Warum wir uns immer in den gleichen Typ verlieben?

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Distanziert oder sozial, künstlerisch oder sachlich, verspielt oder ernsthaft. Es gibt viele unterschiedliche Menschentypen, in die man sich verlieben kann. Warum verliebt man sich aber immer wieder in den gleichen Typ? Selbst dann, wenn sich dieser Typ in der Vergangenheit als gar nicht so toll herausgestellt hat? Wir haben uns die wissenschaftliche Erklärung für dieses hartnäckige Beziehungsproblem angesehen!

Vom Künstler zum CEO

Anziehungskraft ist ein mysteriöses Phänomen. Manche Frauen daten das eine Mal mit einem ungepflegten Künstlertyp und ein paar Monate später sitzen sie mit dem CEO eines Tech-Konzerns im superschicken Restaurant. Andere Frauen haben eine ganze Reihe Ex-Partner und One-Night-Stands, die sich alle verdächtig ähneln.

Wenn wir behaupten, dass wir auf einen ganz bestimmten Typ stehen, denken wir vermutlich direkt an sehr spezifische körperliche Merkmale oder positive Charaktereigenschaften. Dunkles Haar und blaue Augen, ein sozialer und aufgeräumter Charakter: wer wollte das nicht? Nehmen wir dann einmal unsere Dating-Geschichte ehrlich unter die Lupe, werden viele Frauen zu dem Schluss kommen, dass sie öfters auch den Funken bei Männern überspringen fühlten, von denen sie wussten, dass sie Bad News waren.

Muster entdecken

Manchmal stecken wir sogar in einem destruktiven Muster fest, in dem wir uns immer wieder mit Männern einlassen, die nicht gut für uns sind und uns sehr unglücklich machen. Mit kiloweise Schokolade und jeder Menge Wein heulen wir uns dann bei unseren seufzenden Freundinnen aus, die dieses Tal der Tränen natürlich schon seit langem vorausgesehen hatten.

Leider wissen wir selbst nicht immer, warum wir uns zu Typen hingezogen fühlen, die ab-so-lut nicht gut für uns sind. Darum sind wir fest entschlossen, nie mehr mit jemandem etwas anzufangen, der irgendwie unserem Ex ähnelt… Bis dann – natürlich – auf einmal der nächste Klon auftaucht und wir uns einige Monate später verzweifelt fragen, warum wir schon wieder in so einer aussichtslosen Beziehungskrise gelandet sind.

Irgendwann müssen wir es doch einmal schaffen, eine gute Wahl zu treffen? Mit einer stabilen und liebevollen Person, mit der wir einfach glücklich werden können, oder nicht?

Die Forschung lehrt uns: Wir wählen oft den gleichen Typ

Das ist aber leichter gesagt als getan. Eine Untersuchung von Yoobin Park und Geoff MacDonald kam zu dem Ergebnis, dass Ex-Partner und neue Partner einander oft ähnlicher sind als die Partner untereinander. Scheinbar fühlen wir uns jedes Mal wieder zu einem ganz bestimmten Typ hingezogen und können dieses Muster nur sehr schwer durchbrechen. Sogar dann nicht, wenn dieses Muster unserem Glück im Wege steht.

Die Forscher untersuchten für ihre Studie neun Jahre lang die Persönlichkeiten der Ex-Partner und aktuellen Partner von 332 Teilnehmern. Die Teilnehmer mussten zuerst ihre eigene Persönlichkeit beurteilen, indem sie 21 Fragen beantworteten. Bei diesen Fragen ging es um die Big-Five-Persönlichkeitstheorie, bei der die Menschen in fünf Persönlichkeitstypen eingeteilt werden:

  • Extrovertiert: Wie sozial, schlagfertig und abenteuerlustig bist du?
  • Einfühlsam: Wie warm, großzügig und empathisch bist du?
  • Sorgfältig: Wie praktisch, organisiert und verantwortungsvoll bist du?
  • Neurotisch: Wie ängstlich, unsicher und emotional bist du?
  • Offen für neue Erfahrungen: Wie kreativ und intellektuell bist du?

Mit Aussagen wie ‘Ich bin bescheiden und zurückhaltend’ und ‘Ich interessiere mich für viele unterschiedliche Dinge’ werden die Teilnehmer letztlich einem bestimmten Persönlichkeitstyp zugeordnet. Auch die Ex-Partner und aktuellen Partner der Teilnehmer mussten die Fragen beantworten.

