Sexmythen: Zeit, sie zu entkräften!

Seksmythes: tijd om ze door te prikken!

Ja, man kann durch Sex unter der Dusche schwanger werden. Und nein, von einer WC-Brille kann man kein AIDS bekommen. Wenn es um Sex geht, wimmelt es regelrecht von Märchen und Hirngespinsten. Einige der hartnäckigsten Sexmythen haben wir hier zusammengetragen. Zeit, sie zu entkräften!

Was sind Sexmythen?

Der beste Ort für Informationen zur sexuellen Gesundheit ist und bleibt der Hausarzt. Trotzdem durchsuchen wir alle immer wieder aus irgendwelchen Gründen das Internet nach Antworten auf intime Fragen. Und obwohl es natürlich fantastisch ist, dass uns auf diesem Wege so unglaublich viel Information zur Verfügung steht, sollte man dieser immer kritisch gegenüberstehen.

Überholte Ratschläge

Eine Untersuchung der Stanford University kam zu dem Ergebnis, dass es auf Websites, die sich mit Gesundheit befassen nur so vor Fehlern und überholten Ratschlägen wimmelt. Schon wenn man nur Antworten auf sehr simple Sexfragen sucht, stößt man meistens auf sehr unterschiedliche Geschichten. Fragt man sich z.B., ob man während seiner Menstruation schwanger werden kann, wird man sich zuerst durch ein ganzes Netz aus Widersprüchen kämpfen müssen, um sich am Ende daraus dann irgendeine Antwort zusammenzuschustern.

No worries, wir werden auch auf diese klassische Frage weiter unten noch zurückkommen!

Aber selbst wenn online Konsens zu einem Thema existiert, wird man trotzdem den Sexmythen nicht entkommen können, mit denen die Offline-Welt um sich wirft. Das ist eben das Elend mit Sexmythen und eigentlich mit allen Arten von Mythen. Wo Rauch ist, ist Feuer. Und auch wenn dir Hunderte Sexperten versichern, dass man auf der öffentlichen Toilette wirklich keine Geschlechtskrankheiten bekommen kann, wird man trotzdem die Brille im Paarclub genau inspizieren, bevor man sich auf ihr niederlässt; um nur einmal ein Beispiel zu nennen.

Schädliche Konsequenzen

Und wie sieht es mit sexueller Aufklärung aus? Na ja, die bekommen wir alle in der Schule, was aber bei weitem nicht ausreicht, um Sexmärchen den Garaus zu machen. Vielleicht haben wir einfach nicht aufgepasst oder mit dem Tischnachbarn getratscht, oder vielleicht standen im Lehrplan einfach nicht die wichtigen Dinge und wurden viele Details nicht behandelt, wodurch es zu Verwirrung kam.

Eine amerikanische Untersuchung aus dem Jahr 2017 kam zu dem Ergebnis, dass zwischen 2011 und 2013 nur 55% der Jungen und 60% der Mädchen sexuelle Aufklärung zu Schwangerschaften und Verhütung bekommen hatten. Zu Themen wie Geschlechtskrankheiten, Schwangerschaft, sexueller Hygiene und Verhütungsmitteln herrschte viel Unwissenheit. Und dies, obwohl es kein Geheimnis ist, dass ein gewisses Wissen über Sex jungen Menschen hilft, bessere Entscheidungen zu treffen, wenn sie miteinander schlafen.

Über Sex wird also jede Menge Unsinn verbreitet. Und dem möchten wir gerne ein Ende bereiten. Zeit also, um Tatsachen und Mythen voneinander zu trennen.

Sexmythen über Geschlechtskrankheiten

Reiche Menschen bekommen Geschlechtskrankheiten. Arme Menschen bekommen Geschlechtskrankheiten. Heteros bekommen Geschlechtskrankheiten. Homosexuelle bekommen Geschlechtskrankheiten. Weiße, schwarze und auch kunterbunte Menschen bekommen Geschlechtskrankheiten. Kurz gesagt: Jeder kann sich eine Geschlechtskrankheit einhandeln, es gibt keine Ausnahmen.

