Liebe Frauen: Wir alle sollten mit dem Faken aufhören

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Aufhören zu faken: Das ist gar nicht so einfach, wenn man es jahrelang getan hat. Wie teilt man dem eigenen Partner mit, dass man in der ganzen Zeit nicht wirklich zum Orgasmus gekommen ist und dass das, was er oder sie immer macht, bei dir nicht (ausreichend) funktioniert? Oder wie sagt man einem neuen Partner, dass seine oder ihre Bemühungen für dich unzureichend sind? Warum faken Frauen überhaupt einen Orgasmus? Und schließlich: Wie kann man einen Orgasmus einfordern? Um all diese Fragen werden wir uns heute kümmern.

In wenigen Minuten zum Orgasmus

Wenn man mit freiem Zugang zum Internet und somit auch zu Porno aufwächst, lernt man sehr schnell, was von einem als Frau erwartet wird: Nach nur wenigen Minuten soll man keuchend und stöhnend oder sogar kreischend zum Höhepunkt kommen. Am liebsten während der Penetration und auch gleichzeitig mit dem Partner. So sieht zumindest die ‘Wirklichkeit’ der Pornowelt aus. Man wird aber recht schnell feststellen, dass es im echten Leben etwas anders verläuft. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass man auch gleich den Mut aufbringt, seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren und einzufordern. Vielleicht denkt man sogar, dass man ein Ausnahmefall wäre, wenn man während der Penetration nicht zum Orgasmus kommt (News Flash: das bist du nicht). Vielleicht weiß dein Partner darüber genauso wenig wie du. Also höchste Zeit, den Stier bei den Hörnern zu packen.

“Das ist die Porno-Wirklichkeit.”

Warum faken Frauen einen Orgasmus?

Es gibt zahlreiche Gründe, aus denen man einen Orgasmus faken kann. Vielleicht macht man es, weil der andere sich schon eine ganze Weile damit abmüht, dir einen Höhepunkt zu besorgen und du möchtest ihn nicht verletzen. Darum fakst du also den Höhepunkt, anstelle das Ganze einfach ohne Höhepunkt zu genießen. Oder du machst es, um endlich fertig zu werden, weil du sowieso schon weißt, dass es nichts werden wird. Andere faken den Orgasmus, weil sie sich damit schwer tun, anzugeben, wie es besser funktionieren könnte. Natürlich könnte es aber auch sein, dass du nur wenig Erfahrung mit dem Masturbieren und einem Orgasmus hast und darum selbst nicht so gut weißt, wie man es besser machen könnte.

Unser Orgasmus ist dem des Mannes untergeordnet

Der weibliche Orgasmus wurde über lange Zeit als unwichtig betrachtet, und das ist in vielen Ländern bis heute so geblieben. Der weibliche Genuss ist etwas, über das ‘wir’ nicht öffentlich sprechen und uns sogar dafür schämen. Ein Orgasmus ist schließlich nicht notwendig, um schwanger zu werden. Dann wundert es einen auch nicht, dass es noch nicht viel Forschung zu Orgasmus fakenden Frauen gibt. Eine Organisation, die dies tatsächlich bereits getan hat, ist Archives of Sexual Behavior. Sie befragten über 1000 (vor allem heterosexuelle) Frauen zwischen 18 und 94 Jahren, ob sie schon einmal einen Orgasmus gefakt hätten. Die Antwort wird dich nicht überraschen: 58,8% der Befragten hatte dies bereits einmal getan. Eine nicht-repräsentative Umfrage auf meinem persönlichen Instagram-Account kam zum gleichen Ergebnis: Zwei Drittel der Frauen, die teilgenommen hatten, antworteten mit ‘Ja’ auf die Frage, ob sie schon einmal einen Orgasmus vorgetäuscht hatten.

Aufhören zu faken: Das ist ein Prozess

Wenn man noch jung ist, über nicht so viel sexuelle Erfahrung verfügt und nur wenig Selbstvertrauen besitzt, kann es schwierig sein, mit dem Vortäuschen aufzuhören. Ganz besonders deswegen, weil Mädchen und jungen Frauen immer eingeredet wird, dass sie als Alte Jungfer enden würden, wenn sie zu selbstbewusst wären und damit alle Männer vertreiben. Wenn du zu Beginn deiner Beziehung immer gefakt hast und noch immer den gleichen Partner hast, kann es noch etwas schwieriger werden. Denn dann kommst du ‘auf einmal’ nicht mehr zum Orgasmus, wenn er wieder gegen deine Vagina stößt, wie er es in all den Pornofilmen gesehen hat. Mit dem Faken aufzuhören, ist aber nicht nur gut für dich, sondern auch für all die Frauen, die dir vielleicht noch folgen werden und auch für den betreffenden Mann. Denn wenn du deinen Orgasmus vortäuschst, wird er immer denken, dass er alles richtig macht, obwohl du ihm eigentlich nur etwas vormachst.

“Das ist die Pornowirklichkeit.”

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Wie kann man damit aufhören?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, um mit dem Faken (langsam) aufzuhören. Du könntest natürlich einfach ganz offen sagen, dass du immer alles nur vorgetäuscht hast und ab jetzt kein Geräusch mehr von dir geben, wenn er nicht die richtigen Stellen berührt. Oder du kannst versuchen, ob es möglicherweise mit einigen zielführenden Tipps besser läuft und dann deine Reaktion entsprechend anpassen. Höre mit dem Faken auf aber ermutige deinen Partner auch, wenn er auf dem richtigen Wege ist.

