Achtsam masturbieren: Was ist das und wie geht es?
Während Mindfulness (Achtsamkeit) konzentriert man sich auf den Augenblick und ist sich des Hier und Jetzt vollkommen bewusst. Und auch beim Masturbieren kann man ähnliche Techniken anwenden. Das wird als Mindful bzw. Achtsam Masturbieren bezeichnet. Neugierig geworden? In diesem Artikel entdeckst du, was das ist und ob es etwas für dich ist.
Mindfulness (Achtsamkeit): Leben im Jetzt
Stelle dir vor, dass du mit etwas beschäftigt bist und dabei mit nichts anderem beschäftigt bist. Oder anders ausgedrückt: Du versuchst dich vollkommen auf den Augenblick zu konzentrieren und denkst an nichts anderes. Das kann in der Praxis recht schwierig sein. Aber genau darum geht es bei Achtsamkeit bzw. Mindfulness. Das Hier und Jetzt genießen und im Moment leben. Und auch das mindful Masturbieren hat dies zum Ziel. Vielleicht passiert es dir auch immer wieder, dass du beim (Solo)Sex auf einmal an etwas anderes denkst. Vielleicht an deine Einkaufsliste oder etwas anderes, das noch erledigt werden muss. Das ist auch völlig normal; Frauen müssen sehr oft multitasken und können darum die anderen Dinge im Bett oft nicht loslassen. Möchtest du dies lernen, dann könnte das mindful Masturbieren etwas für dich sein.
Was ist mindful masturbieren?
Bei achtsam masturbieren (das auch als Orgasmic Yoga bezeichnet wird) ist es das Ziel, im Augenblick zu leben. Man versucht sich seinem Gefühl mehr anzunähern und wird somit bewusster genießen können, was man fühlt. Und darum geht es den meisten Menschen natürlich beim Masturbieren: Gefühl und Genuss. Nach Meinung des Sextherapeuten Chris Donaghue geht es beim mindful Masturbieren um den Einsatz des ganzen Körpers und aller Sinne. Das bedeutet, dass man – genau wie bei Tantrasex – nicht zum Ziel stürmt, um so schnell wie möglich den Orgasmus zu erreichen und dass der Höhepunkt darüber hinaus keineswegs das erklärte Endziel ist.
Welche Vorteile bietet das mindful Masturbieren?
Masturbieren auf achtsame Weise kann für deine sexuelle Selbstsicherheit und deine Reaktion auf Sex sehr gut sein. Du wirst z.B. ganz bewusst lernen, was dir gefällt, wo sich deine sensiblen Stellen befinden und wie du mit Körper und Geist genießen kannst. Deine Fantasien werden deinem Geist entspringen und nicht von einem Computerschirm stammen. Es kann dir dabei helfen, deinen Körper ganz neu zu programmieren, wodurch du auch keine Orgasmen mehr vortäuschen musst. Das muss man natürlich sowieso nicht, aber gerade bei Frauen passiert dies recht oft. Auf diese Weise sorgt das mindful Masturbieren auch für Empowerment: Du hast Kontrolle über deinen eigenen Orgasmus.
Nimm dir viel Zeit zum achtsam Masturbieren
Versuche deinen Orgasmus nicht als einen Punkt auf deiner to-do Liste zu sehen, der so schnell wie möglich abgehakt werden sollte. Das mindful Masturbieren solltest du eher als eine Möglichkeit auffassen, deinen sexuellen Horizont zu erweitern. Das kannst du dann – wenn du möchtest – natürlich auch gemeinsam mit deinem Partner tun; vielleicht bist du der Meinung, dass euer Sexleben ein bisschen langweilig geworden ist, oder du kommst nicht so oft zum Orgasmus wie dein Partner. Indem du Orgasmic Yoga genießt, wirst du erlernen, was dich erregt. Und das kannst du wiederum deinem Liebsten mitteilen. Zum Beispiel: Vielleicht entdeckst du, dass es dich erregt, wenn dein Anus berührt wird, obwohl du selbst diese Stelle niemals berührst und auch dein Partner nicht.
Leah Millheiser, Assistenzprofessorin und Direktorin der Abteilung Weibliche Sexuelle Heilkunde am Stanford University Medical Center, sagt: “Es kostet Zeit und Aufmerksamkeit, seinen Höhepunkt richtig aufzubauen. Konzentriere dich auf das, was du tust und tue es mindful. Wenn eine Frau dies tut, wird sie bessere Chancen haben, ihren Höhepunkt zu erreichen.”