Es sei denn natürlich, man ist so klug und benutzt ein Kondom. Und selbst dann besteht noch ein – wenn auch viel kleineres – Risiko, dass man eine Schwäre an einer Stelle bekommt, wo die Sonne nicht hinscheint.

Dass die Ansteckungszahlen trotz aller Aufklärung und bester Absichten weiterhin erheblich ansteigen, ist sehr besorgniserregend. In den USA wurden im Jahr 2020 ganze 20 Millionen neue Infektionen mit Geschlechtskrankheiten gezählt, und die Hälfte der Infizierten war zwischen 15 und 24 Jahre alt.

Ob hartnäckige Sexmythen hiermit etwas zu tun haben? Ja. Zweifellos.

Fast keine Symptome

Was ist das eigentlich, so eine Geschlechtskrankheit? Geschlechtskrankheiten, also sexuell übertragbare Beschwerden, sind Infektionen, die über Sex verbreitet werden. Dabei spielt es auch keine große Rolle, welche Stellungen man einnimmt, denn Geschlechtskrankheiten verbreiten sich sowohl über vaginalen, oralen und auch analen Sex.

Das Lästige an Geschlechtskrankheiten ist, dass man nicht immer sicher weiß, ob man eine hat oder nicht. Manche Geschlechtskrankheiten zeigen fast keine Symptome. Eine Chlamydiose z.B. macht sich leider so gut wie gar nicht bemerkbar, obwohl es sich um eine Infektion mit schwerwiegenden Folgen handelt. Eine ausufernde Chlamydiose kann im Laufe der Zeit sogar zu Unfruchtbarkeit führen.

Darum ist es auch so wichtig, dass man sich selbst und auch den Partner vor Geschlechtskrankheiten schützt. Niemand wünscht sich ernste gesundheitliche Schäden, die man zudem noch so leicht vermeiden kann. Ja, genau, mit einem dieser Gummi-Dinger. Stelle dich den Tatsachen, sei vorbereitet und verhalte dich verantwortungsbewusst.

Die häufigsten Mythen über Geschlechtskrankheiten? Hier kommen sie!

  • Mythos: Geschlechtskrankheiten sind nur übertragbar, wenn man Symptome hat

So was von falsch… Manchmal bemerkt man überhaupt nicht, dass man eine Geschlechtskrankheit hat. Vielleicht juckt es einen öfters, hat man komische Bauchschmerzen oder etwas mehr Abscheidungen, ansonsten bemerkt man aber nichts Auffälliges. In der Zwischenzeit verbreitet sich die Infektion aber in einem weiter. Wenn man dann ungeschützt Sex hat, kann man den Partner über die Schleimhäute anstecken. Darum ist es auch so wichtig, dass man sich testen lässt, wenn man ungeschützt Sex gehabt hat; auch dann, wenn man keine deutlichen Anzeichen feststellt.

  • Mythos: Durch Oralsex oder Analsex kann man keine Geschlechtskrankheit bekommen

Auch falsch. Man kann mit jeglicher Form von Sex eine Geschlechtskrankheit bekommen, egal ob vaginal, anal oder oral. Schon wenn man nur nackt und eng umschlungen zusammen im Bett liegt, kann man sich gegenseitig anstecken, z.B. wenn man Genitalwarzen hat. Diese können übrigens sehr auffallend sein, darum hoffen wir, dass du mit solchen kleinen Blumenkohlauswüchsen auf deinen Geschlechtsteilen nicht auf die Idee kommst, Sex zu haben. Wie auch immer, ein Kondom ist jedenfalls wirklich das einzige Mittel, das dir maximalen Schutz gegen Geschlechtskrankheiten und deren Verbreitung bietet.

  • Mythos: Männer können kein HPV bekommen

Das humane Papillomvirus assoziieren wir hauptsächlich mit Frauen, was aber nicht richtig ist. HPV kommt bei Frauen und bei Männern vor und etwa 80% bis 90% der Menschen wird irgendwann durch Sex mit dem HPV-Virus infiziert. Meistens beseitigt der Körper die Infektion selbstständig aber manchmal kann sie sich auch im Körper festsetzen. Die Folgen einer solchen unbehandelten Infektion sind nicht ohne. Schwere Fälle können zu Gebärmutterhalskrebs, Kehlkopfkrebs und Analkrebs führen. Darum ist auch ein regelmäßiger Abstrich alle paar Jahre so wichtig. Von einer HPV-Infektion merkt man nicht viel, es sei denn, man entwickelt Genitalwarzen. Selbst wenn man gegen HPV geimpft ist, besteht immer noch eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass man sich dennoch nach ungeschütztem Sex infiziert. Darum sollte man aufmerksam bleiben.

