Offenheit über Sex: Die größten Sexmythen entkräftet

Sexmythen

Es wird viel zu wenig offen über Sex gesprochen. Und das führt unter anderem auch zu großer Unwissenheit bezüglich Sex, obwohl wir denken, eigentlich recht viel über ihn zu wissen. Viele ‘Wahrheiten’ über Sex und Beziehungen sind einfach nur Mythen wie z.B., dass Männer immer Lust auf Sex hätten und dass ein Kondom den Sex verderben würde. Über diese und viele andere Sexmythen soll es in diesem Artikel gehen.

Die Klitoris ist klein

Vielleicht hast du als Schüler im Sexualunterricht gehört, dass die Klitoris ein ganz kleiner Knubbel zwischen den Schamlippen ist. Das ist nicht wahr. Die Klitoris ist sogar ein recht großes Organ, das nur eben zum größten Teil im Körper verborgen ist. Der kleine Knubbel zwischen deinen Schamlippen ist das äußere Ende, das mit der Eichel des männlichen Penis vergleichbar ist. Hier laufen alle Nervenenden zusammen. In deinem Körper teilt sich die Klitoris in zwei Hälften auf: Die Hälften füllen sich mit Blut und schützen auf diese Weise die Vagina während der Penetration. Und was ist mit dem G-Punkt? Er ist das andere Ende deiner Klitoris.

”Die Klitoris ist ein großes Organ, dessen größter Teil im Körper verborgen ist.”

Lange Zeit wusste man nur sehr wenig über die Klitoris, weil sich die medizinische Wissenschaft überhaupt nicht für die Erregung und den Orgasmus bei Frauen interessierte. Darum wird es höchste Zeit, diese alten Sexmythen zu entkräften.

Männer haben immer Lust auf Sex

Die meisten Geschichten über eine schwache Libido drehen sich um Frauen, schließlich haben Männer doch immer Lust auf Sex. Das wird zumindest gerne behauptet. Aber das ist eine Fehlannahme. Die Vorstellung, dass vor allem Männer einen ständigen biologischen Sextrieb verspüren würden, ist völlig falsch. Die Tatsache, dass 95 Prozent der Männer beim Sex den Höhepunkt erreichen, ist nach Meinung der Forscher die Ursache dafür, dass Männer im Schnitt mehr Lust auf Sex haben als Frauen. Denn nur knapp 65 Prozent der Frauen kommt beim Sex zum Orgasmus. Allerdings kommt es auch häufig vor – vor allem in langjährigen Beziehungen -, dass die Männer zu müde sind oder zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt und deswegen keine Lust auf Sex verspüren.

Vaginas werden größer, je mehr Sex man hat

Die Behauptung, dass die Anzahl an Sexpartnern oder die Häufigkeit, mit der man Sex hat, Einfluss auf die Größe der Vagina hätte, ist falsch. Die Größe ist in erster Linie genetisch bestimmt. Zudem können Anspannung und Stress zu einer verengten Vagina führen, wobei sich die Vaginawände auf natürliche Weise zusammenziehen. Schwangerschaften können allerdings durchaus die Vagina beeinflussen.

Die Jugend hat immer früher Sex

Mit all den sexy Fotos und Videos von Teenagern in den Social Media wie z.B. TikTok, dem Aufkommen von Dating-Apps wie etwa Tinder und der einfache Zugang zu Porno, kann einen leicht auf den Gedanken bringen, dass die Jugend von heute früher sexuell aktiv wird als wir es waren. Aber auch das stimmt nicht. Im Gegenteil sogar: Eine große Untersuchung des Informationszentrums für Sexualität Rutgers in den Niederlanden kam zu dem Ergebnis, dass die Hälfte der Jugendlichen erst nach ihrem 18. Geburtstag das erste Mal Sex hat. 2012 war dieses Alter noch 17 Jahre. Die Wissenschaftler denken, dass dies mit der Einführung des Alkoholverbotes für Jugendliche zu tun hat, das von 16 auf 18 Jahre erhöht wurde. Sexting wird von der Jugend allerdings häufiger als noch 2012 praktiziert. Dies ist durch das Aufkommen der Smartphones zu erklären.

Lies auch: Sexting: Was ist das und wie macht man es auf sichere Weise?

Kondome verderben des Spaß am Sex

Man hört es immer wieder: Mit einem Kondom fühlt man beinahe nichts mehr. Wir wollen hier nicht die Tatsache leugnen, dass Sex mit Kondom nicht weniger intensiv wäre, trotzdem kann der Sex auch dann von hoher Qualität sein. Die richtige Größe ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg. Viele Männer tragen einfach Standardkondome, die wahrscheinlich nicht wirklich zur Größe ihres Penis passen. Um zu ermitteln, welche Kondomgröße du brauchst, bietet dir dieser Artikel Hilfestellung.

