Keine Lust auf Sex: Wie ist das möglich?

lustlosigkeit

Keine Lust auf Bettaktion? Merkst du, dass du jegliche Annäherung deines liebeshungrigen Bettpartners mit einem Seufzer oder einem Stöhnen abwehrst? So ein geringer Sexdrive ist nicht gerade angenehm. Weder für deinen Partner und ganz sicher auch nicht für dich selbst. Hier entdeckst du die Ursachen für eine hapernde Libido!

Was ist eine schwache Libido?

Jeder hat einmal eine Phase, in der er weniger Lust auf Sex hat. Das ist völlig normal und nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Und obwohl es auch körperliche Ursachen gibt, sind es doch meistens Stress, Scham oder Beziehungsprobleme, die einen schwachen Sexdrive auf dem Gewissen haben.

Dein Sexdrive ist deine Fähigkeit, spontan sexuelle Empfindungen zu erleben, Lust zu fühlen und erotischen Fantasien freien Lauf zu lassen; dieses Kribbeln zwischen den Beinen, das dich aus dem Nichts überkommen kann. Manchmal stellt man aber fest, dass dieses Kribbeln fort ist. Das kommt übrigens öfter vor als man denkt: Untersuchungen haben gezeigt, dass fast ein Drittel aller Frauen zwischen 18 und 59 Jahren die Lust auf Sex verliert. Männer kämpfen häufiger mit Erektionsproblemen, bei Frauen liegt es dagegen meistens an einer Kombination aus mentalen und körperlichen Faktoren, die die Lust abwürgen. Für uns Frauen gibt es also leider keine kleine blaue Pille. Die Sexpsychologin Sheryl Kingsberg sagt, dass die Sexualität von Frauen zu komplex ist, um auftretende Probleme einfach mit einem Medikament aus dem Weg zu räumen.

Wenig Sex‘ bedeutet übrigens nicht unbedingt, dass man eine schwache Libido hat. Wenn du zwei Mal pro Monat Sex hast und ihn dann voller Hingabe genießen kannst, ist mit deinem Sexdrive alles in Ordnung. Es gibt keine Regeln für eine ‘normale’ Sexfrequenz. Man muss also keinesfalls jeden Tag oder zwei Mal pro Woche zusammen ins Bett gehen, wenn das einfach nicht das ist, was zu einem passt. Jeder muss mit seinem Partner selbst entdecken, was für ihn oder sie das Beste und Angenehmste ist. Es gibt auch Menschen, die niemals Sex haben und sich damit sehr gut fühlen. Auch das ist in Ordnung, gerade weil sie damit keine Probleme haben.

Wenn du es allerdings nicht mehr schaffst, Erregung zu empfinden und deshalb gestresst bist und Schuldgefühle entwickelst, sollte dich dies alarmieren.

Stressige Jahre

Eine der berüchtigtsten Ursachen eines geschwächten Sexdrives ist Stress. Vor allem, wenn man sich mitten in den hektischen Jahren mit kleinen Kindern, viel Arbeit und immer vollen Waschmaschinen befindet, merkt man, dass Sex sehr schnell ganz nach unten auf der Prioritätenliste rutscht.

Kein Wunder, denn wer hat abends schon noch Lust auf Sex, wenn man einen langen Tag voller Deadlines hinter sich hat. Teams-Meetings, die von jammernden Kleinkindern gestört werden und das ganze Haus ist voller klebriger Handabdrücke und Limonadespuren. Man muss schon eine ziemlich beeindruckende Frau sein, wenn man sich nach alledem abends im Bett noch dem Liebesspiel hingeben kann. Wenn man dann noch bedenkt, dass Sex für viele Männer ein Weg ist, um Stress abzubauen, hat man sehr schnell den perfekten Mix für Beziehungsprobleme. Warum hast du nie mehr Lust auf Sex? Warum fängst du sofort an zu stöhnen, wenn man das Wort Sex nur erwähnt?

