Kein Sex mehr nach dem ersten Baby. Märchen oder Tatsache?
Viele Frauen – und auch ihre Partner – machen sich Sorgen: Kein Sex mehr nach dem ersten Baby – was dann? Eine berechtigte Frage. Schließlich macht man zum ersten Mal eine Geburt mit, ist zum ersten Mal Eltern und diese ganzen Veränderungen im Leben können einen verunsichern. Dein Körper muss sich erholen, ihr habt gebrochene Nächte und es kommt noch so einiges mehr auf einen zu. Darum fragen wir uns also: Gibt es nach dem ersten Baby keinen Sex mehr? Ist das ein Märchen oder eine Tatsache?
Dein Körper ist stark
In deinem Körper hat etwas ganz besonderes stattgefunden: Er hat in neun Monaten ein wunderbares Kind produziert. Du konntest fühlen, wie es sich in dir bewegt, während sich dein Körper auf die Geburt vorbereitet hat. Dann hast du die Geburt überstanden und fütterst dein Kind alle paar Stunden. Wenn man das so liest, wird einem wieder bewusst, wie außerordentlich das alles doch ist. Eine Schwangerschaft und Geburt sind schwere Belastungen für den Körper. Darum ist es auch ganz normal, dass man sich davon körperlich und auch mental erholen muss.
Da bist du übrigens nicht die Einzige. Eine Untersuchung von Barret aus dem Jahr 2000 kam zu dem Ergebnis, dass 83% aller frischgebackenen Eltern sexuelle Probleme in den ersten drei Monaten nach der Geburt haben. Nach sechs Monaten waren es noch 64% und nach einem Jahr hatten immer noch 11% der befragten Paare keinen Geschlechtsverkehr.
Sex nach der Geburt: Lieber nicht in den ersten sechs Wochen
Gynäkologen empfehlen, in den ersten sechs Wochen nach der Geburt des Babys lieber keinen Sex zu haben. Dein Körper erholt sich dann gerade: Deine Vagina und Gebärmutter mussten recht viel ertragen. Nach sechs Wochen ist die Wunde der Plazenta abgeheilt, womit die Gefahr einer Infektion abnimmt. Vielleicht bist du auch eingerissen oder es wurde ein Einschnitt vorgenommen, der anschließend genäht wurde. Dann ist es gut möglich, dass dein Körper mehr Zeit benötigt, um sich zu regenerieren. Oder falls du dein Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht hast, benötigt dein Körper entsprechend mehr Zeit zum heilen. Schließlich ist dies eine der schwersten Bauchoperationen.
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Willkommen Baby (und gebrochene Nächte)
Euer Leben ändert sich nach der Geburt des ersten Kindes vollkommen. Eine der größten Veränderungen sind die gebrochenen Nächte. Früher konntest du die ganze Nacht herrlich durchschlafen, aber jetzt musst du dein Kind alle Paar Stunden füttern. Dies wirkt sich enorm auf die Nachtruhe aus. Neugeborene Babys trinken mehrmals pro Nacht. Wenn ihr mit dem Fläschchen füttert, kann der Papa auch mithelfen, wenn du dein Kind aber stillst, bist du diejenige, die alle paar Stunden füttern muss. Durch die Ermüdung, die dies mit sich bringt, wirst du sehr wahrscheinlich früher ins Bett gehen und willst einfach nur noch schlafen. Dann wundert es auch nicht, dass du nicht wirklich Lust auf Sex haben wirst.
Kein Sex mehr nach dem ersten Baby – Dein Körper muss die Schwangerschaft verarbeiten
Nach der Geburt muss dein Körper die Schwangerschaft zuerst einmal verarbeiten. Das dauert etwa neun Monate! In dieser Zeit wird sich deine Gebärmutter wieder zusammenziehen und die Hormone, die die Milchproduktion stimulieren, werden aktiv. Dein Hormonspiegel wird vorübergehend niedriger als vor der Schwangerschaft sein. Durch diesen Unterschied im Hormonhaushalt kannst du z.B. an Müdigkeit, Kopfschmerzen und Niedergeschlagenheit leiden. Wenn diese Gefühle nicht abklingen, kann dies sogar zu einer postnatalen Depression führen. Zudem betrifft dies nicht nur neue Mütter. Auch frischgebackene Väter können an einer postnatalen Depression leiden. Durch diese hormonellen Schwankungen kann es sein, dass du nach deinem ersten Baby vorübergehend keine Lust mehr auf Sex hast.
Dein Körper hat sich verändert
Außer den ganzen inneren Veränderungen, hat sich dein Körper auch äußerlich verändert. Viele Frauen verunsichern diese Veränderungen. Die Haut deines Bauches ist nicht mehr so straff und bekommt nach der Geburt nicht sofort wieder ihre alte Form zurück. Zudem hast du wahrscheinlich Schwangerschaftsstreifen bekommen. Und dann auch noch deine Brüste: Die sind extrem voll und sensibel, egal, ob du stillst oder nicht. Darüber hinaus können sie anfangen zu lecken, wenn du erregt bist.