Versuche Ablenkungen auszublenden
Noch ein Beispiel: Masturbierst du gerne beim Pornoschauen? Wenn du achtsam masturbieren lernen möchtest, wäre es besser (vorübergehend) eine Porno-Pause einzulegen. Hierdurch wirst du weniger durch Bilder abgelenkt und somit bewusster für deine eigenen körperlichen Empfindungen.
Masturbieren in der Me Time
Mindful masturbieren solltest du als Me Time auffassen. Ein Moment, nur für dich selbst, mit dem du deine eigene Sexualität weiter entdeckst. Indem du immer wieder auf die gleiche Weise masturbierst, kann sich dein Körper so sehr daran gewöhnen, dass er immer die gleichen Handlungen benötigt, um zum Orgasmus zu gelangen, sagt Donaghue. Reine Gewohnheit. Wenn man dagegen verschiedene Techniken abwechselt, lassen sich solche Gewohnheiten durchbrechen. Man wird seinen Körper stimulieren, um auch durch andere Handlungen in Erregung zu geraten. Mit dem mindful Masturbieren lernst du also, deine Masturbationsgewohnheiten zu ändern, indem du deine Aufmerksamkeit für anderes auf dich selbst verlagerst.
Wie lerne ich bewusst zu masturbieren?
Masturbierst du normalerweise immer liegend im Bett? Dann könntest du es das nächste Mal einmal im Sitzen oder stehend versuchen. Oder wie wäre es mit einem Solo in der Badewanne oder unter der Dusche? Oder hier noch ein Tipp von Donaghue: “Bist du dabei immer ganz still? Dann versuche es einmal mit Geräuschen. Probiere es aus.” Und Millheiser ergänzt noch: “Du wirst etwas experimentieren müssen, wenn du herausfinden möchtest, was dir gefällt. Das ist für jeden anders. Du könntest z.B. unterschiedliche Haltungen durchprobieren. Am besten fängt man zuerst einmal an, mit seinen Fingern zu experimentieren, wenn man noch Anfänger ist.”
Die Sex- und Beziehungstherapeutin Jessica O’Reilly gibt Tipps, wie man seinen Körper bewusster fühlen kann: “Wie fühlt man Haut? Welche Temperaturen, Strukturen und Empfindungen fühlst du?” Indem du dich auf deine Sinne konzentrierst, denkst du wahrscheinlich weniger an den Orgasmus. So wird es dir vermutlich gelingen, beim Masturbieren geduldiger zu sein. Und das kann sich positiv auf dein Sexleben auswirken; z.B., wenn dein Partner – oder auch du selbst -, findet, dass du immer zu früh kommst. Aber vielleicht auch einfach deswegen, weil ihr einmal etwas anderes ausprobieren wollt und euch mehr Abwechslung im Bett wünscht.
Die folgenden Dinge könntest du (auch) beim Orgasmic Yoga ausprobieren
- Versuche dir Zeit für deine Entdeckungsreise zu nehmen. Wenn du erregt bist aber beinahe weg musst, ist dies sicher nicht der ideale Moment für mindful Masturbieren; zu viel Zeitdruck. Es wäre darum besser, seine Solo-Session zu planen, damit man sich für sie ausreichend Zeit nehmen kann.
- Verwendest du normalerweise immer ein bestimmtes Sextoy? Dann solltest du es während des mindful Masturbierens einmal ohne Toy probieren oder zumindest ein anderes Toy verwenden. Damit wirst du andere Empfindungen in deinem Körper ermöglichen.
- Die Fantasie ist etwas Tolles. Viele Menschen verfügen über ausreichend Erfahrung, um zu wissen, was sie mögen, was sie spannend und erregend finden. Millheiser meint: “Bei einer Fantasie muss es nicht unbedingt um einen selbst oder den Partner gehen. Man kann über alles Mögliche phantasieren, solange man sich dabei gut fühlt.”
Kurs in Orgasmic Yoga und mindful Masturbieren
Wenn du dir noch etwas mehr Unterstützung wünschst, kannst du auch einen Kurs in mindful Masturbieren oder Orgasmic Yoga belegen. Ein solcher Kurs wird dir beispielsweise dabei helfen, wenn du mehr über den tieferen Kontakt zu dir selbst und deiner Selbstentfaltung lernen möchtest. Manche dieser Kurse kann man online besuchen, es gibt aber auch Yogaschulen, die spezielle Treffen zu diesem Thema anbieten.
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