Beziehungstherapie: Was ist das und kann sie meine Beziehung retten?

Beziehungstherapie Paar Händchenhalten

Wenn deine Beziehung schon seit einiger Zeit nicht mehr richtig gut funktioniert, aber ihr wollt z.B. um eurer Kinder Willen trotzdem eine Lösung finden oder einfach nur herausfinden, ob ihr noch eine gemeinsame Zukunft habt, dann könntet ihr über eine Beziehungstherapie nachdenken. Was kann man aber von so einer Beziehungstherapie erwarten? Wie findet man einen passenden Therapeuten und wird er oder sie wirklich helfen können? Das möchten wir dir in diesem Artikel näher bringen.

Was ist eine Beziehungstherapie?

Beziehungstherapie – auch bekannt unter den Bezeichnungen Familientherapie oder Systemtherapie – ist eine Therapieform, bei der versucht wird, die Beziehung zwischen zwei oder mehreren Menschen zu verbessern. Paare, bei denen einer der beiden Partner z.B. fremdgegangen ist oder sich in jemand anderen verliebt hat, können von einer solchen Therapie profitieren. Oder auch wenn man auf sexuellem Gebiet Probleme hat, kann eine Beziehungstherapie helfen. Hier folgen die häufigsten Gründe, aus denen Menschen eine Beziehungstherapie besuchen:

  • Kommunikationsprobleme
  • Eine Affäre, einmaliges Fremdgehen oder Verliebtsein
  • Viel Streit
  • Keine Verbindung mehr zueinander
  • Andere (oder veränderte) Bedürfnisse

Was kann man von einer Beziehungstherapie erwarten?

Nach Meinung des Psychologen, Beziehungstherapeuten und Matchmakers in Married At First Sight Marcelino Lopez geht es bei der Beziehungstherapie darum, dass die Partner einander besser lernen zu verstehen. Darum gibt es vier wichtige Fragen, die bei einer Beziehungstherapie besprochen werden:

Was erwartet ihr voneinander?
Was willst du von deinem Partner und was will dein Partner von dir?

Könnt und wollt ihr diesen Erwartungen entsprechen?
Oft können Paare die gegenseitigen Erwartungen und Bedürfnisse nicht erfüllen. Das ist auch ganz normal und muss auch nicht unbedingt so sein. Man kann aber die wichtigsten Punkte besprechen und Kompromisse finden.

Aus welchen Gründen kann man die Erwartungen nicht erfüllen?
Ist einem dies psychisch oder physisch nicht möglich? Will man es nicht? Und besteht die Möglichkeit, den betreffenden Hinderungsgrund zu überwinden?

Welche Schritte sind erforderlich, um gemeinsam glücklich zu werden?
Welche Schritte könnt ihr unternehmen, um euch zu ändern oder um eure Beziehung zu verändern?

Hilft Beziehungstherapie?

Ob eine Beziehungstherapie hilft, hängt vom jeweiligen Paar und den Personen ab. Wichtig ist, dass man versteht, dass man in einer Beziehung nur dann glücklich werden kann, wenn man auch mit sich selbst glücklich ist. Wenn du einen Partner hast, ist es nicht eure Aufgabe, euch gegenseitig glücklich zu machen: Die Beziehung sollte man eher als das Sahnehäubchen betrachten.

Eine Beziehungstherapie kann Paaren ganz sicher helfen. Man muss sie aber nicht als letzte Rettung betrachten. Wenn man die Beziehungstherapie mehr als eine Art Beziehungspflege betrachtet, klingt alles schon wieder etwas positiver. Ein Therapeut kann dabei helfen, den Partnern deutlich zu machen, was ihre Stolpersteine in der Beziehung sind. Bei der Therapie geht es darum, offen und ehrlich miteinander zu kommunizieren, auf positive Weise. Der Therapeut kann zudem beim Finden von Lösungen und Anpassungen helfen. Im Schnitt werden hierzu etwas zehn Sitzungen benötigt.

Man muss es selbst tun

Wichtig ist auch, dass einem bewusst wird, dass man es letztlich selbst tun muss. Du (und auch dein Partner) musst dafür offen sein, bestimmte Schritte zu unternehmen. Dabei kann es um das Akzeptieren bestimmter Eigenarten des Partners gehen bis hin zum Ändern von Dingen, die der Partner an dir wirklich als störend und ärgerlich empfindet. Es kann aber auch um einiges schmerzhafter sein: Was, wenn sich einer der Partner in jemand anderen verliebt hat? Dann wird man sich Dinge anhören oder über sie sprechen müssen, um das Problem zu überwinden.

