Sex in den schweren Jahren. Wie bleibt er spannend?

Sex in den schweren Jahren. Wie bleibt er spannend_

Schwere Jahre – Du hattest einmal ein fantastisches Sexleben. Doch dann kamen die Drachen. Nein, keine Fantasiefiguren, die wieder verschwinden, wenn du mit den Fingern schnipst, sondern deine eigenen Kinder. Die du natürlich über alles liebst, die aber gleichzeitig jegliche Lust aus deinem Körper saugen. Denn wer hat schon noch Lust auf ein Schäferstündchen, wenn man den ganzen Tag gearbeitet und Windeln gewechselt hat? Willkommen in den schweren Jahren.

Dramatische Sexabnahme

Vor zehn Jahren hättest du es dir nicht vorstellen können. Dass einmal eine Zeit kommen würde, in der du deiner großen Liebe nicht zu jeder Tageszeit am liebsten die Kleider vom Leib reißen wollen würdest, um die Liebe zu betreiben. Wir alle wissen aber, dass die gegenseitige Anziehungskraft mit den Jahren etwas nachlässt. Man kennt einander durch und durch und die Schmetterlinge der jungen Liebe, die einen früher kitzelten, sind etwas zur Ruhe gekommen. Alles vollkommen normal, sonst würden wir wohl niemals mehr aus dem Bett herauskommen.

Jetzt befindest du dich aber im anderen Extrem. Niemand hat dich auf die drastische Sexabnahme vorbereitet, die die sogenannten Schweren Jahre mit sich bringen. Nach einem langen Tag voller Arbeit, Waschen, Trösten, Füttern und kindliche Wutanfälle besänftigen, wünschst du dir nur noch eine anspruchslose Liebeskomödie auf Netflix, bei der das Liebesleben noch nicht eingeschlafen ist. Schlafanzug, Sofa und eine Tüte Chips, mehr brauchst du nicht, und hoffentlich weiß dein Liebster, dass er sich irgendwie selbst mit etwas beschäftigen sollte. Vielleicht auf Pornhub…

Einmal im Monat… if you’re lucky

Eltern zu sein, ist eben eine sehr erschöpfende Angelegenheit. Hast du früher schon oft gedacht müde zu sein? Pff! Du hast nicht die blasseste Ahnung, was es heißt wirklich müde zu sein, bis bei dir selbst ein paar kleine Chaoten im Haus herumtoben und ein Kleines die ganze Nacht heult und kreischt, weil es an deinen ‘Zapfhahn’ will. Sex? Das geht dann eher nach dem Motto: ‘Komm, machen wir schnell. Dann haben wir das wieder für ein paar Wochen hinter uns.’ Von mehrmals pro Woche, sinkt die Frequenz rasend schnell auf einmal pro Monat… if you’re lucky.

Der stundenlange Tantrasex von früher kommt dir nur noch wie eine vage Erinnerung aus einer lustvollen Vergangenheit vor. Wenn die Kinder einmal da sind, kannst du von Glück reden, wenn du einmal zehn Minuten ungestört zusammen im Bett liegen kannst. Und wenn du dann endlich einmal Sex hast, ertappst du dich wahrscheinlich dabei, dass du in Gedanken bereits an deine To-Do-Liste für morgen denkst. Und all das natürlich mit gespitzten Ohren, denn das Baby könnte ja anfangen zu heulen, während ihr gerade die Liebe betreibt. Manchmal bist du so müde, dass du die Augen kaum mehr offenhalten kannst, während er sich noch rhythmisch in dir bewegt.

Akrobatische Stellungen? Vergiss es… die gute alte Missionarsstellung reicht vollkommen. Dann braucht man sich wenigstens nicht verausgaben.

