Transgender: Völlig okay, wenn du noch nicht alles weißt

Wenn du dich in deinem Körper nicht zu Hause fühlst, könnte es sein, dass du transgender bist. Wenn zum Beispiel dein biologisches Geschlecht weiblich ist, du dich aber mehr mit dem männlichen Geschlecht identifizierst. Transgender ist ein Überbegriff, unter den zum Beispiel auch non-binär fällt. Was aber, wenn du dir noch nicht sicher bist, wie du dich identifizierst? Das ist vollkommen okay!

Internationaler Tag der Transgendervisibilität

Jedes Jahr findet am 31. März der internationale Tag der Transgendervisibilität statt (zu Englisch: International Transgender Day of Visibility), nicht zu verwechseln mit der Transgender Awareness Week im November. An diesem Tag sollen Transgender-Personen gefeiert werden, vor allem deswegen, um anderen Menschen bewusst zu machen, mit wie vielen Vorurteilen und mit welcher Diskriminierung Transgender täglich kämpfen. Das scheint uns ein guter Anlass zu sein, dir ein bisschen auf die Sprünge zu helfen, falls dir diesbezüglich noch einiges unklar sein sollte, du vielleicht zweifelst, ob du transgender bist, du dir nicht sicher bist, mit welcher Form du Transgender ansprechen sollst und so weiter.

Transgender: Was genau ist das?

Transgenderpersonen fühlen sich in der Rolle, die zu ihrem biologischen Geschlecht passt, nicht oder auf jeden Fall nicht ganz wohl. Zum Beispiel, wenn jemand, dessen biologisches Geschlecht männlich ist, sich selbst als Frau identifiziert. Dies wird auch als Genderdysphorie bezeichnet: wenn man also keinen Frieden mit seinem biologischen Geschlecht hat, weil es sich nicht mit der eigenen Genderidentität deckt. Eine Transfrau ist biologisch gesehen ein Mann, der sich aber als Frau fühlt. Und ein Transmann ist biologisch gesehen eine Frau, die sich als Mann fühlt. So gut wie jeder Mensch fühlt sich tief von innen einem bestimmten Geschlecht zugehörig oder hat im Gegenteil das Gefühl, zu keinem Geschlecht zu gehören.

Immer mehr Gender Expression

Ursprünglich identifizierten sich die Menschen ausschließlich entweder als Junge/Mann oder als Mädchen/Frau. Und noch immer ist dies der Stempel, den jedes Kind direkt nach seiner Geburt aufgedrückt bekommt. Der Überbegriff ‘Transgender’ wurde aber bereits in den 80er Jahren für Menschen verwendet, die sich nicht (ausschließlich) einem Geschlecht zugehörig fühlen. Auch non-binäre Menschen und Personen, die bigender, pangender, genderfluid, agender oder dem dritten Geschlecht angehören, kann man als Transpersonen bezeichnen. Ihnen allen ist gemein, dass es keine Übereinstimmung zwischen ihrem biologischen Geschlecht und dem, als das sie sich empfinden gibt.

Lies auch: Genderidentität: non-binär oder genderqueer

Unsicher über die eigenen Gefühle

Sehr viele Menschen fühlen sich mit ihrem biologischen Geschlecht gut. Allerdings gibt es auch recht viele Menschen, bei denen dies nicht so ist. Es ist auch ganz normal, dass einen die eigene Identität verwirren kann, vor allem, wenn man noch jung ist. Der Genderidentität und Gender Expression wird in den Social Media und auch in Filmen und Serien immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Und auch wenn man sich bewusst ist, dass sich die eigene Identität nicht (ganz) mit seinem biologischen Geschlecht deckt, bedeutet dies nicht, dass man direkt wissen muss, welche andere Genderidentität dann zu einem passt. Oft dauert es Jahre voller Unsicherheit und Zweifel, bis man dies entdeckt.

Mit einem Experten sprechen

Würdest du hierüber gerne mit Experten sprechen? Viele Menschen tun sich mit ihrer Identität nämlich sehr schwer oder haben es getan. Es gibt aber zahlreiche Initiativen, an die man sich diesbezüglich wenden kann; online aber auch offline.

Natürlich kann man sich zuerst einmal an seinen Hausarzt wenden. Er oder sie wird wissen, an wen man sich mit seinen Fragen am besten wenden kann, z.B. an einen spezialisierten Therapeuten, der einem in dieser Situation begleiten kann.

Viele Jugendliche, die mit ihrer Genderidentität kämpfen, leiden leider auch unter Depressionen. Dies wird zum Beispiel durch die Unsicherheit ausgelöst, anders als andere zu sein, durch den Druck, den Familie oder Freunde ausüben können oder durch Anfeindungen und Hohn in der Schule. Auch hierbei kann der Hausarzt oder Therapeut Unterstützung bieten.

Interessenorganisationen für Transpersonen

Zudem existieren viele Interessenorganisationen, die helfen können. Sie regeln Gespräche, organisieren Workshops und Aktivitäten für Transgenderpersonen und auch für deren Angehörige. Indem man sich mit anderen Menschen darüber unterhält und keine übereilten Entscheidungen trifft, wird es einem hoffentlich immer klarer werden, welche Identität man besitzt.

Transgender oder transsexuell?

Es gibt einen Unterschied zwischen Menschen, die transgender und Menschen, die transsexuell sind. Der Begriff ‘transsexuell’ wurde übrigens von Medizinern erdacht und wird von Transpersonen nicht gerade geschätzt. Vor allem, weil das Wort ‘sexuell’ zu Verwirrung führt: Schließlich hat das Ganze nichts mit Sexualität zu tun. Deine Genderidentität und sexuelle Orientierung haben nichts miteinander zu tun.

Jemand, der transsexuell ist, hat eine Transformation durchlaufen. Die betreffende Person hat mit Hilfe eines medizinischen Eingriffs sein Geschlecht verändert. Dieser Prozess dauert viele Jahre und geht mit sehr vielen Gesprächen einher. Transkinder können etwa ab dem 11. Lebensjahr Pubertätshemmer vom Arzt verschrieben bekommen, mit denen zum Beispiel Körperbehaarung, der Stimmbruch, die Entwicklung von Brüsten und die Menstruation gestoppt bzw. vermieden werden können.

Aber nicht jeder entscheidet sich für einen medizinischen Eingriff: Einigen Transpersonen ist es genug, sich nur so zu kleiden, wie sie gerne möchten. Oder sich z.B. als non-binär zu identifizieren (mit sowohl männlichen als auch weiblichen Kennzeichen) und den zugehörigen korrekten pronouns.

Pronouns: xier oder sier

Du hast es sicher schon einmal zum Beispiel auf Instagram gesehen oder auch in den Nachrichten: Menschen, die non-binär sind und mit zum Beispiel xier oder sier angesprochen werden möchten. Diese binären Pronomen sind eine Ergänzung zu den ausschließlich männlichen oder weiblichen Pronomen er/sie, sein/ihr bzw. ihm/ihr. Im Englischen kommen am häufigsten die Pronomen them und they vor. Man sollte aber wissen, dass nicht jede non-binäre Person diese Pronomen verwendet. Wenn du sicher sein willst, wie jemand korrekt angesprochen werden möchte, dann frage die betreffende Person einfach!

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