Kolumne: Orgasmuskluft

Orgasmuskluft Kolumne

Hast du schon einmal etwas von der sogenannten Orgasmuskluft gehört? Damit ist der Unterschied gemeint, wie häufig Männer und Frauen beim Sex zum Orgasmus gelangen. Bei heterosexuellen Kontakten ist der Prozentsatz der Männer, die zum Orgasmus kommen wesentlich höher als bei den Frauen. Bei lesbischen sexuellen Kontakten bekommen beide Frauen viel häufiger einen Orgasmus. Hier läuft also irgendwo etwas schief.

Man könnte meinen, dass der Sex bei heterosexuellen Kontakten mehr auf die Männer als auf die Frauen ausgerichtet ist. Oder dass Männer deutlicher mitteilen, was ihnen gefällt und was sie brauchen, um zum Höhepunkt zu gelangen. Man könnte auch denken, dass sich heterosexueller Sex noch zu oft auf die Penetration konzentriert, wodurch die Männer herrlich kommen können, der Großteil der Frauen aber nicht. Man könnte behaupten, dass Frauen ihre Wünsche und Bedürfnisse besser mitteilen müssten, dass sie ihren eigenen Körper besser kennen sollten, um zu wissen, was sie mögen und auf was ihr Körper reagiert. Man könnte auch sagen, dass Frauen, Männer und Menschen ganz allgemein die gleiche Aufmerksamkeit verdienen, wenn es um Sex geht und dass jeder das Recht auf Erregung hat.

All das könnte man sagen – und nichts davon wäre vermutlich unwirklich oder irreal -, ich finde aber auch sehr wichtig zu erwähnen, dass Sex sich nicht nur um Orgasmen dreht und wer öfter als der andere zum Höhepunkt kommt. Sex geht um Gleichwertigkeit, Genuss, das Kennen des eigenen Körpers und das Entdecken des Körpers eines anderen. Sex geht darum, neugierig sein zu dürfen. Neugierig nach Intimität und Liebe.

Das Schwierige an dieser ganzen Diskussion rund um die Orgasmuskluft bzw. der feministischen Bewegung, die gegen sie ankämpft, ist festzulegen, was genau man daran ändern will: Sollten Männer und Frauen gleich viel Orgasmen bekommen müssen? Müssten Frauen das Recht auf einen Orgasmus bekommen? Sollten die Frauen sich besser durchsetzen? Sollten sie ihren Körper besser kennen? Denkst du, dass der Bettpartner dafür verantwortlich sein sollte, dass die Frau einen Orgasmus bekommt? Und dass der Sex nicht vollständig ist, wenn der Orgasmus ausbleibt?

Oder möchtest du lieber sehen, dass Sexualität etwas ist, das Frauen genauso gut genießen können? Dass den Möglichkeiten mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, mit denen Frauen ihre Bedürfnisse erfüllt werden können? Dass der Sex per Penetration nicht mehr die Norm ist (das ist er für viele bereits nicht mehr), sondern dass Oralsex und Masturbation ebenfalls als vollwertiger Sex erlebt wird?

Wenn du ersteres betonst, besteht die Gefahr, dass gerade die Frauen, denen es schwerer fällt einen Höhepunkt zu erreichen, noch mehr Probleme damit bekommen werden. Einfach deswegen, weil hierdurch der Druck noch weiter erhöht wird. Denn anscheinend ist der Sex dann nicht gut, wenn es nicht zum Orgasmus kommt. Sie setzen sich also nicht gut genug durch. Kennen ihren Körper angeblich nicht gut genug. Ihr Partner beschäftigt sich demnach nicht ausreichend mit ihnen. Er kennt sie augenscheinlich nicht gut genug. Und sie haben somit wohl versagt oder werden versagen, wenn sie keinen Orgasmus bekommen. No pressure please!

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2 Bemerkungen

Christiane
März 20, 2021 9:08 am

Wenn es mir nicht gut geht, bringt ein kleiner Orgasmus (Dildo) mich in die beste Richtung!!! e

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Maris
September 14, 2022 10:50 am

Hallo,
Ich habe grosse probleme und einen orgasmus zu haben
das frustriert mich.

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