Schwere Jahre – Bälle in der Luft halten

Du solltest dich wegen dieses Sextiefs nicht schuldig fühlen. Es ist völlig normal, dass Sex nicht ganz oben auf deiner Prioritätenliste steht, wenn du alle Bälle in der Luft halten musst und dir ab und zu trotzdem einer runterfällt. Natürlich kommt euer Sexleben ziemlich zum Stillstand, wenn ihr Eltern geworden seid. Ihr seht einander auf einmal mit anderen Augen; manchmal kann es schwierig sein, den Partner noch sexuell wahrzunehmen, wenn er oder sie gerade Vater oder Mutter geworden ist.

Vor allem Frauen benötigt oft etwas Zeit, um sich an diese neue Rolle zu gewöhnen. Mutter zu sein fordert nicht nur mental und emotional seinen Tribut, sondern auch körperlich: mit geschwächtem Beckenboden, Babys, die an deinen Brüsten nuckeln und zahllosen komischen Hormonen, die durch deinen Körper rauschen, kann es manchmal sehr schwer sein, seinen Körper noch als etwas Sexuelles wahrzunehmen. Nach einem schweren Tag hat man zudem oft nur noch wenig Energie übrig und dann ist der Sex das erste, was auf der Strecke bleibt. Alles ganz normal.

Schwere Jahre – 86 Prozent hat weniger Sex

Das Ganze ist sehr normal, wie eine aktuelle Studie zeigte. Danach hatten 83 Prozent der Frauen in den ersten drei Monaten nach der Geburt sexuelle Probleme. Nach sechs Monaten lag der Prozentsatz immer noch bei 64 und 11% hatten sogar nach einem halben Jahr noch immer nicht ihr Sexleben wieder aufgenommen. Eine britische Untersuchung kam ebenfalls zu dem Ergebnis, dass 86% der Befragten erheblich weniger Sex hatten, nachdem Kinder in ihr Leben getreten waren. Von diesen 86% sagten 27%, dass sie einfach nicht mehr genügend Energie hatten, um miteinander zu schlafen.

Viele der befragten Frauen stellten fest, dass ihr Bedürfnis nach Sex sogar vollkommen erloschen war. Eine dieser Mütter erzählte, wie sehr sie den Sonntagmorgen fürchtete, weil sie und ihr Mann dann beide frei waren und er der Meinung war, dass sie dies für Sex nutzen mussten. Sie wollte dagegen einfach nur ausschlafen, aber ab und zu gab sie nach, um Streitereien zu vermeiden.

Vogelstrauß-Sex

Dieser Vogelstrauß-Sex, bei dem man Sex weitgehend vermeidet und sich ab und zu dann doch dazu durchringt, um wieder einige Zeit Ruhe zu haben, ist natürlich nicht gerade das Ideale für eine Beziehung. Es gibt zwar keine perfekte Frequenz für Sex, bei der man von einem guten Sexleben sprechen könnte, allerdings sollte es einem schon zu denken geben, wenn man aktiv versucht Sex zu vermeiden; wenn man also sein sexloses Leben ganz in Ordnung findet.

Wenn man dem Sex in der Regel aus dem Wege geht, wird dies dazu führen, dass die eigenen Lustgefühle abnehmen, was zu einem Teufelskreis führt. Nicht schön für den Partner und auch nicht für einen selbst und schon gar nicht für eure Beziehung. Regelmäßiger Sex hilft dabei, euer Sexleben in Stand zu halten. Warum? Der Körper produziert beim Sex Hormone, die die Libido positiv beeinflussen. Darum ist es klug, sein Sexleben in Stand zu halten.

Das bedeutet aber natürlich nicht, dass man sich dem Sextrieb seines Partners unterwerfen sollte, allerdings kann es der Intimität in eurer Beziehung sicher nicht schaden, wenn du ab und zu versuchst, dich dem zu öffnen.

Hauche deinem Sextrieb neues Leben ein!

Sex ist und bleibt einfach das Schmiermittel einer Beziehung. Darum ist es für die Intimität zwischen euch sehr wichtig, dass ihr euch immer wieder berührt. So werdet ihr euch weiterhin miteinander verbunden fühlen.