Für viele Frauen ist Sex in einer solchen Periode etwas, das eben ‘muss’; einfach etwas, das mit auf der Liste aller anderen Prioritäten steht. Sie haben das Gefühl, dass sie den ganzen Tag über nur für andere das sein müssen, und wenn sie abends endlich im Bett liegen, will der Typ neben einem einen auch noch besteigen. Der Gedanke, dass Sex eine Möglichkeit zum gemeinsamen Entspannen sein kann, geht oft verloren, bis man ihn nur noch als Pflicht erfährt und Schuldgefühle entwickelt, weil die Libido so gut wie erloschen ist; gelöscht vom endlosen Strom aus Besprechungen, Haushaltsaufgaben und gebrochenen Nächten…

Beziehungsprobleme

Wir hatten sie bereits kurz erwähnt. In sehr stressvollen Jahren kann es leicht passieren, dass man einander als Geliebte aus dem Auge verliert. Nicht nur wegen Stress und Erschöpfung, sondern auch deswegen, weil sich manche Frauen nach einer Geburt weniger attraktiv fühlen. Sie fühlen sich wegen ihres ‘neuen Körpers’ unsicher, und diese Unsicherheit schlägt sich auf die Schlafzimmeraktivität nieder. Zudem wirken sich die geänderten Verhältnisse auf den Sexdrive aus. Man ist auf einmal nicht mehr nur noch Partner, sondern auch Mutter und Vater.

In Beziehungen gibt es aber noch weitere Ursachen für eine geschwächte Libido:

  • Alltagstrott: Zusammen mit einer Tüte Chips auf dem Sofa netflixen ist herrlich gemütlich, dem Sexleben tut es allerdings nicht gerade gut. Wenn man seit Jahren zusammen ist, sollte man sich auch nicht wundern, wenn das große Knistern zwischen euch etwas nachlässt. Ihr kennt euch durch und durch und die Spannung, die zwischen Anziehung und Zurückweichen entsteht, gehört der Vergangenheit an. Zudem entwickeln Paare mit der Zeit ein bestimmtes vertrautes Sexverhalten. Ihr kennt die sensiblen Stellen des anderen, ihr wisst, was ihr tun müsst, um den anderen zum Höhepunkt zu bringen und genau deshalb wird das Ganze langsam etwas langweilig.
  • Streitereien: Wenn man sich oft streitet, wird man sich mit der Zeit nicht mehr gut zusammen fühlen. Die dem Streit zugrundeliegenden Ursachen bleiben oft lange verborgen, bis sie die Gefühle für den Partner vollkommen beherrschen. Man fängt an, sich vom Partner abzuwenden, was sich oft in einem langsam erlöschenden Verlangen nach einander äußert. Und wenn man keine emotionale Verbindung mehr hat, wird auch die sexuelle nicht mehr gelingen.
  • Unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse: Wenn du weniger Lust als dein Partner verspürst, kann dich das verunsichern. Das kann zu Frust, Schuldgefühlen und Streit führen. Manchmal hat der Partner genug davon und wird zudringlich und vielleicht ‘gibst du dann nach’, um wieder für eine Weile Ruhe zu haben. Da der Sex in einer solchen Situation nicht auch von dir ausgeht, du ihn also nur für einen anderen betreibst, wirst du immer weniger Lust auf Sex verspüren und ihn wenn möglich vermeiden.

Negative Selbstwahrnehmung

Um spontan Lust auf Sex bekommen zu können, sollte dem nichts im Wege stehen. Schon gar nicht irgendwelche negativen Emotionen. Wenn man sich niedergeschlagen fühlt oder mit depressiven Gedanken kämpft, kann sich dies erheblich auf das eigene Sexleben auswirken. Du wirst dann deine gesamte Energie benötigen, um einigermaßen den Tag zu durchstehen und bestimmt nichts davon übrig haben, um auch noch deinen Sexdrive in Gang zu bekommen.

Wenn man sich wegen seines Körpers unsicher fühlt, ist man ebenfalls nicht offen für Sex. Man findet sich nicht mehr attraktiv genug, was dazu führt, dass man sich vom Liebesspiel zurückzieht. Du ziehst dich zurück, weil du dich – vielleicht nur unbewusst – davor fürchtest, abgewiesen zu werden. Eine negative Selbstwahrnehmung wird deine Fähigkeit beeinträchtigen, Vergnügen beim Sex zu erleben; genau wie die Unsicherheit, was die eigenen Leistungen im Bett betrifft oder die Angst davor, die Kontrolle beim Sex zu verlieren.

Manche Frauen machen sich so viele Gedanken über all die Geräusche und Bewegungen, die sie beim Sex machen, dass sie ihn am liebsten ganz vermeiden. Auf diese Weise laufen sie nicht Risiko, dass sie von ihrem Bettpartner abgewiesen werden, weil er sie merkwürdig findet. Dass solche Gedankengänge ziemlich irrational sind, wird meistens nicht wahrgenommen. Schließlich lassen sich diese hemmenden Gedanken, die einem im Kopf herumspuken nicht einfach abstellen. Sex ist und bleibt eine sehr intime Sache, bei der man bereit sein muss, sich von seiner verletzlichen Seite zu zeigen. Wenn einem dies schwerfällt, egal, aus welchem Grund, wird es schwierig werden, Sex genießen zu können.