Unterschiedliche Arten der Beziehungstherapie

Heute gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Beziehungstherapien. Es gibt die traditionelle Variante, bei der man zusammen mit einem Therapeuten spricht. Das ist aber schon längere Zeit nicht mehr nur die einzige Möglichkeit. Man kann z.B. auch online eine Therapie mitmachen. Oder wie wäre es mit einem intensiven Beziehungstherapie-Wochenende? Das kann sehr praktisch sein, wenn ihr z.B. einen anstrengenden Beruf mit unregelmäßigen Arbeitszeiten habt. Hier folgen die häufigsten Arten der Beziehungstherapie:

Klassische Beziehungstherapie

Du und dein Partner, ihr geht gemeinsam zu einem Therapeuten, bei dem ihr euer Problem besprecht. Auf Basis eurer Bedürfnisse wird daraufhin ein Plan gemacht. Eine solche Therapie ist maßgeschneidert. Wenn ihr vor allem Bedarf an Gesprächen habt, werdet ihr genau das tun. Sollte es zudem Bedarf für Hausaufgaben geben, werdet ihr auch diese bekommen.

Online-Therapie

Diese Therapie kann man innerhalb der eigenen vertrauten vier Wände mitmachen, z.B. über Skype oder Zoom. Praktisch für Menschen mit stressigen Jobs, die keine Zeit oder Lust haben, um einen Therapeuten zu besuchen. Oder auch, wenn gerade eine weltweite Pandemie das Leben stillstehen lässt.

Familientherapie

Bei dieser Form geht es nicht nur um euch als Paar, sondern auch um den Rest der Familie. Diese Therapieart kann auch dann helfen, wenn es in eurer Beziehung selbst keine Probleme gibt, dafür aber mit einem oder mehreren Kindern der Familie.

IBCT Beziehungstherapie

IBCT steht für Integrative Behavioral Couple Therapy. Diese Therapieform besteht zum größten Teil aus Übungen und Hausaufgaben. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf emotionaler Akzeptanz und Toleranz, weil sich eben nicht jedes Problem lösen lässt. Dreiviertel aller Menschen, die an dieser Therapieform teilnehmen, profitieren auch von ihr.

EFT Beziehungstherapie

Diese Form der Beziehungstherapie eignet sich besonders, wenn ihr euch oft streitet. Die Abkürzung steht für Emotionally Focused Therapy. Man lernt hierbei seine Gefühle und Ängste zu verstehen aber auch die des Partners. Das Ziel hierbei ist, einander wieder zu erreichen und negative Interaktionen zu durchbrechen. Wenn du dich mit deinem Partner nicht mehr verbunden fühlst, wird dies zu Ängsten und Unverständnis führen. Oft wird sich einer von euch oder auch ihr beide verteidigen, wenn der andere eine entsprechende Bemerkung fallen lässt. EFT ist wissenschaftlich bewiesen recht erfolgreich. Und die Gefahr eines Rückfalls ist zudem recht klein.

Wo findet man einen guten Therapeuten?

Im Internet kann man sehr leicht einen Beziehungstherapeuten in der Nähe der eigenen Wohnung oder Arbeitsstelle finden. Auf einigen Websites können die Klienten auch Beurteilungen schreiben. Natürlich muss es auch zwischen euch und dem Therapeuten ein bisschen klicken: Jemanden nur auf Basis (anonymer) Beurteilungen einzuschätzen, ist kaum möglich.

Die Kosten einer Beziehungstherapie

Die Beziehungstherapie wird normalerweise nicht von der Krankenversicherung gedeckt. Sie zählt nicht zur psychologischen Basisversorgung. Sollte es noch weitere zugrundeliegende Probleme geben wie z.B. psychische Störungen und die Beziehungstherapie macht Teil der Gesamttherapie aus, kann ein Teil der Therapie vielleicht doch vergütet werden. Wenn man über eine Zusatzversicherung verfügt, kann diese möglicherweise ebenfalls die Therapiekosten (teilweise) decken. Aber meistens wird man die Beziehungstherapie aus der eigenen Tasche bestreiten müssen. Eine Beratung bei einem Psychologen kostet pro 45 Minuten oder eine Stunde oft um die 115 Euro, für längere Sitzungen von 75 bis 90 Minuten bezahlt man meist um die 150 Euro.

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