Dein Partner braucht seine Freiheit. Wie gehst du damit um?

‘Ich brauche meine Freiheit.’ Vier simple Worte, die aber das Nervenkostüm vieler Frauen weltweit erheblich strapazieren können. Diese Worte sind verwirrend, lassen uns in Panik geraten und wir fühlen uns knallhart abgewiesen. Manchmal zu Recht, manchmal aber auch zu Unrecht. Männer sind komplexe Geschöpfe, die manchmal etwas Freiraum benötigen, um entdecken zu können, was sie wirklich fühlen. Wie soll man aber damit umgehen, wenn er eine solche Bombe platzen lässt?

Was bedeutet es, wenn er sagt, dass er seine Freiheit braucht?

Das hängt ein bisschen von der Situation ab. Wenn ihr erst kurz zusammen seid, könnte es bedeuten, dass er noch nicht für eine Beziehung bereit ist. Oder dass ihm eure Beziehung ein bisschen zu schnell geht. Manchen Männern fällt es einfach schwer, sich anderen zu öffnen. Sie fühlen sich unwohl, wenn eine Beziehung zu ernsthaft wird und gehen auf Distanz, wenn die Gefühle zu stark werden.

Das schlimmste Schreckensszenario wäre, wenn er eure Beziehung nicht mehr will, jedoch keine Ahnung hat, wie er dir das mitteilen soll. So weit sind wir aber noch nicht. Also nichts überstürzen.

Anziehung und Zurückweisung

Jede Beziehung ist ein Wechselspiel zwischen Anziehung und Zurückweisung, Abstand und Zweisamkeit. Innerhalb einer gesunden Beziehung lernt man meist recht schnell, ein entsprechendes Gleichgewicht zu entwickeln, sodass Gefühle wie Abweisung vermieden werden. Es gibt aber natürlich auch Männer, die nach mehr Freiheit verlangen, weil sie ihre Beziehung nicht mehr wollen, sich aber davor fürchten, diese hart zu beenden. Ist das aber nicht der Fall und dein Partner möchte mit dir durchaus weiterhin zusammen sein, solltest du einen kleinen Freudentanz veranstalten.

Denn dann ist es dir gelungen, dir einen Typen zu angeln, der seinen Grenzen treu bleibt und sich auch traut, sie dir mitzuteilen. Zwei Erfolgsfaktoren einer guten Beziehung. Manche Menschen brauchen einfach etwas mehr Freiheit als andere. Eher introvertierte Menschen z.B. verbringen gerne ab und zu etwas Zeit ganz alleine. Sie brauchen öfters ein bisschen Abstand, weil sie schnell zu vielen Eindrücken ausgesetzt sind. Darum sollte man solche Bedürfnisse nach Me-Time auch nicht persönlich nehmen.

Freiraum ist gesund

Vielleicht ist dein Idealbild einer Beziehung, dass man immer so nah wie möglich zusammen ist. Für andere Menschen kann dies aber sehr beengend sein. Ein starkes Band mit dem Partner ist etwas Schönes, allerdings ist es genauso wichtig, Freiraum für andere Dinge im Leben zu haben. Eure Beziehung wächst auch durch die Erfahrungen, die ihr ohne den anderen macht. Wenn die ersten Wochen der frischen Liebe hinter euch liegen, ist es nur gesund, auch der Welt um euch herum wieder Zugang zu eurer Zweisamkeit zu gestatten.

Bei allen kommt irgendwann wieder der Moment, an dem man seine Blase aus endlos im Bett bleiben, sich unaufhörlich betrachten und stundenlanger Telefonate verlässt. Das braucht man auch, damit man sich wieder als Individuum fühlen kann und sich nicht selbst verliert. Sich selbst entdecken und entwickeln macht man eben nicht immer gemeinsam, das geschieht meistens allein. Darum ist ein wenig Freiheit nur gesund.

Gefühle ergründen

Was soll man aber machen, wenn der Freund einem mitteilt, dass er mehr Freiheit und Abstand will, weil er an eurer Beziehung zweifelt? Das ist dann natürlich ein weniger erfreuliches Szenario. Vermutlich hat er dann einen kleinen Kurzschluss im Kopf. Einerseits ist er sich nicht sicher, ob er bei dir bleiben möchte, andererseits fühlt er für dich auch weiterhin genug, um nicht sofort mir dir Schluss zu machen.

Leider sind Männer nicht besonders gut im Deuten widersprüchlicher Gefühle, darum brauchen sie etwas Zeit, um alles zu ordnen und ihre tiefsten Gefühle und Gedanken zu ergründen. Und leider macht dein Mann das auch am liebsten, wenn du nicht dabei bist. Er zieht sich also lieber zurück und grübelt ganz allein über alles nach.