Kommunizieren

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit denen man dem Partner deutlich machen kann, dass man die ganze Zeit über nicht ganz ehrlich zu ihm war. Du kannst es ihm oder ihr einfach erzählen, was seinem oder ihrem Selbstvertrauen vielleicht einen kleinen Knacks zufügen könnte, aber zumindest wärst du dann ehrlich. Aber auch wenn du bei deinem heutigen Partner nicht gefakt hast, ist Kommunikation wichtig. Wenn du feststellst, dass das, was er gerade macht, zu nichts führen wird, solltest du ihm freundlich sagen, dass es dir mit ihm oder ihr sehr gut gefällt, die betreffende Handlung, die gerade stattfindet, aber nicht zu deinen Favoriten zählt. Du könntest auch einfach sagen, dass du es einen Zentimeter höher noch schön findest.

Gib Anweisungen

Man kann Anweisungen auch ohne zu sprechen geben. Indem man z.B. die Hand des Partners zur richtigen Stelle führt, indem man einfach still ist, wenn er sich am falschen Ort befindet oder indem man selbst ein wenig mithilft. Wenn du deine eigenen Finger einsetzt, während ihr Sex habt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du auch zum Orgasmus kommen wirst. Auf diese Weise wird dein Partner lernen, dass du genau dies brauchst, um The Big O zu erreichen.

“Man kann auch ohne Worte Anweisungen geben. Führe z.B. seine oder ihre Hand zur richtigen Stelle.”

Verwende ein Sextoy

Wenn es dir schwer fällt, nur durch die Berührungen des Partners zum Orgasmus zu kommen, könnte ein Sextoy die Lösung sein. Wenn du zum Beispiel einen Klitorisvibrator wählst, kann dich dein Partner damit verwöhnen. Oder du verwendest ihn einfach während der Penetration. So kann dir dein Partner, mit etwas Unterstützung, doch noch einen Höhepunkt besorgen. Wie wäre es zum Beispiel mit dem We-Vibe Melt Druckwellenvibrator, den man zum Stimulieren der Klitoris verwendet und der sogar während der Penetration verwendet werden kann. Aber auch andere Toys, wie ein vibrierender Penisring, der ebenfalls deine Klitoris stimuliert oder ein Paarvibrator, den man gemeinsam verwendet, sind tolle Ergänzungen.

Was, wenn nichts hilft?

Helfen deine Anweisungen nicht wirklich? Auch dann ist es auf jeden Fall besser, mit dem Faken aufzuhören. Dein Partner wird schon von selbst Fragen stellen, wenn du nicht mehr schreiend zum (angeblichen) Orgasmus kommst. Dann kannst du mit ihm oder ihr immer noch darüber sprechen. Sei dabei aber nicht vorwurfsvoll, sondern zeige Verständnis. Dem Partner wird es sicher nicht gefallen zu hören, dass das, was er oder sie macht, nutzlos ist. Das ist aber kein Grund, darüber zu schweigen.

Meine eigenen Erfahrungen mit dem Stoppen des Fakens

Persönlich habe ich, vor allem, als ich noch jünger war – ab meiner Entjungferung bis in meine Studentenzeit – sehr viel gefakt. Jeder Mann, der danach sagte: ‘Oh, du bist echt schnell gekommen’, dachte wohl, er hätte echt fantastische Skills. Aber eigentlich wusste ich meistens einfach direkt, dass es nichts werden würde und wollte es nur schnell hinter mich bringen. Beim Teenager-Sex geht es doch vor allem um Bestätigung, Verliebtheit, das Gefühl dazuzugehören und eben – ja – auch darum, seinen drei Jahre älteren Freund happy zu machen.

Dass ich keinen Orgasmus bekam, war sicher nicht nur die Schuld des betreffenden Mannes. Ich selbst traute mich auch nicht zu sagen, dass das, was er machte, bei mir nicht funktionierte. Ich war unsicher und konnte mich auch nur kaum entspannen. Anstelle darüber zu sprechen, stöhnte ich einfach ein paar Mal laut und dann war es erledigt. Inzwischen habe ich aber schon seit einer ganzen Weile ein Alter erreicht, in dem ich mich nicht mehr dafür schäme zu sagen, was mir gefällt, welche Fantasien ich habe und was mir nicht gefällt. Ich muss nicht unbedingt bei jedem Mal Sex auch zum Höhepunkt kommen, allerdings ist das natürlich schon sehr angenehm. Manche von uns sollten ihrem Partner klar machen, dass der Sex nicht vorbei ist, sobald er zum Orgasmus gekommen ist. Andere haben das Glück, dass ihre Partner das von selbst wissen.

“Anstelle darüber zu sprechen, stöhnte ich einfach ein paar Mal laut und dann war es erledigt.”

Deinen Orgasmus einfordern

Dein Sexleben wird ein ganzes Stück befriedigender werden, wenn du mit dem Faken aufhörst. Und es wird noch besser werden, wenn du zudem deinen Orgasmus einforderst. Viele Frauen machen leider die Erfahrung, dass der Sex vorbei ist, sobald der Mann zum Orgasmus gekommen ist. Und dann liegst du da, erregt und unbefriedigt. Du könntest aber etwas sagen, noch bevor er seinen Orgasmus erreicht, wie zum Beispiel: ‘Ich bin fast soweit, halte noch etwas durch!’ Oder bitte ihn, zuerst dich zu befriedigen, bevor es gleich zur Penetration kommt und er anschließend einschläft. Es ist nicht ganz einfach, auf diese Weise für sich selbst aufzukommen, allerdings hast du dazu alles Recht der Welt. Denn warum soll der andere einen Orgasmus genießen dürfen und du nicht? Sprich es darum einfach an, dann wird dein Sexleben schon sehr bald ganz anders aussehen.

Lies auch: Neun Vorteile eines Orgasmus

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