Wiedergutmachungssex: Warum ja, warum nein?

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Streit mit dem Partner? No problem, denn der intensive Wiedergutmachungssex ist es allemal wert. Warum fühlt sich Sex nach einem Krach so gut an? Gibt es emotionale, psychologische oder sogar biologische Gründe, die dafür verantwortlich sind, dass Wiedergutmachungssex noch ein bisschen besser ist als normaler Sex? Und ist er überhaupt gut für die weitere Beziehung?

Selbst die glücklichsten Paare haben ab und zu einen handfesten Streit. Manchmal sind es nur Zankereien um den Abwasch oder herumliegende Socken. Manchmal geht es aber auch um mehr, vielleicht um tieferliegenden Frust. Bei einigen Paaren herrscht nach einem solchen Streit möglicherweise für Tage totale Funkstille, andere sprechen sich dagegen stundenlang aus. Es gibt aber auch Paare, bei denen ein Streit die Erregung ansteigen lässt. Die Temperatur steigert sich bis zum Siedepunkt und entlädt sich dann in wildem, leidenschaftlichen Sex, gegen die Wand oder auf dem Küchentisch; nur um einige schöne Filmklischees zu bedienen.

Warum hat man Wiedergutmachungssex?

Wiedergutmachungssex besitzt eine gewisse Reputation; dass es der beste Sex wäre, den man haben kann, zum Beispiel. Wie ist es aber möglich, dass man sich zuerst gegenseitig den Schädel einschlagen will und sich schon kurz darauf die Kleider vom Leib reißt? Woher kommt diese plötzliche sexuelle Erregung?

Streit als Vorspiel

Dafür gibt eine recht simple Erklärung. Während und auch nach einem Streit befindet sich der Körper in einem gesteigerten Erregungszustand. Man atmet schneller, der Puls ist höher, das Blut strömt schneller und das Adrenalin steht einem bis zu den Ohren. Der Körper zeigt also jede Menge Anzeichen großer Erregung, und diese Anzeichen sind bei sexueller Erregung genau die gleichen.

Der Körper reagiert also auf Streit fast genauso wie auf ein Vorspiel, darum kann man so leicht vom Streit zum Sex übergehen. Dieses Phänomen wird als excitation transfer bezeichnet, was beinhaltet, dass Streit fast schon als eine Form des Vorspiels betrachtet werden kann. Der Körper durchläuft dabei schließlich in etwa die gleichen Stadien. In dem Moment, indem du und dein Partner fühlen, wie sich die Spannung aufbaut, kann diese ganz spontan in sexuelle Energie umschlagen. Deine Libido wird in Windeseile in den Ready To Go Status katapultiert, denn die Spannung, die für Sex benötigt wird, war schließlich bereits vorhanden.

Direkt nach einem Streit sind wir uns darüber hinaus unserer Umgebung sehr bewusst und sind alle Sinne geschärft, was den Sex natürlich ganz besonders reizvoll macht. Kein Wunder also, dass Sex nach einem Streit so leidenschaftlich und heftig sein kann.

Mea Culpa unter der Decke

Beim Wiedergutmachungssex geht es aber nicht nur um Adrenalin oder sexuelle Energie, die abgelassen werden muss. Auch die Intensität der aufgestauten Emotionen kann den Sex so wild werden lassen. Nach einem Streit sind wir eben nicht ruhig, kühl oder zurückhaltend; zumindest meistens nicht. Ganz im Gegenteil sogar: Wir sind dann gestresst, traurig oder wütend. Unsere Emotionen kochen über, wodurch der Wiedergutmachungssex eben um einiges intensiver ausfallen wird.

Nach einem solchen Streit steht auch mehr auf dem Spiel. Egal, wie man es auch dreht und wendet, jeder fühlt sich nach einem Streit unsicher und ängstlich. Man zweifelt an den Gefühlen des anderen und an den eigenen Gefühlen für ihn, fürchtet, dass es aus ist und dass man den anderen verlieren wird. Diese Angst wird die sexuelle Erfahrung ebenfalls intensiver ausfallen lassen.

Und was macht man, wenn man befürchtet, dass die Beziehung in Gefahr ist? Dann möchte man ganz besonders die Verbindung stärken, die man miteinander hat, und eine Möglichkeit, dass zu erreichen, ist Sex. Angstgefühle können also sexuelles Verlangen aktivieren, gerade weil man dann die Verbindung zum Partner verstärken will. Dass die Hormone, die durch Wut und Angst freigesetzt werden, genau die gleichen sind wie die bei sexueller Erregung, wird einen nur umso schneller in Richtung des Mea Culpa unter der Decke voranbringen.

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Die Verbindung erneuern

Manchmal entsteht Wiedergutmachungssex aber nicht aus dem Bedürfnis heraus, etwas wieder gutmachen zu wollen oder aus Angst, dass sich etwas sonst nicht mehr einrenken ließe. Es kann auch sein, dass man sich nach einem Streit auf einmal wieder stärker miteinander verbunden fühlt. Man hat sich gegenseitig die schlimmsten Verwünschungen an den Kopf geworfen, gleichzeitig wird man sich aber bewusst, dass man den anderen nicht verlieren will.