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Neurotischer Typ hat oft Beziehungsprobleme

Die Ergebnisse waren recht auffällig. Oft wird gesagt, dass sich Gegensätze anziehen würden, das konnte die Untersuchung aber nicht bestätigen. Die Teilnehmer hatten sich vor allem für Partner entschieden, die ähnliche Persönlichkeitsmerkmale wie sie selbst aufwiesen. Noch auffälliger war, dass sich der Ex-Partner und aktuelle Partner des jeweiligen Partners meistens sehr ähnlich beschrieb. Die Übereinstimmungen zwischen dem neuen Partner und dem Ex-Partner waren sogar größer als die zwischen dem neuen Partner und dem Teilnehmer.

Eine andere Frage, die Park und MacDonald untersuchten, lautete, ob manche Menschen leichter zu einem bestimmten Typ neigten als andere. Sie entdeckten, dass Menschen die recht neurotisch und somit eher deprimiert und ängstlich waren, öfter mit Konflikten in ihrer Beziehung kämpften. Sie wählten zudem häufiger Partner, die eigentlich nicht ihr Typ waren oder die ihnen nicht ähnelten. Eine echte Erklärung hierfür hatten die Forscher nicht. Sie nahmen aber an, dass neurotische Menschen aufgrund ihrer komplexen Persönlichkeit nicht ganz so viel Auswahl haben wie andere. Darum ist es für sie nicht ganz so selbstverständlich, einen passenden Partner zu finden.

Bei extrovertierten Persönlichkeiten fiel auf, dass diese Menschen deutlich weniger häufig Partner wählen, die ihrem Ex ähneln. Die Forscher vermuteten, dass die Ursache hierfür darin zu suchen ist, dass entsprechende Personen offener für unterschiedliche Typen sind und über ein größeres und diverseres soziales Netz verfügen.

Warum verlieben wir uns oft in den gleichen Typ?

Was steckt nun aber hinter diesem Muster, das uns immer wieder den gleichen Typ wählen lässt? Die Untersuchung zeigte, dass wir oft den gleichen Typ wählen, das Warum blieb aber unbeantwortet.

Eine mögliche Antwort könnte der Umstand sein, dass es eher darum geht, dass ein bestimmter Typ auf uns steht. Nehmen wir einmal an, du bist ein emotional stabiler Typ. Dann werden sich Menschen, die etwas labiler sind wahrscheinlich zu dir hingezogen fühlen, denn du besitzt eine ruhige no-nonsense Persönlichkeit. Vielleicht bist du auch einfühlsam und verspürst nicht das Bedürfnis, deine Meinung, deinen Willen durchzusetzen. Dann verfügst du zweifellos über eine Persönlichkeit, die dominante Partner anzieht, die am liebsten alles bestimmen möchten.

Das bedeutet aber nicht, dass du auch nach einem solchen Partner suchen würdest. Dieser Typ wird sich aber zu dir hingezogen fühlen. Es bedeutet ebenfalls nicht, dass eine entsprechende Beziehung zum Scheitern verurteilt sein muss. Vielleicht gefällt auch dir dieser Gegenpol und ihr fahrt beide gut damit. Möglicherweise bist du auch aus Schaden klug geworden und weißt inzwischen, wie du mit bestimmten Beziehungsmustern umgehen musst. So weist Park daraufhin, dass man in jeder Beziehung Strategien erlernt, um mit der Persönlichkeit des Partners umzugehen. Wenn die Persönlichkeit des neuen Partners der des Ex-Partners ähnelt, kann es sinnvoll sein, die erlernten Strategien in der neuen Beziehung anzuwenden; für einen frischen, neuen Start.

Abwehrmechanismen

Was aber, wenn so ein immer wiederkehrender Typ dazu führt, dass man jedes Mal wieder mit den gleichen ungesunden Beziehungsmustern kämpft? Wenn man sich z.B. jedes Mal wieder in aufgeblasene Egos mit Bindungsangst verliebt? Oder wenn du jedes Mal kreischend die Flucht ergreifst, wenn deine neue Liebe droht, seine Zahnbürste in deinen Spiegelschrank zu stellen? Um begreifen zu können, warum uns disfunktionale Beziehungen anziehen, müssen wir zuerst verstehen, wie Anziehungskraft funktioniert. Und wo sie tief in uns drin entsteht.

Nach Meinung von Lisa Firestone wählen viele Menschen einen Partner, der zu ihrem Abwehrmechanismus passt. Stille, zurückhaltende Menschen suchen sich oft aggressive und extravagante Partner aus. Und unsichere, anhängliche Typen verlieben sich in Menschen, die distanziert und unzugänglich sind; Menschen, denen sie ständig hinterherlaufen müssen.

