Masturbieren ist das neue Meditieren
Meditieren auf einem Perserteppich, eingehüllt in Wolken aus Weihrauch? Nicht mehr nötig… Seitdem sich Mindfulness – oder zu gut Deutsch ‘Achtsamkeit’ – so großer Beliebtheit erfreut, sind wir heutzutage eigentlich ständig ‘zen’ und Leben im Moment. Wusstest du aber, dass Masturbieren genauso meditativ sein kann wie jede Atmungsübung?
Was ist Mindfulness bzw. Achtsamkeit?
Mindfulness ist eine Strömung aus der Psychologie, die in den letzten Jahren immer mehr Anhänger gefunden hat. Zeitschriften, Apps, Kurse und sogar Unterrichtspläne in Grundschulen: überall begegnen wir Mindfulness und immer mehr Menschen beschäftigen sich mit dem Leben im Hier und Jetzt.
Leben mit voller Aufmerksamkeit
Denn genau darum geht es bei Mindfulness; um das ‘Leben mit voller Aufmerksamkeit’ und das Ausschalten von externen Reizen, Ablenkungen und störenden Gedanken, die einem unaufhörlich durch den Kopf gehen. Wir haben uns daran gewöhnt, ‘Kopfmenschen’ zu sein. Unser Kopf bewegt sich ständig bereits in der Zukunft und schmiedet unablässig neue Pläne für das ‘Morgen’. Damit meinen wir aber nicht unseren großen ‘Fünfjahresplan’, den wir konsequent verfolgen, sondern eher all die kleinen alltäglichen Pläne und Gedanken, die uns davon ablenken, was gerade vor unserer Nase vor sich geht.
Denn was macht man sofort, wenn man im Auto oder im Zug sitzt? Hörst du den Geräuschen zu, die dich umgeben und siehst du die Bilder, die an dir vorbeiziehen, oder denkst du bereits an den Moment, wenn du wieder aussteigst und was danach kommt? Vermutlich eher letzteres. Nachher musst du noch einkaufen, Essen kochen, abwaschen, die Kinder ins Bett bringen, deine Lieblingsserie ansehen, vielleicht noch einen Bericht schreiben und deine Mails checken. Und in der Zwischenzeit zieht die Gegenwart unbemerkt an dir vorbei.
Sich auf seine Sinne konzentrieren
Wenn du mindful bist, richtest du deine Aufmerksamkeit auf die Gegenwart. Gedanken an später lässt du los und konzentrierst dich voll und ganz auf den Moment. Du hörst also bewusst den vorbeifahrenden Autos zu, dem Gemurmel der Menschen, die dich umgeben oder der Musik in deinem Kopfhörer. Du fühlst deine Hände am Steuer, den Stoff des Zugsitz auf deiner Haut oder den Wind, der durch das Autofenster dein Haar bewegt. Isst du gerade ein belegtes Brot oder einen Snack? Dann iss dein Essen ganz bewusst, achte auf seinen Geschmack und die Struktur. Iss nicht einfach so schnell wie möglich und denke nicht bereist an Übermorgen.
Menschen, die Mindfulness betreiben, sagen, dass sie sich ruhiger und weniger gehetzt fühlen. Indem sie der Gegenwart mehr Aufmerksamkeit schenken, lernen sie auch die kleinen scheinbar unbedeutenden Dinge zu sehen und zu schätzen und werden dadurch glücklicher.
Kann man mindful masturbieren?
Wenn Mindfulness eine einfache Fahrt mit dem Zug in eine Meditation umwandeln kann, was kann sie dann aus anderen Aktivitäten machen wie z.B. dem Masturbieren?
Pussy Connaisseur
Die britische Wissenschaftlerin Keeley Olivia beschloss dies zu untersuchen. Als selbsternannte ‘Pussy Connaisseur’ begann sie eine Untersuchung, während der sie monatelang täglich eine Stunde masturbierte. Dabei ging es aber nicht um das wilde Aufsuchen des Höhepunktes, sondern um den wirklichen Kontakt zur eigenen Vagina und der eigenen Sexualität.
Und das gelang ihr. Während ihrer Untersuchung bemerkte Olivia, dass sie anfing, sich und ihren Körper mehr zu mögen. Ihr Selbstvertrauen nahm zu und sie schien sexuell regelrecht wiedergeboren zu sein. Bevor sie mit ihren meditativen Masturbationssitzungen startete, hatte sie die Verbindung zu ihrer Sexualität verloren, fühlte sich unsicher, was ihren Körper betraf und war von ihrem Sexleben enttäuscht. Mit dieser Form der Selbstbefriedigung lernte sie aber ihren Körper wieder zu lieben und ihn zu genießen.