Lies auch: Kolumne: Scham im Bett

Körperliche Ursachen

Natürlich können die eigenen Libidoprobleme auch auf körperlichen Ursachen beruhen. Vielleicht empfindest du keine Lust, weil Sex für dich einfach nicht angenehm ist. Deine Vagina besitzt ein Gedächtnis wie ein Elefant und wird alle verfügbaren Muskeln in Alarmbereitschaft versetzen, wenn sie Schmerzen erwartet. So kann z.B. Sex bei einer Candida-Infektion recht schmerzhaft sein. Sollte eine solche Infektion öfters auftreten, kann man Angst vor der Penetration entwickeln. Man spannt die Muskeln an, was die Penetration zusätzlich erschwert und noch schmerzhafter macht und schon steckt man in einem Teufelskreis.

Weitere körperliche Ursachen:

  • Du wirst nicht ausreichend erregt. Wenn der Sex zu stark auf die Penetration oder den Orgasmus ausgerichtet ist, hat die Vagina nicht genug Zeit, feucht zu werden, und Sex mit trockener Punany ist ziemlich schmerzhaft.
  • Krankheiten wir Diabetes, Rheuma, Nervenkrankheiten, Lungenerkrankungen oder Herz-Kreislaufbeschwerden können die Libido ebenfalls erheblich schwächen. Aber auch relativ einfache Leiden wie Erschöpfung führen dazu, dass Sex sehr schnell keinen Spaß mehr macht.
  • Menopause is a bitch und nicht nur deswegen, weil so eine Hitzewallung kaum auszuhalten ist, sondern auch weil das Sexleben sehr darunter leidet. Während des Übergangs sackt der Östrogenspiegel dramatisch ab, genau wie der ohnehin schon geringe Vorrat an Testosteron. Und wenn man bedenkt, dass Östrogen dafür sorgt, dass die Vagina schneller feucht wird und Testosteron dafür verantwortlich ist, deine Libido zu wecken, wird man leicht verstehen, dass eine Verminderung dieser beiden gravierende Folgen für den eigenen Sexdrive haben wird. Sex während und nach dem Übergang kann also schmerzhaft sein, und wenn man Sex mit Schmerzen assoziiert… ist der Spaß sehr schnell vorbei.
  • Hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft können die Libido stark beeinflussen. Manche Schwangere werden fast verrückt vor lauter Lust, andere dagegen sind sich sicher: Vorläufig lasse ich niemanden mehr an mich heran. Aber auch nach der Schwangerschaft wirken sich die Hormone darauf aus, wie man Sex erlebt. Während der Schwangerschaft wird das Hormon Prolaktin produziert und bleibt auch nach der Geburt hoch, damit die Milchproduktion in Gang kommt. Leider führt dies dazu, dass der Östrogenspiegel absinkt und die Libido schwächer wird.

Normal oder abnormal?

Dass es im Leben Perioden gibt, in denen man weniger Lust auf Sex hat, ist völlig normal. Oft stellt man fest, dass die Libido wieder stärker wird, wenn der Stress und die Anspannung nachlässt. Oder auch, wenn es in der Beziehung wieder besser läuft.

Problematisch wird erst dann, wenn die widerspenstige Libido ein Muster entwickelt, das man nicht mehr los wird. Wenn man sich also wünscht, wieder mehr Lust auf Sex zu haben, aber keine Ahnung hat, wie man das Feuer wieder entfachen kann. Sollte dies der Fall sein, und ihr habt bereits mehr als ausgiebig mit Sextoys, Massagen, erotischen Filmen und tiefgründigen Gesprächen experimentiert?

Wenn nichts helfen will, um euer Sexleben wieder auf Vordermann zu bekommen, wäre es vielleicht eine gute Idee, sich Hilfe zu suchen; z.B. bei einem Sexologen. Dann könnt ihr gemeinsam ergründen, wodurch deine Libido so schwach ist. Liegt es an deiner Erziehung, deinen sexuellen Erfahrungen, der Art uns Weise, wie ihr Sex habt oder an eurer Beziehung? Egal, was es ist, ihr werdet Hilfe bekommen! Kannst du es kaum erwarten? Dann nimm zu unserer Haussexologin Kontakt auf.

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