Kolumne: Keine Displays im Schlafzimmer?

Displays im Schlafzimmer oder nicht

Amanda machte das richtig verrückt: Es lag jetzt schon 3 Wochen zurück, dass Ben sie zuletzt intim berührt hatte. Auch wenn sie die Initiative im Schlafzimmer ergriff, reagierte er nicht darauf. Er hatte nur Augen für den Fernseher und sein Handy. Das Erste und das Letzte, was er jeden Tag sah, war sein Handy. Amanda fühlte sich hierdurch ignoriert. Es verunsicherte sie, denn wenn Ben sogar sein Handy spannender fand als sie, musste er wohl das Interesse an ihr verloren haben. Um weitere Zurückweisungen zu vermeiden, griff dann eben auch Amanda zum Handy; auf der Suche nach schneller Aufmerksamkeit und kurzfristiger Belohnung. So vergrößerte sich die Distanz zwischen ihr und Ben immer mehr.

Es ist einfach sehr angenehm: Im Bett noch schnell – ganz gedankenlos – ein bisschen Fernsehen schauen oder im Internet surfen. Die Zeit, die man damit vergeudet, ist dabei aber die eigentliche Falle, denn die hätte man auch gemeinsam ganz bewusst verbringen können. Kostbare Zeit, die bei vielen Paaren bereits so selten geworden ist.

Amanda und Ben sind nur ein Paar von vielen, bei denen genau dies zu Problemen in der Beziehung führte. Nur weil ein Handy ins Bett mitgenommen wird oder eben ein Fernseher an der Wand hängt. Dabei scheint es um ganz harmlose Dinge zu gehen, ihr Einfluss kann aber erheblich sein. Sie sind eine ganz simple Ursache für große Spannung in vielen Beziehungen. Man empfindet einen Mangel an Aufmerksamkeit, weiß oft aber nicht einmal, an was dies liegt. Aufmerksamkeit anderer Personen ist immer angenehm, die des eigenen Partners ist aber wesentlich wichtiger. Das Anschauen deiner Lieblingsserie schenkt dir ebenfalls ein befriedigendes Gefühl und ist doch eine ganz unschuldige Art und Weise, den Tag abzuschließen? Gleichzeitig stellt sie aber eine große Gefahr dar, den Kontakt zum eigenen Partner zu verlieren.

Amanda fühlte sich abgewiesen. Für sie fühlte es sich so an, als ob Ben das Interesse an ihr verloren hätte. Ben war sich dagegen keiner Schuld bewusst. Aus reiner Gewohnheit nahm er sein Handy immer mit ins Bett. Die flüchtigen Informationen, mit denen er sich auf diese Weise abends berieseln ließ, hatten nichts mit Desinteresse für seine Frau zu tun. So hatte er das Ganze jedenfalls noch niemals betrachtet. Und genau hier lauert auch die Gefahr eines Displays im Schlafzimmer. Die Aufmerksamkeit geht ganz unbewusst verloren, durch Sorglosigkeit.

Amanda und Ben verabredeten deswegen, Social Media oder Nachrichten-Apps aus dem Schlafzimmer zu verbannen. Stattdessen wollten sie lieber einander mehr Aufmerksamkeit schenken, die ihnen ansonsten entgehen würde. Ab jetzt würden Amanda und Ben den Tag gemeinsam beginnen und auch wieder beenden.

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