In diesem Fall solltest du ihn besser nicht mit App-Nachrichten, Telefonaten oder dramatischen Schmachtbriefen auf teurem Briefpapier überspülen. Damit wirst du ihn nur noch weiter wegtreiben. Gönne ihm Zeit zu entdecken, was er will und fühlt.

Wie geht es dir dabei, wenn er nach mehr Freiheit fragt?

Jede Frau wird hierauf ganz persönlich reagieren. Wenn der Mann mehr Freiheit einfordert, können die Reaktionen ganz unterschiedlich ausfallen.

Wein und Schokolade

Es gibt Frauen, die sich auf den armen Kerl stürzen und sich mit aller Macht an ihn klammern. Andere fragen sich vielleicht, warum sie ständig Typen mit Bindungsangst erwischen und beenden die Beziehung noch bevor er es tun kann. Wieder andere ziehen sich bewaffnet mit Schokolade und Wein zurück und umgeben sich mit ihren besten Freundinnen, die sich in den kommenden Wochen ihr endloses Selbstmitleid anhören dürfen.

Der gemeinsame Nenner ist also, dass wir wütend, verwirrt, verletzt und traurig sind. Anschließend verschwenden wir unsere Zeit damit, alles, was er in den Wochen vor seiner unheilvollen Mitteilung gesagt und getan hat gründlichst zu analysieren. Wir verwandeln uns in eine Art Sherlock Holmes, verbringen ganze Tage auf seinen Social Media Profilen und drücken uns ständig in der Nähe seiner Wohnung herum.

Cool und sophisticated

Es gibt aber bessere Möglichkeiten, um sein Rückzugsmanöver zu verarbeiten. Also nicht wie Bridget Jones im Quadrat, sondern eher cool und sophisticated. Eben eher realitätsnah. Natürlich ist es für jeden emotional schwer zu verdauen, wenn der eigene Lover auf einmal die Notbremse zieht. Man fühlt aufkommende Panik, hat Angst und empfindet Zurückweisung. Man will heulen, schreien und mitten in der Nacht zu ihm fahren und vor seiner Haustür schreien: “Warum denn?!”

Solche Gefühle sind vollkommen normal, wenn ein geliebter Mensch auf einmal auf Distanz geht. Gleichzeitig sollte man aber auch seine Bedürfnisse respektieren und ihm die Freiheit gönnen. Wichtig ist auch, dass man selbst einmal den Pausenknopf drückt, die eigenen Gefühle unter die Lupe nimmt und diese ganze Achterbahn der Gefühle versucht möglichst rational zu betrachten. Schwierig? Zweifellos! Trotzdem ist das der beste Weg, sowohl für ihn als auch für dich. Du solltest also nicht zur Klette werden, solltest ihn aber auch nicht abservieren, nur um ihm zuvorzukommen und auch keine Zeit mit der Frage verschwenden, was du vielleicht falsch gemacht haben könntest. Versuche dich zu entspannen, es loszulassen und warte ab, ob er von selbst zu dir zurückkehrt.

Das muss natürlich innerhalb eines vertretbaren Zeitraums geschehen, denn du bist zwar wohlwollend aber auch nicht blöd.

Was solltest du tun, wenn er seine Freiheit will?

Bleibe positiv, positiv, positiv. Auch wenn es sich so anfühlt, als würde dir das Herz herausgerissen, versuche trotzdem alles hoffnungsvoll zu betrachten. Im schlimmsten Fall beendet er die Beziehung, aber auch das schafft wieder Raum für Neues. Auch wenn es vielleicht etwas dauert, aber this too shall pass. Wirklich.

Hier eine kleine Schritt für Schritt Anleitung für alle, die von der Frage ihres Liebsten nach mehr Freiheit auf dem falschen Fuß erwischt werden:

1. Ruhig bleiben: Reagiere nicht sofort defensiv oder panisch. Vielleicht zweifelt er ja gar nicht an eurer Beziehung, sondern ist einfach nur gestresst oder möchte etwas mehr Zeit für seine Freunde oder sein Hobby haben. Höre gut zu, welche Gründe er angibt und versuche seine Gefühle zu verstehen. Falle ihm nicht sofort ins Wort, sondern warte bis er ausgeredet hat. Und überschütte ihn anschließend nicht sofort mit Anschuldigungen, sondern sage ihm ganz ruhig, was sein Anliegen bei dir auslöst. Oder mit anderen Worten: Skip the drama.
2. Bitte ihn um Klarheit: Bleibt dein Freund sehr vage und gibt wenig über seine Beweggründe preis? Dann darfst du ihn durchaus um mehr Klarheit bitten. Bitte ihn ganz ehrlich und konkret zu sein, was seine Bedürfnisse betrifft, damit du weißt, woran du bist und ihr gemeinsam ein Gleichgewicht in eurer Beziehung finden könnt. Vielleicht möchte er wieder zum Fußball gehen können oder einmal pro Woche einfach nur mit seinen Freunden chillen, oder geht es ihm auf die Nerven, dass ihr so viel miteinander appt oder telefoniert. Es ist wichtig, dass du verstehst, was dein Partner genau unter ‘mehr Freiheit’ versteht. Es bedeutet nicht sofort, dass er es aus machen will. Vielleicht will er einfach nur etwas mehr Zeit für sich, seine Freunde oder sein Hobby haben. Und das ist an sich nur gesund.
3. Nicht appen: Dank moderner Technik stehen wir heute quasi pausenlos miteinander in Kontakt. Den ganzen Tag miteinander zu appen wird aber nicht dazu führen, dass man sich mehr verbunden fühlt. Es kann sogar dazu führen, dass sich der andere beengt und unfrei fühlt. Darum kann man seinem Partner recht einfach deutlich mehr Freiheit schenken, indem man seine App-Gewohnheiten drastisch einschränkt. Bist du auch so ein fanatischer Apper? Dann solltest du dich einmal fragen, warum du jedes Mal wieder das Bedürfnis verspürst, jede noch so unbedeutende Kleinigkeit sofort mit deinem Partner zu teilen. Fürchtest du, dass er sonst nicht an dich denken könnte? Möchtest du, dass er sich ständig mit dir beschäftigt, auch wenn er gerade bei anderen Leuten ist?
4. Freunde und Familie: Viele Frauen blocken ihre Umgebung, wenn sie frisch verliebt sind. Sie lassen alles stehen und liegen, wenn ihr frischgebackener Freund anruft und die feuchtfröhlichen Abende mit den Freundinnen werden schnell zum blast from the past. Wenn dein Freund dann um etwas mehr Freiheit bittet oder eine kurze ‘Atempause’ vorschlägt, ist dies die perfekte Gelegenheit, die eigenen vernachlässigten Freundschaften wiederzubeleben. Umgebe dich wieder mit Leuten, die dir Energie schenken, weil du mit ihnen ganz andere Dinge machst und sie andere Seiten deiner selbst wecken als dein Freund. Freunde und die Familie verschaffen dir zudem oft einen anderen Blick auf die Dinge, wodurch man sich selbst besser kennen lernt und auch bessere Entscheidungen treffen wird; auch wenn es dabei um die eigene Beziehung geht. Sie bilden ein fantastisches Netzwerk, das man nicht leichtfertig vernachlässigen sollte!
5. Achte auf dich: Nutze die Zeit, um gut zu dir selbst zu sein. Investiere Energie in dich selbst, anstelle dich verzweifelt zu fragen, was dein Freund wohl gerade macht. Vergesse deinen Freund lieber für eine Weile. Plane ein fröhliches gemeinsames Kochen mit Freunden, gehe tanzen, joggen oder schwimmen oder versuche einmal Yoga und Mindfulness, um zur Ruhe zu kommen. Nutze diese Periode als Chance, um als Person zu wachsen und vielleicht vergessene Hobbys wiederzubeleben. Oder springe über deinen Schatten und wage dich an neue Dinge, die du noch nie gemacht hast. Dann wirst du feststellen, dass du dich mit der Zeit stärker und selbstsicherer fühlen wirst. Und das ist nicht nur für deine momentane Beziehung gut, sondern auch für dein ganzes kommendes Liebesleben, falls deine Partner tatsächlich beschließen sollte, dich zu verlassen.

Ebenfalls sehr zu empfehlen: Sieh dir diesen Artikel über die Beziehung zwischen Mindfulness und Masturbieren an!

Final thoughts 

Jede Beziehung ist letztlich ein Drahtseilakt, bei dem man versucht, sich jemandem hinzugeben, sich selbst dabei aber nicht verlieren sollte. Viele Frauen werden nervös, wenn der Partner anfängt über ‘mehr Freiheit’ zu reden. Eine gesunde Dosis Freiheit ist aber eigentlich nur positiv und eine wichtiger Indikator einer blühenden Beziehung.

Vermutest du, dass seine ‘Atempause’ bedeutet, dass eure Beziehung in den letzten Zügen liegt? Dann versuche aus deiner eigenen Perspektive über eure Beziehung nachzudenken. Wie fühlst du dich, wenn du alleine bist? Vermisst du ihn (wirklich IHN) oder nur die Vorstellung (irgend)einer Beziehung? Fühlst du dich unabhängig genug, um auch ohne ihn weiterzumachen? Widme dir selbst Zeit und auch den Menschen, die dich umgeben und den Dingen, die du gerne machst. Das wird dir helfen, dich daran zu erinnern, dass du – auch innerhalb einer Beziehung – noch immer ein eigenes Leben hast.

Kommt ihr wieder zusammen? Gut! Dann ist der Drahtseilakt von selbst wieder in Balance gekommen. Und wenn er eure Beziehung definitiv beendet? Auch gut. Denn dann weißt du genau, wer du bist, was du willst und wie du deine Zukunft gestalten wirst. Alleine oder mit jemandem zusammen.