Ein Lichtblick: Bei gutem Sex kehrt auch die Leidenschaft oft wieder zurück, denn dann wird Dopamin und Oxytocin freigesetzt. Diese Substanzen verstärken nicht nur die Bindung zum Partner, sondern lösen auch ein Glücksgefühl in einem aus. Sex ist außerdem sehr intim. Man fühlt die Haut des anderen, riecht seinen Geruch und schaut sich in die Augen. Beim Sex kann man sich nicht verstecken oder den anderen ignorieren. Man gibt sich – auch im wahrsten Sinne des Wortes – bloß, was dazu führen kann, dass man wieder zueinander findet.

Wenn ihr beide auch mit einem Kuss und einer Umarmung bereits zufrieden seid, ist das natürlich völlig in Ordnung. Solltet ihr jedoch beide mehr wollen, wird es Zeit, Aktion zu unternehmen. Wie schafft man es aber, seine Libido wieder aus dem Kühlschrank zu holen? Damit die Beziehung nicht nur wieder besser, sondern auch stärker wird?

Schwere Jahre – Tipps, um einem erschlafften Sexleben neues Leben einzuhauchen

1. Plane jeden Monat ein Date mit deinem Partner
Plant einen echten Ausgehabend: zusammen, zu zweit, ohne Kinder; das sollte klar sein. An einem solchen Abend, an dem man sich über nichts Sorgen machen muss, bekommt man die Chance, einander wieder volle Aufmerksamkeit zu widmen. Nicht als Lieder singender Papa oder bastelnde Mama, sondern als der Mann und die Frau, die einmal richtig ineinander verknallt waren. Möglichkeiten zum Ausgehen gibt es genug. Ein Essen mit Film oder Sauna, vielleicht auch eine Erotikbörse besuchen. Ihr werdet feststellen, dass ihr ohne Kinder wieder tiefgehendere Gespräche über Dinge führen könnt, die euch beschäftigen. Dass ihr gemeinsam lachen könnt, mehr Verständnis für den anderen entwickeln werdet und euch wieder näher kommt. Gespräche über Sex? Immer eine gute Idee in einer solchen Situation, bei der man jede Menge Zeit füreinander hat. Schaltet also Netflix auch einmal aus, werft euch in Schale und geht aus. Eine Nacht in einem Hotel ist auch immer was Schönes. Dann ist man komplett frei von jeder Ablenkung oder Verpflichtung.

Tipp: Ignoriere dein Telefon. Oder noch besser: Schalte es auf stumm und widerstehe der Versuchung, ständig darauf zu schauen. Schenkt lieber einander eure ganze Aufmerksamkeit.

2. Macht Zeit für Sex frei
Auch wenn es sich nicht gerade sexy anhört, es funktioniert durchaus. Natürlich hätte jeder am liebsten so eine ganz spontane Runde Sex wie früher. In schweren Jahren wie diesen ist so etwas aber eher unwahrscheinlich. Und plant man heute nicht sowieso alles im Kalender? Das Fitnesscenter, Hobbys und soziale Kontakte? Warum sollte man dann nicht auch seinen Sex auf diese Weise planen? Wenn man seinen Sex einplant, führt dies nicht nur dazu, dass er auch tatsächlich stattfindet, sondern stellt diese Methode an sich auch eine besonders lange und heiße Form des Vorspiels dar. Du kannst fast sicher sein, dass du am betreffenden Tag immer wieder rote Ohren haben wirst, weil du weißt, dass abends eine erotische Massage, ein aufregendes Rollenspiel oder ein neues Sextoy auf dich wartet. Euer Sex wird durch diese Vorfreude nur um so erregender und intensiver werden.

Tipp: Schicke dem Partner gleich morgens eine Nachricht mit einem kleinen Flirt, der nur wenig der Fantasie überlässt. Ziehe ein heißes Dessous an und das stundenlange Vorspiel kann beginnen!