Heftige Kritikerin
Nach ihrem Selbstexperiment schrieb sie ihre Masturbationsmemoiren unter dem Titel ‘Unleashing the Female O’ und gab eine bahnbrechende TedX-Lesung zu ihren Entdeckungen. Ihr Motto? Masturbieren ist das neue Meditieren. Ihre Mission? Frauen beizubringen, dass die Vagina gefeiert und bejubelt werden sollte.
Olivia ist eine heftige Kritikerin unserer Kultur von parfümierten Slipeinlagen, Schamlippenkorrekturen und anderen ähnlichen Dingen, mit denen man einem vaginalen Idealbild entsprechen soll. Die Scham vor dem eigenen Körper sollte abgeschüttelt werden, und ihrer Meinung nach ist das mindful Masturbieren der perfekte Weg, dies zu erreichen und sich selbst näher zu kommen. Warum? Weil das Masturbieren nach Olivias Meinung weiter geht als die traditionelle Meditation, denn gerade durch Selbstbefriedigung berührt man eine viel tiefere und verletzlichere Ebene seiner selbst.
Positive Effekte
Die Vice-Journalistin Kristen Dold beschritt den gleichen Weg. 2019 untersuchte sie, auf welche Weise Meditation und Masturbation das körperliche und geistige Wohlbefinden positiv beeinflussen. Für ihren Artikel arbeitete sie mit Lorin Roche zusammen, einer Meditationslehrerin, die untersucht, wie man über mindful Masturbieren einen meditativen Zustand erreichen kann.
Das Ergebnis? Sie kamen zu dem Schluss, dass der angenehme Rhythmus beim Masturbieren dem Rhythmus einer Meditation gleichgesetzt werden kann, und dass Masturbation und Meditation die gleichen positiven Effekte auf Körper und Geist besitzen wie z.B. Stressverminderung, weniger Unsicherheit und Schmerzen.
Pornhub? Nee…
Diese positiven Effekte traten übrigens nicht einfach so bei einer schnellen Runde Selbstbefriedigung auf, bei der man sich vielleicht ein Amateurvideo auf Pornhub ansieht. Das echte Masturbationsnirvana wird man nur über eine langsame, qualitative und intensive Selbstbefriedigung erreichen, bei der man seine ganze Aufmerksamkeit jedem noch so kleinen Reiz seiner Nervenbahnen widmet. Also nicht nur denen, die die Sexualorgane betreffen.
In dieser Hinsicht gibt es also gar keinen so großen Unterschied zwischen mindful abwaschen und mindful spielen mit sich selbst. Bei meditativen Masturbationssessions geht es ebenfalls darum, ganz bewusst zu fühlen. Dass man seine Gedanken ausschaltet und sich vollkommen auf seine Empfindungen konzentriert, die man im betreffenden Moment im Körper wahrnimmt. Dabei geht es wirklich um alles, was man fühlt, hört, sieht, riecht und schmeckt.
Mindful masturbieren Schritt für Schritt
Solo-Sex ist also eine sehr gute Möglichkeit, um mit Mindfulness zu experimentieren. Durch diese Kombination kann dein Erlebnis noch besser und intensiver werden; bis du fast schon tantrische Zustände erreichst. Und das ist schon etwas ganz anderes als der schnelle alltägliche Höhepunkt mit dir selbst.
Wie das geht? Mit Hilfe einer Schritt für Schritt Anleitung!
1. Lege deine Zielsetzung fest
Bei mindful masturbieren geht es niemals um das Erreichen eines Orgasmus. Es geht darum, seine eigene sexuelle Energie zu erkunden. Anschließend kann man diese an seine persönlichen Bedürfnisse koppeln, die man im betreffenden Moment erfährt. Fühlst du z.B. sexuelle Scham? Dann sollte dein Ziel sein, mit deinem sinnlichen Selbst besser ins Gleichgewicht zu kommen. Oder hast du viel Stress? Dann hast du zum Ziel, den Stress zu vermindern und die Ruhe zuzulassen. Du solltest dich fragen, was du loslassen und was du in deinem Leben willkommen heißen willst.
2. Achte auf eine angenehme Umgebung
Ein Ritual ist immer etwas Angenehmes, auch wenn es dabei um Selbstbefriedigung geht. Zünde eine Kerze an, achte auf eine angenehme Temperatur und fülle dein Zimmer mit sinnlichen Düften, damit du das perfekte Schlafzimmerambiente bekommst. Solche Details sind ein Fest für die Sinne und bieten dir die Möglichkeit alles loszulassen und nur noch im Hier und Jetzt zu sein. Tipp? Baue dir ein richtiges Sexnest aus weichen Kissen, Decken und Laken, in denen du wunderbar wegsinken kannst. Auch eine entspannte Musik ist immer gut.