Der Hoffnungsschimmer für die Zukunft treibt euch in die Arme des anderen, und der Sex wird zur Entladung, vor allem wenn der Streit damit endet, dass man wieder mehr Verständnis und Gefühl für einander hat. Wenn man sich noch mitten im Streit befindet, fühlt man sich vom Partner emotional distanziert. Wenn dieser Abstand aber mit dem Ende des Streits aufgehoben wird, fühlt man sich auf einmal einander näher als je zuvor. Und dieses Gefühl führt leicht zu einer überraschend intimen und intensiven sexuellen Erfahrung. Ihr zeigt euch körperlich, dass ihr immer noch füreinander da seid, auch wenn der Streit dies vorübergehend in Frage gestellt hatte.

Wiedergutmachungssex kann somit ein wunderbares Mittel sein, um einander wieder mit mehr Liebe zu betrachten. Ganz besonders, wenn ihr beide dazu bereit seid, euch von eurer verletzlichen Seite zu zeigen und preiszugeben, was sich unter eurem Ärger verbirgt. Der Sex wird hierdurch zu einem Weg, die Verbindung und das Vertrauen zwischen euch zu erneuern.

Welche Nachteile hat Wiedergutmachungssex?

Andererseits beinhaltet Wiedergutmachungssex auch gewisse Risiken. Für manche Menschen ist es eine Möglichkeit, sich nach einem Streit zu entspannen. Das ist an sich auch nichts Schlechtes. Sex ist ein hervorragender Stresskiller und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ihr euch nach dem Wiedergutmachungssex um einiges besser fühlt und eure Beziehung wieder positiver seht.

Andere betreiben aber Wiedergutmachungssex, weil sie sich vor Konflikten fürchten. Sie geraten in Panik, haben Angst, ihren Partner zu verlieren und nutzen den Sex, um die Verbindung wieder zu stärken. Für diese Menschen ist der Sex dann einfach ein Weg, um zu bestätigen, dass alles wieder in Ordnung ist, ohne dass sie über ihre Gefühle sprechen müssen.

Giftige Dynamik

Wenn man Sex dazu nutzt, seine Differenzen zu kitten, wird dies auf Dauer nicht gutgehen. Man findet nicht mehr die Worte, um seine Streitigkeiten zu lösen und lebt nur noch zwischen Streit und Sex. Die Ursachen für den Konflikt blendet man aus und denkt, man könnte alles im Bett lösen.

Einige Paare gewöhnen sich hierbei so sehr an den Rausch des Wiedergutmachungssex, dass sie ihn sogar brauchen, um die Leidenschaft in ihrer Beziehung fühlen zu können. Wenn man allerdings regelmäßig in einem eskalierenden Streit landet, nur weil der Wiedergutmachungssex der einzige Weg ist, um noch eine Verbindung zum anderen zu fühlen, steckt man in einer sehr vergifteten Beziehungsdynamik fest.

Und wenn man den Wiedergutmachungssex dazu benutzt, um nicht miteinander sprechen zu müssen oder sich den gemeinsamen Problemen nicht stellen zu müssen, befindet man sich ebenfalls in einem sehr ungesunden Muster, das die Beziehung in Gefahr bringen wird.

Verbale Kommunikation

Natürlich, Sex ist fantastisch, um die gemeinsame Verbindung zu stärken und die Liebe wieder aufflammen zu lassen. Beim Sex werden so viele Emotionen freigesetzt, wodurch man sich anschließend befreit und erleichtert fühlt. Der Sex nach einem Streit sollte aber immer mit verbaler Kommunikation einhergehen. Man sollte zusammen über das sprechen, was geschehen ist und was zwischen einem steht.

Macht man das nicht, wird man in ein sehr schädliches Muster aus Streit, Sex, Streit und wieder Sex verfallen, ohne an den zugrundeliegenden Problemen in der Beziehung zu arbeiten. Körperliche Intimität ist ein sehr vitaler Teil jeder Beziehung, sie sollte aber nicht das Einzige sein. Emotionale Intimität und Kommunikation sind mindestens genauso wichtig. Regelmäßiger Wiedergutmachungssex kann zu vorübergehender Erleichterung führen, er wird aber niemals tiefergehende Beziehungsprobleme lösen können.

Wiedergutmachungssex ohne Streit? Sounds good to us!

Wiedergutmachungssex kann also sehr aufregend, wunderbar und herrlich intensiv sein, einfach supergeil. Gleichzeitig kann er aber auch einen emotionalen Keil zwischen dich und deinen Partner treiben, wenn man dabei in ein ungesundes Muster verfällt.

Bist du irgendwie schon ein bisschen nach dem intensiven Gefühl von Wiedergutmachungssex süchtig? Dann solltest du nicht vergessen, dass man nicht unbedingt streiten muss, um eine gesteigerte Erregung erleben zu können. Es gibt noch andere Wege, um sich einander voller Leidenschaft hinzugeben.

Ihr solltet also nicht Streit suchen, nur um eine intensivere Atmosphäre zu kreieren, sondern lieber auf positive Weise sexuelle Energie generieren. Haltet eine Kissenschlacht ab, kitzelt einander bis zum Gehtnichtmehr, kämpft miteinander und trällert voll Inbrunst eure Lieblingslieder. Egal, was ihr euch ausdenkt, alles ist gut, solange es euer Blut in Wallung versetzt und euch einen Energieschub verleiht. Diese Energie könnt ihr dann in heißen, schwitzenden Sex umsetzen.

Also Wiedergutmachungssex ohne Streit. Sounds good to us!

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