Kein Sex mehr nach dem ersten Baby?
Wenn man all dies hier liest, könnte man befürchten, nie wieder Sex zu haben. Zum Glück ist dies aber im allgemeinen nicht so. Bei den meisten Frauen kehrt die Libido ganz von selbst wieder zurück. Bei manchen schon nach nur wenigen Wochen nach der Geburt, bei anderen erst nach einem Jahr. Wie könnt ihr hiermit auf die richtige Weise gemeinsam umgehen?
Seid dem anderen gegenüber verständnisvoll
Die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass der Mann wieder früher das Bedürfnis nach Sex verspüren wird. “Das Schlimmste, was ein Mann tun kann, ist, seiner Frau Schuldgefühle zu vermitteln, weil sie noch nicht bereit ist für Sex”, sagt Sex with Emily Host Emily Hope Morse. “Frauen benötigen Unterstützung und wollen sich sexy fühlen. Wenn der Mann dem keine Aufmerksamkeit schenkt, wird es für beide Partner schwer werden.” Die Frau sollte sich nicht zum Sex gedrängt fühlen, denn dann wird er auch kein angenehmes Erlebnis werden. Man sollte begreifen, dass dies für beide spannend ist: Wie wird es sich anfühlen? Hast du Schmerzen? Könnt ihr noch so wie ‘früher’ genießen? Indem ihr miteinander über eure Ängste und Sehnsüchte sprecht, schafft ihr Verständnis und Vertrauen zueinander.
Alternativen zur Penetration
Möchtest du lieber noch keinen Sex, dein Mann aber schon? Außer der Penetration gibt es noch viele andere Möglichkeiten, um miteinander intim zu sein! Ihr könntet z.B. ausprobieren, ob euch das gemeinsame Masturbieren gefällt. Falls du selbst keinerlei Bedürfnis nach Berührung verspürst, könntest du ihn auch befriedigen, mit der Hand oder oral. Aber auch andere Berührungen wie eine Massage oder einfach nur kuscheln, können dabei helfen, zumindest euren Hauthunger zu stillen. Vielleicht hilft eine Massage sogar dabei, dass du mehr in Stimmung kommst, als du zu Beginn dachtest. Auch Sextoys können eine Möglichkeit darstellen.
Brüste: Vom sexuellen Körperteil zur Nahrungsquelle
Auch die Brüste von Frauen, die gerade ein Kind bekommen haben, sind eine sensible Angelegenheit; in jeglicher Hinsicht. “Vielen Frauen, die stillen, fällt es schwer, ihre Brüste – mit denen sie ihr Kind füttern – später als etwas Sexuelles zu sehen”, sagt Michelle Collins von der Vanderbilt University School of Nursing. “Das Stillen verursacht viele Unsicherheiten, Probleme mit der Kontrolle und dient als Entschuldigung, um mit dem Partner nicht intim werden zu müssen”, sagt Anne Semans, Ko-Autorin des Buches Sexy Mamas. Zudem sorgen die ganzen Hormone dafür, dass die Vagina weniger feucht wird. Dies wird durch die Abnahme des Hormons Östrogen verursacht. Dadurch kann der Sex schmerzhaft werden, selbst dann, wenn man schon wieder ganz geheilt ist. Zum Glück gibt es für dieses Problem aber eine einfache Lösung: Verwende Gleitmittel.
Dein Sexleben ist deswegen aber nicht zu Ende. Sprich mit deinem Partner, wie du dich bezüglich deiner Brüste fühlst: Berühren oder lieber erst einmal nicht? Schmerzen sie wegen des Stillens? Oder verunsichert dich die Vorstellung, dass sie lecken könnten? Dann wäre es sicher besser, wenn sie dein Partner vorläufig links liegen lässt.
Vertraue deinem Körper
Dein Körper hat eine ganz besondere Leistung vollbracht. Darum solltest du ihm auch dabei vertrauen, dass deine Libido wieder ganz von selbst zurückkehrt. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass du nach einigen Wochen oder Monaten wieder Lust auf Sex haben wirst. Oder dass er dir zumindest wieder wichtig genug sein wird, dich dafür entsprechend in Stimmung zu bringen.
Suche dir Hilfe
Sollte der Sex nach der Geburt weiterhin schmerzhaft bleiben oder bekommst du einfach keine Lust mehr auf Sex? Dann könntest du darüber nachdenken, dir Hilfe zu suchen. Bei Schmerzen kannst du dich an deinen Hausarzt oder Gynäkologen wenden. Erscheint es dir sinnvoller mit jemanden zu sprechen, der auf Sexualität spezialisiert ist, weil du absolut kein Bedürfnis nach Sex verspürst und deshalb Hilfe möchtest? Dann könntest du einen Sexologen oder Beziehungstherapeuten aufsuchen. Schäme dich nicht für deine Gefühle, sondern sei stolz darauf, dass du bereit bist an dir zu arbeiten.
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