Die Jungfernhaut reißt bei der Entjungferung

Das Jungfernhäutchen wird gerne als eine Art Membran dargestellt, die bei der Entjungferung durchstoßen wird. Diese Vorstellung ist aber falsch. Die Jungfernhaut ist ein Randgewebe rund um die Vagina. Es kann glatt oder auch weniger glatt sein. Dadurch kann man beim ersten Mal, wenn man ein Kondom verwendet oder penetriert wird, auch etwas Blut verlieren. Bei vielen Mädchen und Frauen geschieht dies aber auch nicht. Dies kann das betreffende Mädchen oder die Frau in manchen Kulturkreisen in Probleme bringen, in denen dieses erste Blut als ultimativer Nachweis für Jungfräulichkeit gilt.

Wir haben im Schnitt zwei Mal pro Woche Sex

Schaffst du die zwei Mal Sex pro Woche nicht und fühlst dich deswegen deinem Partner gegenüber schuldig? Dafür gibt es keinen Grund! Obwohl uns immer wieder weisgemacht wird, dass wir im Schnitt zwei Mal pro Woche Sex haben (sollten), entspricht dies in keinster Weise der Realität. Die letzte größere Untersuchung von Rutgers, aus dem Jahr 2017, hat ergeben, dass wir im Schnitt etwa drei Mal pro Monat Sex haben; also ein deutlicher Unterschied zu den zwei Mal pro Woche. Zudem wird gerne behauptet, dass der Sex etwa 20 Minuten dauern würde. Auch dies scheint aber etwas übertrieben zu sein. Dies wurde von der Universität Utrecht untersucht, wobei 500 Teilnehmer ihren Sex mit Stoppuhr maßen. Im Schnitt kamen sie auf 5,4 Minuten.

Sex ist das, was man in Pornos sieht

Die jüngere Generation hat leichteren Zugang zu Pornos als dies für die ältere Generation möglich war. Internet und Smartphones erleichtern den Zugang erheblich. Darum machen sich einige Forscher auch Sorgen über den Einfluss von Porno auf die Jugend. Eine Untersuchung der Middlesex University in London ergab, dass 39% der befragten 13- und 14-jährigen Jugendlichen das nachmachen will, was sie in Pornos sehen. Dazu meint die Sextherapeutin Janet Brito: “Sex im echten Leben ist nicht perfekt und auch nicht nur auf den Orgasmus des Mannes ausgerichtet. Im echten Leben geht es um Kommunikation, seinen Körper zu kennen und auch bereit zu sein, Risiken einzugehen, die einen verletzlich machen. Das Ganze ist weit weniger perfekt, als das, was man auf einem Bildschirm sieht. Die Körper sind echter, natürlicher, behaarter und die Frauen kommen nicht so leicht zum Höhepunkt, wie es die Pornos vorgaukeln.”

Lies auch: When did porn become sex education?

Eine Frau kommt durch Penetration zum Orgasmus

Obwohl immer häufiger hierüber geschrieben wird, wissen es trotzdem viele noch nicht. Darum wollen wir hier noch einmal diesen Sexmythos aus der Welt schaffen, dass Frauen durch Penetration allein zum Höhepunkt kommen könnten. Die meisten Frauen schaffen es nicht zum Höhepunkt, wenn sie nur vom Penis, einem Dildo oder Vibrator penetriert werden; das kann man sogar auf medizinischen Websites nachlesen. Für einen Orgasmus bedarf es der Stimulation der Klitoris, um die notwendige Erregung zu erreichen. Dies kann man mit den eigenen Fingern schaffen oder auch mit einem Sextoy. Der beste Weg, um herauszufinden, was einem gefällt, ist übrigens das Masturbieren. Auf diese Weise lernst du deinen Körper kennen und kannst deine Erfahrungen beim Sex mit dem Partner anwenden.

Lies auch: Verführe dein Solo-Sexleben

Jede Frau kann squirten

Ein Mythos, der sich ebenfalls hartnäckig hält – vor allem durch Pornos -, ist, dass alle Frauen squirten können sollen (also spritzend den Höhepunkt erreichen). Das stimmt nicht. Dies hängt davon ab, ob man über genügend Drüsen verfügt, die bei der Ejakulation entsprechend viel Feuchtigkeit produzieren. Oft ist dies nicht mehr als der Inhalt eines Eierbechers. Nur ein kleiner Teil der Frauenwelt squirtet tatsächlich so, wie es uns in Pornos gerne vorgeführt wird. Und noch eine Tatsache zum Squirten: Die Flüssigkeit, die beim spritzenden Höhepunkt freigesetzt wird, entspricht in ihrer Zusammensetzung Urin.

Ein Penis kann nicht brechen

Wenn er keine Knochen enthält, kann er doch auch nicht brechen, oder? Wrong! Auch ein Penis kann tatsächlich brechen. Dabei brechen die Gewebefasern. In einem solchen Fall empfiehlt es sich, den Arzt zu rufen. Experimentieren ist sicherlich etwas Schönes und auch empfehlenswert, man sollte dabei aber Rücksicht auf die Belastbarkeit des männlichen Geschlechtsteils nehmen. Vor allem die Stellung ‘Reverse Cowgirl’ sollte mit Bedacht durchgeführt werden!

Welche Sexmythen hast du bis gerade eben noch geglaubt?

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