  • Mythos: Man kann sich eine Geschlechtskrankheit über die WC-Brille einhandeln

Nein, zum Glück nicht. Geschlechtskrankheiten werden beim Sex, intimem Kontakt und dem Austausch von Körperflüssigkeiten übertragen. Auf Oberflächen überleben die Erreger nur sehr kurze Zeit, darum ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich eine Geschlechtskrankheit über eine WC-Brille, eine Türklinke oder irgendeine andere Oberfläche einhandelt verschwindend gering. Die Zellen der Geschlechtskrankheit werden bereits tot sein, bevor du auftauchst.

  • Mythos: Man kann keine Geschlechtskrankheit bekommen, wenn man ein Kondom benutzt

Natürlich ist ein Kondom der beste Schutz gegen unangenehme Geschlechtskrankheiten. Und zu 98% funktioniert dieser Schutz auch sehr gut. Trotzdem gibt es immer auch hierbei noch eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass man eine Geschlechtskrankheit bekommt. Es wird immer ein Stückchen Haut nicht ganz bedeckt sein. Hierdurch kann man genitale Herpes oder Genitalwarzen bekommen. Außerdem kann es auch passieren, dass ein Kondom einmal reißt.

Noch so ein Mythos, den wir gerne aus der Welt schaffen wollen, ist der, dass man sich um Geschlechtskrankheiten nicht mehr zu sorge braucht, wenn man einen festen Partner hat. Wenn du bereits zwei Jahre lang mit der gleichen Person zusammen bist und plötzlich Beschwerden bekommst, könnte es sein, dass du schon sehr lang mit einer Geschlechtskrankheit herumläufst, ohne etwas davon zu ahnen. Vielleicht hat aber auch dein Partner heimlich einen Seitensprung gemacht.

In so einem Fall solltet ihr euch sowieso beide testen lassen, bevor ihr wieder miteinander ins Bett geht. Das ist vielleicht nicht besonders romantisch, dafür aber klug.

Sexmythen über Schwangerschaft

Da ebenfalls sehr viel Unsinn zum Thema Schwangerschaft verbreitet wird, haben wir hier die beliebtesten Märchen aufgelistet.

  • Mythos: Man kann während der Menstruation nicht schwanger werden

Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden in den Tagen vor der Ovulation am größten. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht auch während der Menstruation schwanger werden könnte. Spermazellen sind zähe Burschen, die im besten Falle bis zu fünf Tage im Körper überleben können. Wenn man z.B. einen Zyklus von 21 Tagen hat und die Menstruation dauert immer eine Woche, und man dann Sex am Ende seiner Tage hat, können langlebige Spermazellen gerade noch bis zum Eisprung überleben und die Eizelle befruchten.

  • Mythos: Coitus interruptus schützt vor Schwangerschaft

Man kann zweifellos auch dann schwanger werden, wenn sich der Partner vor seinem Höhepunkt aus dir zurückzieht. Warum? Weil auch schon im Präejakulat des Mannes manchmal Spermien abwesend sein können. Somit kann der Partner schon vor seinem Samenerguss bei dir Spermien hinterlassen. Das sind nicht viele, aber schon eine einzige Zelle mit großer Ausdauer ist genug. Außerdem hilft diese fragwürdige Methode auch nicht gegen Geschlechtskrankheiten, sie ist somit ein absolutes No-Go bei One-Night-Stands oder Whatever.

  • Mythos: Eine vaginale Dusche kann eine Schwangerschaft vermeiden

Das wäre schön einfach. Eine vaginale Dusche kann aber nichts gegen ein ganzes Bataillon begeisterter Sprinter bei ihrem Race zur Eizelle ausrichten. Wenn du ungeschützten Sex gehabt hast, kannst du am besten zur Apotheke gehen und dir eine ‘Pille für danach’ holen. Auch bei Geschlechtskrankheiten kann eine Vaginaldusche nichts ausrichten. Und auch parfümierte Tampons, Puder und Vagina-Sprays sind niemals ein guter Plan. Deine Vagina kann sich sehr gut selbst sauber halten, dazu braucht sie keine Hilfsmittel.

