kommt es einem so vor, als bestünde irgendeine unsichtbare Verbindung mit dem Geliebten. Als wäre man ständig verbunden und immer auf der gleichen Wellenlänge. Für dieses unbeschreibliche Gefühl gibt es sogar eine wissenschaftliche Erklärung.

Nach Meinung der Neuropsychotherapeutin Trisha Stratford fühlen sich die Menschen so verbunden, weil sich Teile ihrer Nervensysteme miteinander synchronisieren. In einem solchen Moment wird der Parietallappen aktiviert, wodurch die Menschen das Gefühl bekommen, dass sie einander auf ‘tieferer Ebene’ verstehen können. Sie erleben dann einen Moment der Einheit.

Obwohl man keinen physischen Kontakt benötigt, um eine solche Synchronisation zu erleben, ist dies dennoch hilfreich. Berührungen können Schmerz vermindern, und genauso können Umarmungen und Küsse dazu führen, dass sich Hirnmuster auf einem gewissen Niveau aneinander anpassen.

Kann ein verliebtes Gehirn das Verhalten auch negativ beeinflussen?

Das Verliebtsein ist nicht nur eine ausschließlich rosarote Wolke. Es kann dabei auch zu ziemlich unpraktischen und manchmal sogar recht unangenehmen Nebenwirkungen kommen. Auch diese haben ihren Ursprung meist im Gehirn.

Übelkeit und andere Unpässlichkeiten

Der Tsunami an ‘Hurra’-Hormonen kann nicht nur zu euphorischen Zuständen führen. Zwischen den ganzen positiven Hormonen fließt auch Adrenalin durch unseren Körper, und das führt dazu, dass der Körper so reagiert, wie er auf Gefahr oder eine andere Krise reagieren sollte. Man kann klamme Hände bekommen, gerötete Wangen oder zittrig werden.

Manche Verliebte kämpfen mit ständiger Übelkeit und verlieren ihren Appetit. Und die Schmetterlinge im Bauch? Die werden von Cortisol verursacht, dem Hormon, das durch Stress freigesetzt wird. Cortisol führt dazu, dass sich die Blutgefäße im Magen und Darm verengen, was dann zu dem berühmten ‘Kribbeln im Bauch’ führt.

Schlechteres Urteilsvermögen

Okay, das alles ist noch nicht so dramatisch. Ein bisschen Übelkeit und Nervosität gehört eben dazu. Wenn das Ganze aber dein Urteilsvermögen negativ beeinflusst, wird es schon etwas ernster.

Hast du auch schon einmal etwas vollkommen Idiotisches gemacht, um deinen Crush zu beeindrucken? Oder warst du schon einmal so hoffnungslos verliebt, dass du wahrhaft alles für deine große Liebe getan hättest, egal wie unverantwortlich es auch gewesen wäre? Auch dies können die Hormone in deinem Oberstübchen verursachen.

Wenn man verliebt ist, sackt dein Amygdala, dein frontaler und präfrontaler Kortex wie Pudding zusammen. Und genau dies sind die Hirnareale, die für dein analytisches Urteilsvermögen verantwortlich sind und wie du die Folgen deines Handelns einschätzt.

Liebe macht blind

Mit anderen Worten: Dein rationales Denken wird vollkommen ausgeschaltet, wenn du von deinen Liebesgefühlen übermannt wirst. Das muss nicht schlimm sein, kann aber unter Umständen zu unüberlegten Entscheidungen und Aktion führen. Man reagiert impulsiver und geht größere Risiken ein. Das kann dazu führen, dass ziemlich unkluge Vorstellungen auf einmal – aus der Perspektive eures Liebeskokons heraus – richtig gute Ideen zu sein scheinen.

Außerdem kann man auch vollkommen blind für die negativen Eigenschaften der Person werden, in die man sich so hoffnungslos verliebt hat. In einem entsprechenden Moment wird man von der Erregung des Moments so vereinnahmt, dass man außer Stande ist, auch die schrillsten Alarmsignale zu erkennen. Auch dafür darf man sich wiederum bei seinem Gehirn bedanken. Denn wir werden heimlich ein bisschen süchtig nach diesen positiven Hormonen, die durch unser Verliebtsein freigesetzt werden. Und dann ist es natürlich nicht hilfreich, wenn wir im Hinterkopf kritische Gedanken zulassen.

Liebe macht blind? Absolut. Aber zum Glück macht sie uns auch über alle Maßen euphorisch und glücklich. Und das ist und bleibt das beste Gefühl, das es gibt.

 

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