Beziehungsprobleme nachahmen

Warum bleiben wir oft in so einer giftigen Dynamik stecken? Die Antwort findet sich laut Firestone oft in unseren allerersten Beziehungen. Als Kind entwickeln wir Abwehrmechanismen, um mit schmerzhaften Erfahrungen umgehen zu können, z.B. mit Zurückweisung oder Kritik. Im Laufe der Jahre gewöhnen wir uns so sehr daran, dass wir diese Abwehrmechanismen als einen Teil von uns selbst sehen. Diese sehr frühen Beziehungsmuster sind also zum Modell für zukünftige Beziehungen geworden.

Wenn man als Kind verwahrlost wurde und das Gefühl hatte, nicht beachtet zu werden, wird man denken, dass man auf zurückhaltende, mysteriöse Männer steht, weil sie so tiefgründig und interessant wirken. Eigentlich steht man aber auf sie, weil sie emotional zurückhaltend sind und sich dir niemals vollständig hingeben werden.

Wir ahmen auf diese Weise also die schmerzhaften Beziehungsprobleme unserer Jugend nach. Wenn wir als Kind ignoriert werden, werden wir uns später zu Menschen hingezogen fühlen, die sich nicht binden wollen. Und wenn wir als Kind für alle in der Familie sorgen mussten, werden wir nach einem labilen Partner suchen, den wir retten müssen. Wir fühlen uns von bekannten und vertrauten Gefühlen angezogen, die durch solche Beziehungen aktiviert werden; selbst dann, wenn diese Gefühle eigentlich unangenehm und negativ sind. Manche Experten vermuten deshalb, dass wir auf diese Weise versuchen, alte Wunden zu heilen.

Sind wir dazu verdammt, uns immer wieder in den gleichen Typ zu verlieben?

Bedeutet all dies, dass wir dazu verdammt sind, immer wieder die gleichen destruktiven Beziehungsmuster endlos zu wiederholen? Nein, sagt die Beziehungsexpertin Francesca Hogi. Wir können unseren Typ auch verändern, wenn wir lernen, das Muster zu erkennen. Das bedeutet, dass wir uns ganz bewusst fragen müssen, von welchen negativen Aspekten wir uns angezogen fühlen.

Denke an die Menschen, mit denen du eine Beziehung hattest und schreibe alle immer wiederkehrenden Muster auf. Wie haben sie dich behandelt? Nach welchen Charaktereigenschaften scheinen sie gesucht zu haben? Wollten sie, dass du in der Beziehung dominant warst? Oder zogen sie sich zurück, sobald du zu nahe kamst? Waren sie beim Flirten sehr direkt oder zuerst eher desinteressiert, wodurch du dich ganz besonders zu ihnen hingezogen fühltest?

Gesündere Entscheidungen

Stelle die Verbindung zu deiner Vergangenheit her. Fühlen sich diese Beziehungsmuster bekannt und vertraut an? Erinnern sie dich an etwas oder jemanden aus deiner Jugend? Wenn wir unsere Beziehungsmuster erkennen, erhalten wir die Gelegenheit, neue Entscheidungen zu treffen. Und um einen Partner zu finden, der unseren Abwehrmechanismen herausfordert; damit wir uns trauen, eine gesunde, sichere und dauerhafte Verbindung einzugehen.

Vielleicht wirst du auch weiterhin eine Schwäche für mysteriöse, aufwühlende Loners haben. Und vielleicht wird dein Herz auch weiterhin einen Sprung bei einem Party-Animal oder einem Maßanzug machen. Das ist an sich auch keineswegs schlimm, solange deine Beziehungsmuster bei alledem eine kleine Evolution durchlaufen; damit du dich selbst endlich in einer gesunden und zukunftsreichen Beziehung wiederfindest.

Schließlich ist nicht jeder schmuddelige Künstler gleich. Genauso wenig wie man den einen CEO mit einem anderen vergleichen kann. Es geht einfach darum, seine negativen Beziehungsmuster zu durchbrechen. Bist du jemand, der panisch die Flucht ergreift, wenn dir ein bis über beide Ohren verliebter Lover zu nahe kommt? Dann versuche ihm einmal zur Abwechslung zu vertrauen. Wer weiß, welche schönen Dinge auf dich warten, wenn du dich traust, deine alten Muster über Bord zu werfen.

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