Confidence – Von Intimität zu Sexualität
Es ist das erste Mal, dass wir ein Gespräch führen, bei dem ich das Gefühl habe, dass es ein Gespräch zwischen zwei Partnern ist; zwei erwachsenen Menschen, die einander lieb haben. Sie sitzen nebeneinander, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie strahlen Ruhe aus, Selbstvertrauen. Sie haben eine sehr schwierige Zeit hinter sich, sind aber stolz darauf, wie sie damit umgegangen sind und das fühlt sich gut an. Und es sieht auch gut aus. Auch ich bin ein bisschen stolz, eigentlich wundert es mich etwas, dass ich sie bisher noch nie so gesehen habe. Es gibt immer irgendeine Art Unruhe. Unsicherheit. Die ist jetzt aber völlig weg. Wir widmen uns dem Thema Intimität, denn die gab es einmal in ihrem Leben. Intimität im emotionalen Sinn, im Zusammensein, beim Herstellen von Kontakt mit dem anderen und beim sich gegenseitig Unterstützen. Für sie war diese Intimität eine Voraussetzung, um mit Sexualität zu beginnen. Über das Thema Intimität gelangen wir also zur Sexualität. Wie sieht es damit aus? Und dann geschieht es: Ich sehe, wie sie sich verändert, von einem ruhigen, selbstsicheren und gleichwertigen erwachsenen Partner, in ein unsicheres, unbeholfenes kleines Mädchen. Ihre ganze Haltung ändert sich. Sie schlägt einen anderen Ton an und auf ihrer Nase erscheinen kleine Fältchen. Als ich sie frage, ob sie sich ab und zu als selbstsichere, sexuelle Frau fühlt, wird ihre Stimme noch höher, erscheinen noch mehr Fältchen auf der Nase und die Schultern bewegen sich noch etwas weiter nach oben.
Sie kann mit dem Gefühl nichts anfangen, fühlt sich unbeholfen. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Sie weiß einfach nicht, wie sie sich so fühlen soll.
Als ich sie damit konfrontiere, mit ihrer veränderten Haltung, die so im Kontrast steht zum Beginn des Gesprächs, sagt er, dass das nun einmal ihre Art ist und was sie dann immer macht. Ihm fällt es schwer, ihr in so einem Augenblick näher zu kommen, denn ihre Unsicherheit löst dann auch seine aus. Dann weiß auch er nicht mehr, was er tun soll. Und dann nennt er einen Moment, an dem er sie unglaublich schön findet. Unheimlich weiblich und sexuell; wenn sie einfach nur da ist und eine Berührung erlebt, ohne selbst etwas zu tun. Ihre Schultern entspannen sich, ihre Stimme erholt sich ebenfalls und die ganze Haltung wird wieder sanfter. Sie verändert sich wieder in die erwachsene Frau, die mit ihrem Mann gerne Sex haben will. Sie muss nur lernen, dass sie als erwachsene Frau ausreichend ist, genug Sexualität besitzt, um Sex erfahren zu können und zu dürfen. Und ohne dabei zu hohe Erwartungen zu haben. Denn wenn das geschieht, wird sich wieder das unruhige und unbeholfene Mädchen zeigen, mit dem ihr Mann keinen Sex haben kann.
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