3. Achte auf deine Atmung
Sich seiner Atmung bewusst zu sein, ist die wahrscheinlich wichtigste Säule der Meditation. Und auch beim meditativen Solo-Sex ist das nicht ohne. Deine Atmung sorgt schließlich dafür, dass Energie durch deinen Körper strömen kann: auch sexuelle Energie. Darum ist es wichtig, dass du nicht nur oberflächlich hechelst, sondern dir jedes einzelnen, tiefen Atemzugs bewusst bist. Konzentriere dich auf das Gefühl, das dir deine Atmung vermittelt: wie der Sauerstoff deine Lungen erreicht, wie die Luft wieder aus deiner Nase strömt und auf deiner Haut wärme Hinterlässt. Auf diesem Wege kannst du erreichen, dass deine Gedanken nicht abschweifen und du ganz im Moment bliebst.
4. Berühre deine sensiblen Stellen
Deine erogenen Zonen sehnen sich danach, berührt zu werden. An diesen sexuell aufgeladenen Stellen enden zahllose Nervenenden, wodurch sie besonders sensibel auf Streicheln, Lecken und Küssen reagieren. Natürlich könntest du dich direkt auf die Klitoris stürzen, dann würdest du aber nicht sehr mindful zu Werke gehen. Es gibt genügend andere, nicht ganz so selbstverständliche Stellen am Körper, die dich ebenfalls in Feuer und Flamme versetzen können. Z.B. deine Hände, Ellbogen, Knie, Leisten und Knöchel. Nutze deine Finger, um diese sekundären erogenen Zonen sanft zu streicheln und zu massieren. Experimentiere mit der Intensität deiner Berührungen und konzentriere dich dann auf die Stellen, die sich gut anfühlen und steigere das Tempo. Auf diese Weise wird dein ganzer Körper in deine Masturbationssession mit einbezogen und wirst du mit etwas Glück am Ende einen Full-Body-Orgasm erleben.
5. Masturbieren in Zeitlupe
Wenn deine Finger letzten Endes den Weg zur Vulva gefunden haben, solltest du auch dann nicht wie besessen loslegen. Mache ganz langsam weiter und vermeide zu intensive Berührungen. Nochmals: du masturbierst nicht, um möglichst schnell einen Höhepunkt zu erreichen, sondern um deinen ganzen Körper nach und nach in Ekstase zu versetzen. Und das kostet Zeit. Darum solltest du dich ganz sanft und langsam streicheln, als hättest du alle Zeit der Welt. Sei dir jeder Berührung und der durch sie erzeugten Gefühle bewusst. Merkst du, dass es zu schnell geht? Verlagere dann deine Aufmerksamkeit wieder zurück zu den sekundären erogenen Zonen und z.B. auch auf die Brüste, den Po und die äußeren Schamlippen.
6. Orgasmus? Schön weiter atmen!
Wenn sich der Orgasmus nähert, neigt man dazu, immer schneller zu atmen oder regelrecht zu hecheln. Versuche das einmal aktiv zu vermeiden. Versuche stattdessen tief und regelmäßig zu atmen. Dann wirst du feststellen, dass sich dein Orgasmus hierdurch nur noch mehr intensiviert.
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Tipp! Auch bei meditativem Solo-Sex können Sextoys alles noch weiter intensivieren. Dein Vibrator oder die Liebesperlen sind also herzlich willkommen, achte aber darauf, dass sie dein Erlebnis nur verbessern, es aber nicht unnötig beschleunigen. Du kannst deinen vibrierenden Freund also lieber über deinen Körper gleiten lassen, anstelle ihn direkt auf deinen Hotspot zu richten. Oh ja, denke auch einmal darüber nach, einen G-Punkt-Vibrator auszuprobieren, um dein Erlebnis noch intensiver werden zu lassen!
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Vorteile des mindful Masturbierens
Die Vorteile einer meditativen Masturbastionssession sind vielfältig. Indem du viel tiefer mit dir selbst in Kontakt bist, lernst du deinen Körper nicht nur viel besser kennen, sondern werden auch deine Orgasmen wesentlich stärker sein. Frauen, die diese Kunst perfekt beherrschen, werden mit der Zeit sogar mehrere intensive Orgasmen hintereinander erleben oder spüren den Orgasmus in jeder Faser ihres Körpers explodieren. Die Wirkung der richtigen Atmung kann ganz besonders stark die Intensität des Höhepunktes verstärken.
Mindful Solo-Sex kann zudem fast schon zur spirituelle Erfahrung werden. Selbst wenn du dem Thema sehr skeptisch gegenüber stehst, kannst du dich nach einem solchen Höhepunkt leichter und vollständiger fühlen. Vielleicht auch nur deshalb, weil du mit dieser Art der Selbstbefriedigung die stressvermindernden Qualitäten von Meditation und Masturbation nahtlos miteinander vereinst. Dann benötigt man nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass dies zu einer Entladung führen muss, die man so noch nicht erlebt hat. Also, ausprobieren!
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