Sexuelle Aufklärung und Sexualerziehung

sexuelle Aufklärung und Sexualerziehung

Erzählst du deinem Kind von Blumen und Bienen? Oder erzählst du eine Geschichte von Samen- und Eizellen? Und wenn du deinem Kind so eine Geschichte erzählst, geht es dann um sexuelle Aufklärung? Oder eher um Fortpflanzung, also etwas, das nur Teil der Sexualität ist bzw. dessen Folge?

Sexuelle Aufklärung & Sexualerziehung

Viele Eltern und Lehrer tun sich mit sexueller Aufklärung schwer. Was soll man erzählen, wem erzählen, wann und wie? Welche Worte soll man wählen und wie weit gehen die Informationen? Viele Eltern und Lehrer sind sich hierbei überhaupt nicht bewusst, dass die sexuelle Aufklärung schon viel früher beginnt als man denkt. Eigentlich sollte man schon direkt nach der Geburt damit beschäftigt sein. In diesem Abschnitt der Erziehung lernt das Kind Berührungen kennen, Grenzen, Spiel und Respekt. Es erlernt Normen und Werte. Es lernt den Körper kennen und die Unterschiede zwischen unterschiedlichen Körpern. All dies hat nichts mit dem Konzept Sexualität zu tun, wie man es als Erwachsener kennt, es sind aber wichtige Bausteine auf denen man aufbauen kann, um letztlich zu einer guten sexuellen Entwicklung zu gelangen.

Der Schritt zur sexuellen Aufklärung findet statt, wenn spezielle Informationen über Sex weitergegeben werden. Außer dass hierbei immer auf die Selbstbestimmung bezüglich des eigenen Körpers eingegangen werden muss, werden als erstes Themen wie Verliebtsein und Beziehungen angesprochen. Danach kommen die biologischen Aspekte zur Sprache: Was ist Menstruation, ein nasser Traum oder das Bekommen einer Erektion? Und wie funktioniert eigentlich die Fortpflanzung?

Sexualität ist aber weit mehr als nur eine körperliche Reaktion, der Beginn der Menstruation oder das Zeugen von Kindern. Bei der Sexualität geht es um Wünsche, Grenzen, Fantasien und um Verlangen. Es geht um Neugier, Unsicherheit und Autonomie. Bei Sexualität geht es um das Erleben der eigenen Gefühle. Wie kann man all das als Erwachsener erklären, ohne sich dabei in seinen eigenen sexuellen Beschränkungen zu verheddern? Das ist eine echte Herausforderung, vor allem dann, wenn man selbst noch mit seiner eigenen Sexualität nicht ganz im Reinen ist.

Jedes Kind in seinem eigenen Tempo

Man sollte beachten, dass jedes Kind sein eigenes Tempo hat; auch auf dem Gebiet der sexuellen Entwicklung. Dabei kann es erhebliche Unterschiede zwischen Personen geben.

Eine gute Basis bei der sexuellen Aufklärung wird sich positiv darauf auswirken, wie jemand später mit seinem eigenen Körper und seiner Sexualität umgeht. Elemente wie Berührungen, den Körper kennenlernen, sich trauen nein zu sagen, Zuneigung zeigen sind alles Basiselemente der späteren Sexualität, ohne dass dem in der frühen Kindheit bereits eine sexuelle Bedeutung beigemessen wird.

Das macht es den Eltern oft schwer, hiermit umzugehen: Für sie ist eine sexuelle Bedeutung bereits unlöslich mit diesen Elementen verbunden, obwohl ihr Kind keine blasse Ahnung davon hat. Ein dreijähriges Kind kann z.B. einfach ‘das schöne Gefühl genießen’, wenn es mit seinem Penis spielt, während den Eltern dabei die Schamesröte in die Wangen steigt, denn in ihren Augen ist das eben ein ungehöriges Benehmen. Das Kind weiß nur, dass es sich schön anfühlt, wenn es seinen Körper auf diese Weise berührt. Neugier sollte man nicht bestrafen, man sollte sie nur begrenzen, falls sie dem Kind schaden könnte. Das sollte dann aber aus Liebe und Fürsorge geschehen und nicht aus Scham oder Panik.

Information & Unbehagen

Eltern sollten dem Kind mitteilen, dass es viele Informationen gibt, dass die Fragen aber vom Kind kommen sollten, wenn es neugierig ist. Als Eltern könnte man z.B. dem Kind erzählen, dass es ein Buch gibt, das sie sich anschauen können oder dass sie, wenn sie Fragen zu Beziehungen haben, ihrem sich verändernden Körper oder über Sexualität, sich immer an sie wenden können.

Als Eltern sollte man sich zudem über sein eigenes Unbehagen bewusst sein, wenn über Sex gesprochen wird, damit sich dieses Unbehagen nicht auf das Kind überträgt. Darum sollte man auch selbst die Themen so wählen und die Art und Weise, wie man sie erklären möchte, dass man sich selbst dabei wohl fühlt. Außerdem sollte man nach Möglichkeiten suchen, über die das eigene Kind an bestimmte Informationen gelangen kann, ohne dass man sich dabei selbst in eine grenzüberschreitende und unangenehme Situation bringt, nur weil man unbedingt mit dem Kind darüber sprechen will. Dann wäre es besser, direkt zuzugeben, dass es einem selbst schwer fällt, darüber zu sprechen, dass es aber trotzdem wichtig ist, etwas darüber zu erfahren.

Sexuelle Aufklärung – Welche Themen bespricht man?

Wichtige Themen sind sexuelle Diversität, dass man neugierig sein darf, seine Grenzen bestimmt aber auch seine Wünsche ergründen darf. Es sollte über Autonomie und Durchsetzungsvermögen gesprochen werden; über Fantasien, den Einsatz von Hilfsmitteln und natürlich auch über Geschlechtskrankheiten.

Was ebenfalls hilfreich sein kann, auch wenn es als Eltern nicht ganz leicht sein dürfte, hierbei eine direkte Rolle zu spielen: Man kann auch Hilfsmittel wie Gleitmittel oder einen Vibrator zur Sprache bringen. Frauen sollten nicht erst 20 Jahre lang Schmerzen beim Sex ertragen müssen, bis sie irgendwann einmal per Zufall Gleitmittel ausprobieren und entdecken, dass sie Sex auch schmerzfrei genießen können.

Jeder sollte auch erfahren, dass jeder Mensch seiner Sexualität ganz individuell Form geben darf, damit sie sich für ihn persönlich gut anfühlt und dass das Ganze eine lebenslange Entdeckungsreise ist.

Wissen ist Macht. Das gilt auch für Sex. Die Botschaft, dass man sicheren Sex haben sollte, ist sehr wichtig, aber sicherer Sex bedeutet weit mehr als nur die Benutzung von Kondomen, um eine Schwangerschaft oder Geschlechtskrankheiten zu vermeiden. Sicherer Sex ist ein bisschen auch klug Sex haben: so klug zu sein, um richtige Entscheidungen für sich selbst zu treffen; was die eigenen Wünsche betrifft, die eigenen Sehnsüchte und Bedürfnisse aber auch die eigenen Grenzen. Sicher und klug Sex haben bedeutet, dass man über das Wissen verfügt, sichere und kluge Entscheidungen zu treffen, weil man weiß, dass man die Wahl hat.

Lies hier die Kolumne über Sexualerziehung

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