3. Vergiss das Vorspiel nicht
In all den Jahren hat sich sicherlich ein bestimmtes Vorspiel in eurem Sexleben gefestigt. Ein bisschen Fummeln hier und da und hoppla, schon geht es los. Du weißt genau, was du tun musst, damit ihr loslegen könnt, dabei bleibt die Spannung und Spontanität aber meistens auf der Strecke. Schlimmer noch: Du machst dich selbst schnell mal feucht, damit er leichter eindringen kann, und fünf Minuten später ziehst du bereits wieder die Unterhose an. Dein Körper braucht aber etwa zwanzig Minuten, bevor er wirklich erregt ist, darum wundert es nicht, dass das Sexleben vieler Menschen oft sehr unbefriedigend ist, wenn es immer in großer Eile stattfindet. Lasst euch darum Zeit, das Feuer in aller Ruhe zu entfachen. Spielt miteinander und bringt euch langsam in Erregung. Das Kribbeln zwischen deinen Beinen wird dann ganz von selbst kommen, und erst dann wirst du auch wirklich bereit sein.

Tipp: Fangt mit einem leidenschaftlichen Kuss an und sucht nicht zu schnell die üblichen erogenen Zonen auf. Konzentriert euch lieber zuerst auf ganz federleichte Streicheleien, am Hals, der Taille und den Oberschenkeln..

4. Versucht etwas Neues
Wenn du deinem Sexleben neuen Schub verleihen möchtest, kannst du auch versuchen, etwas Neues und ganz Verrücktes auszuprobieren. Ein aufreizendes Spiel wie Truth or Dare zum Beispiel. Oder einen Quickie an aufregender unerwarteter Stelle. Natürlich sind auch Sexspielzeuge immer eine sehr heiße Möglichkeit, um das Feuer im Schlafzimmer wieder zu entfachen. Ebenfalls erregend (und zudem lehrreich): Die Sexliste. Stelle zusammen mit deinem Partner eine Liste aus sexuellen Fantasien zusammen. Die Liste solltet ihr in Ja/Nein/Vielleicht unterteilen und findet heraus, wo ihr auf der gleichen Wellenlänge seid. Anschließend könnt ihr vereinbaren, welche Fantasien ihr in der nächsten Zeit in die Tat umsetzen wollt. Versucht dabei ganz offen zu sein und schämt euch nicht für euer Verlangen. Wer weiß, vielleicht habt ihr das eine oder andere mit dem Partner heimlich gemeinsam und verhilft euch die Liste zu ganz neuen sexuellen Sphären!

Schwere Jahre – Immer miteinander reden

Das Allerwichtigste? Immer miteinander im Gespräch bleiben; ganz offen und ohne sich zu schämen. Bei einem recht feinfühligen Thema wie Sex ist das sicher nicht leicht und wird noch schwerer, wenn man mitten in den schweren Jahren steckt. Neben einem Job, der einem alles abverlangt und Kindern, die ständig um Aufmerksamkeit betteln, ist es eine Herausforderung, auch einander die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn ihr euch aber trotz allem die Zeit nehmt, eure Gefühle zu teilen, egal, ob es dabei um Sex geht oder um etwas anderes, werdet ihr feststellen, dass ihr euch viel besser in den anderen hineinversetzen könnt. Und das sorgt wiederum dafür, dass euer Band stärker wird und bleibt; auch im Schlafzimmer.

Du solltest also nicht denken, dass du gleich mit irgendwelchen exotischen Sexstellungen loslegen müsstest, um einander wieder näherkommen zu können. Fangt erst einmal damit an, wieder mehr miteinander zu sprechen; einander zu berühren und zu streicheln. Ein liebevoller Kuss. Der Rest kommt dann mit der Zeit von ganz alleine.

Lies auch: Kolumne: Zeit für Sexualität frei machen

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