Internationaler Frauentag: Ode an Beate Uhse
Am 8. März, dem internationalen Frauentag 2020, möchten wir gerne einer ganz besonderen Person gedenken: Beate Uhse. Beate Uhse war die erste Person, die Sex und all die zugehörigen Sextoys und Accessoires, die heute nicht mehr wegzudenken sind, in ihr Schaufenster stellte und salonfähig machte. Zu jener Zeit war Sex noch ein echtes Tabuthema. Sex oder sogar sexueller Genuss war etwas, über das sich niemand öffentlich zu sprechen traute. Beate Uhse wurde zu einer sehr wichtigen Persönlichkeit in der Erotikbranche und wurde zum Symbol für die sexuelle Befreiung der Frau.
Die Jugend von Beate Uhse
Beate Köstlin wurde am 25. Oktober 1919 in Ostpreußen geboren, was heute in Russland liegt. Beates Eltern erzogen sie mit einer liberalen Einstellung. Ihre Mutter, eine der ersten Ärztinnen Deutschlands, nahm was Sex betraf kein Blatt vor den Mund und versorgte Frauen mit Verhütungsmitteln.
Beate lernte in ihrer Jugend auch, dass Mädchen genauso wertvoll und talentiert sind wie Jungen. 1937 beschloss Beate in Berlin Pilotin zu werden. Nachdem sie ihre Flugerlaubnis an ihrem 18.Geburtstag erlangt hatte, wurde sie Kunstpilotin.
Hauptmann der Luftwaffe
1939 heiratete Beate ihren Fluglehrer Hans-Jürgen Uhse. Fünf Jahre später bekamen sie zusammen einen Sohn. Als ihr Mann im darauf folgenden Jahr bei einem Flugzeugunglück ums Leben kam, hörte Beate Uhse mit dem Fliegen auf. 1944 erhielt sie den Rang eines Hauptmanns der Deutschen Luftwaffe. Über ihre Teilnahme am Krieg wollte sie nach Kriegsende lieber nicht sprechen.
Umzug mit Sohn
Als ehemalige Pilotin der deutschen Armee durfte Beate Uhse nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sowieso nicht mehr fliegen. Zusammen mit ihrem Sohn zog sie nach Flensburg um. Um sich ihren Lebensunterhalt verdienen zu können, fing sie an, Waren an der Tür zu verkaufen. Das führte dazu, dass sie mit Hausfrauen in Kontakt kam, die ihr enthüllten, dass sie Angst hätten, in der unsicheren Nachkriegszeit schwanger zu werden.
Das erinnerte Beate an die Methoden zur Verhütung, die sie von ihrer Mutter kennengelernt hatte und sie griff diese Idee auf. Sie verfasste eine Broschüre, in der eine Verhütungsmethode erklärt wurde, mit der Frauen erkennen konnten, in welcher Periode sie fruchtbar waren und wann nicht.
Pamphlet X
Etwas später startete Beate mit dem Blatt Pamphlet X, das sie über eine Postversandfirma verkaufte. Die zu jenem Zeitpunkt bereits verkauften 32.000 Exemplare waren ihr Startkapital für eine Firma, die sich später zu einem unglaublichen Erfolgsschlager entwickeln sollte.
Start mit großem Erfolg
1951 fing Beate an, Kondome und Bücher über die ‘Hygiene in der Ehe’ zu verkaufen. Das war damals die gängige Bezeichnung für die Sexualität zwischen Eheleuten. In ihrem Sortiment befanden sich Waren, die jeder benötigen konnte, über die sich aber so gut wie niemand traute zu sprechen. Ein weiterer Faktor für den großen Erfolg der Firma war die persönliche Art der Ansprache ihrer Kunden.
Zehn Jahre später war die Firma schnell gewachsen, beschäftigte inzwischen etwa 200 Mitarbeiter und eröffnete den ersten Sexshop der ganzen Welt, in Flensburg. Seinerzeit wurde der Laden als Fachgeschäft für eheliche Hygiene betitelt.
Nicht alle freuten sich über das Geschäft
Der Laden war nicht jedermanns Sache. Sogar die Polizei wurde gerufen, um gegen den Laden vorzugehen. Man warf ihr vor, gegen die Regeln der Rechtschaffenheit und Moral zu verstoßen. Das führte dazu, dass Beate Uhse bis 1992 über 2000 Mal angeklagt wurde. Der Deutsche Verein des Buchhandels wollte sie beispielsweise nicht als Verlag anerkennen und ihr wurde auch die Mitgliedschaft im örtlichen Tennisclub verweigert. Beate Uhse wäre aber Beate Uhse nicht gewesen, wenn sie daraufhin nicht einfach ihren eigenen Tennisclub gegründet hätte.
Der Beginn von Sextoys
In den 70er Jahren wurden auch in Deutschland die Gesetzte rund um das Thema Sex und Moral etwas liberaler. Beate Uhses Firma konnte sich endlich ungestörter auf das Thema Lust und Genuss konzentrieren, ohne den Deckmantel der ‘ehelichen Hygiene’ verwenden zu müssen. Neben Kondomen, Salben und Zeitschriften wurden dem Sortiment nun auch diverse Sexspielzeuge hinzugefügt, außerdem auch Dessous und sexuelle Stimulatoren.
Als im Jahr 1975 Pornographie in Deutschland legal wurde, startete die Firma mit dem Vertrieb von Filmen. Hierfür wurde Beate Uhse aber auch von Feministinnen kritisiert, die ihr vorwarfen, Werke zu unterstützen, in denen Frauen zu Sexobjekten reduziert wurden.
Beate Uhse war eine frühe Influencerin
Letzten Endes erhielt Beate Uhse noch die ihr zustehende Anerkennung für ihr bahnbrechendes Lebenswerk. Sie wurde zu ihrem 80. Geburtstag dazu eingeladen, sich ins Goldene Buch der Stadt Flensburg einzutragen. Zehn Jahre zuvor, im Jahr 1989, hatte sie bereits das Bundesverdienstkreuz erhalten.
Beate Uhse war eine emanzipierte Frau, die ihre Spuren in der von Männern dominierten Geschäftswelt hinterlassen hat; sowohl als Pilotin als auch mit ihrer erfolgreichen und unkonventionellen Firma. Sie hat zweifellos einen großen Beitrag zum Publizieren tabuisierter Themen geleistet und ließ sich weder von Drohungen, Gerichtsprozesses oder sozialer Ausgrenzung einschüchtern.
Beate Uhse starb 2001 im Alter von 81 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.
Beate Uhse heute
Dass wir Beate Uhse sehr viel zu verdanken haben, ist keine Frage. Als eine weibliche Ausgabe von Hugh Hefner verschaffte sie den Frauen ihre heutige Position in der Erotikbranche, damit diese mit den Männern auf Augenhöhe agieren können. Heute finden wir Fifty Shades of Grey und Pornofilme völlig normal. Zu Beates Zeiten wäre dies undenkbar gewesen. Vielleicht gäbe es sie heute nicht einmal, wäre Beate Uhse und ihr Einsatz für die sexuelle Entwicklung nicht gewesen!
Außer den Geschäften, die sie in Deutschland eröffnete, und die ein enormes Wachstum verzeichneten, wurden später auch Webshops unter ihrem und auch anderen Namen eröffnet. Diese Erotikwebshops sind nun für jedermann auf der ganzen Welt zugänglich.
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