  • Mythos: Doppeltes Kondom bedeutet doppelter Schutz

Auch wenn es sich unglaublich anhört, es gibt tatsächlich Leute, die glauben, dass es schlau wäre gleich zwei Kondome übereinander zu tragen. Allerdings ist das Gegenteil der Fall. Wenn man zwei Kondome übereinander zieht, was gar nicht so leicht geht, besteht die Gefahr, dass man dabei das Material beschädigt. Hierdurch steigt nur die Wahrscheinlichkeit, dass beide Kondome beim Sex reißen werden.

Schnellkurs Kondom überziehen!

Möchtest du wissen, wie man am besten ein Kondom überzieht? Na dann mal los: Zuerst solltest du dich vergewissern, dass das Kondom nicht über dem Datum ist. Und kontrolliere auch die Verpackung, ob sie unbeschädigt ist. Wer weiß, wie lang das Ding schon in einem Geldbeutel oder einer Hosentasche gesteckt hat.

Wenn alles in Ordnung ist, öffnest du die Verpackung vorsichtig, damit das Kondom nicht durch deine Fingernägel beschädigt wird. Drücke die Ausstülpung ganz vorne mit den Fingern zusammen, damit keine Luft eindringen kann, denn sonst könnte es dort platzen. Schiebe das Kondom über den steifen Penis und rolle es komplett ab. Wenn ihr fertig seid, rollst du das Kondom wieder vorsichtig ab und achte darauf, dass kein Sperma austritt. Du machst einfach einen Knoten beim Ausgang und wirfst es in den Abfall.

Tipp: Verwende Gleitmittel auf Wasserbasis. Das fühlt sich nicht nur gut an, sondern vermindert auch die Gefahr eines gerissenen Kondoms. Reißt dein Kondom beim Sex? Dann solltest du es sofort durch ein neues ersetzen. Man kann ein Kondom übrigens immer nur ein einziges Mal verwenden!

Bleibe immer kritisch

Um häufige Missverständnisse rund ums Thema Sex zu entkräften, startete Sensoa, das belgische Expertenzentrum für sexuelle Gesundheit, eine Kampagne über Sexmythen. Die Kampagne betonte ganz besonders, dass sexuelle Gesundheit weit mehr ist, als nur die Vermeidung von Geschlechtskrankheiten. Auch mentales sexuelles Wohlbefinden spielt eine wichtige Rolle.

Dem Zentrum viel auf, dass sich sehr viele Paare wegen unrealistischer Erwartungen Sorgen machen. Sie lassen sich durch die Medien und Auffassungen ‘was sich gehört’ und ‘was sexy und attraktiv ist’ beeinflussen. Diese ganzen Mythen lösen dann nur Unsicherheit und Ängste im Bett aus.

Guter Sex ist spontaner Sex?

Das auffälligste Fazit war, dass Menschen bei gutem Sex an spontanen Sex denken. Sex mit allem drum und dran, in romantischer Atmosphäre. Sex, bei dem man simultan zum explosiven Orgasmus kommt. Ist das realistisch? Nein. Und setzen wir uns damit nur unnötig unter Druck? Oh ja, absolut!

Wenn wir hier also über Sexmythen und sexuelle Gesundheit sprechen, dann reden wir über das gesamte Spektrum des Sex. Von Geschlechtskrankheiten bis zur Schwangerschaft und von Unsicherheiten bis hin zu einfach Spaß im Bett haben. Gute Aufklärung ist und bleibt entscheidend, wenn wir gesund und fröhlich zur Sache schreiten wollen.

Darum sollte man immer kritisch bleiben. Beziehe deine Informationen nur aus vertrauenswürdigen Quellen und nimm die ganzen Sexmythen, die dir jemand einflüstert nicht so ernst. Sex ist mehr als ein Penis, der in eine Vagina gleitet. Believe you me.

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